Frage im Expertenforum Kinderernährung - Gastroenterologie an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Refluxkrankheit/Sandifer Syndrom

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Refluxkrankheit/Sandifer Syndrom

Lilly5555

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Guten Abend, vor einer Woche war ich mit meiner 11 Wochen alten Tochter in der Kinderklinik. Sie hatte im Liegen aufeinmal kaum Luft bekommen, sich komplett zusammengekrümmt und wie wild gestrampelt mit richtiger Not in ihren Augen. Es sah erst aus wie ein Krampf, dies wurde ausgeschlossen. Dort wurde GERD/Sandifer Syndrom diagnostiziert (auch mittels Ultraschall.) Sie ist zudem seit der Geburt immer am Husten oder Röchelen. Zudem ist sie meist den halben Tag damit beschäftigt, die Luft/Stuhl rauszubekommen. Rückenlage geht so gut wie garnicht, sie bekommt in der Position totale Panik und fängt an zu Schmatzen, würgt klare Flüssigkeit hoch und krümmt sich durch. Um so später der Tag wird und um so mehr sie trinkt, desto schlimmer wird es. Es sieht wirklich schmerzhaft aus mit vielen Tränen beim Trinken und soweit, das sie abends fast die Flasche verweigert. Schlafen tut sie immer nur kurz, da sie dadurch immer wieder aufwacht und sich zusammenkrümmt und würgt. In der Kinderklinik wurde gesagt ich soll alles weitere mit der KIA besprechen. Diese möchte jedoch ungern Medikamente geben. Ich soll nur die Milch andicken etc. All das mache ich ja schon, jedoch würgt sie die klare Flüssigkeit (ich denke Magensäure) immer wieder hoch, weint dabei und man hört sie richtig schlucken. Sie ist den halben Tag super unruhig und nur am rumzappeln, wir sind langsam echt verzweifelt. Wir versuchen sie hauptsächlich zu Tragen aber möchten sie natürlich auch mal auf ihre Spieledecke legen, damit sie zb irgendwann lernt sich zu drehen, nach was greift etc.    wir sind komplett verzweifelt langsam. Ich bin natürlich nicht "wild" drauf meiner Tochter in dem Alter Medikamente zu geben, jedoch kämpfen wir uns von Tag zu Tag und unsere Kleine hat sichtlich Schmerzen oder ein starkes Unwohlsein. Gibt es hier nicht etwas worauf ich meine KIA ansprechen kann? Wir fühlen uns hier leider sehr im Stich gelassen. könnte es auch sein das zb durch eine Milchunverträglichkeit Reflux entsteht? Da sie ja auch viel drückt tagsüber. Sie bekommt etwas Muttermilch und hauptsächlich angedickte Aptamil Comfort Nahrung. vielen Dank schonmal und beste Grüße!


Prof. Dr. med. Michael Radke

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Man sollte bei einer Situation trotz aller emotionalen Belastung rationell vorgehen und die Ursache des Phänomens klären. Mir scheint, daß ist in Ihrer Kinderklinik nicht gelungen - Sie scheinen ja unzufrieden zu sein. Das weitere Vorgehen einer Kinderarztpraxis zu überlassen, ist wenig hilfreich. Mein Vorschlag: Bitte nehmen Sie Kontakt mit einer kindergastroenterologischen Ambulanz in Ihrer Nähe auf (Sie finden eine unter www.gpge.de). Ein Sandifer-Syndrom ist sehr selten und kann nur nach ausführlicher Diagnostik festgestellt werden. Wenn dann Medikamente nötig sein sollten, dann ist das so. Auch kleine Säuglinge (denken Sie an Frühgeborene) haben ein Recht auf wissenschaftlich basierte effektive Behandlung. Als Test könnte man ohne Probleme für einige Tage Säurehemmer geben (Omeprazol, Esomeprazol, Pantoprazol). Zudem kann Gaviscon hilfreich sein. Eine Kuhmilchallerige ist ebenfalls denkbar. Vor Klärung der Ursache in einer Kindergastroenterologie wird man schlecht helfen können. Alles Gute!


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