Frage im Expertenforum Kinderernährung an Prof. Dr. med. Michael Radke:

Baby isst zu VIEL!

Prof. Dr. med. Michael Radke

Prof. Dr. med. Michael Radke
Kindergastroenterologe an der Universitätskinderklinik Rostock

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Frage: Baby isst zu VIEL!

jt1234

Hallo Herr Dr. Radke, ich bin wirklich überfordert mit der Ernährung meines sieben Monate alten Babys (Frühchen, kam 6 Wochen zu früh) Er hatte schon immer einen sehr großen Appetit, also: quälende Schreie wenn er hungrig ist und ein Verputzen der Mahlzeiten, besonders gern trinkt er noch Pre-Nahrung. Ich versuche mich mal kurz zu halten: Er bekommt 1x um 4 Uhr und 1x um 9 Uhr jeweils 90ml Pre-Nahrung, also eine bewusst kleine gewählte Portion von mir, obwohl er sehr gerne mehr trinken würde. Diese Nahrungen auszusetzen ist wirklich so gut wie UNMÖGLICH, auch wenn es so oft in der Theorie empfohlen wird.  anschließend bekommt er um 11-12 Uhr 1 Gläschen Gemüsebrei, hier auch manchmal Wasser nebenbei. Um Ca. 16 Uhr dann eine Flaschenportion 180-210ml Pre-Nahrung.  Um 21 Uhr wieder ein Glässchen, entweder Gemüse oder mal Haferbrei.  Dann um ca. 23 Uhr 120ml Pre-Nahrung.  Das war die heutige Ernährung. 6-7x tgl bekommt er etwas.  Es ist viel, das weiß ich, aber er ist ein so hungriges Baby, dass es belastend ist. Verwandte die ihn beobachten sagen auch, dass sie noch nie ein so gieriges/hungriges Baby gesehen haben. Er steckt auch alles in den Mund, was er in die Hände kriegt. Ich bitte Sie, mir nicht einfach zu empfehlen, die Nahrung wegzulassen, da es mit GROẞEM Schrei und Unruhe verbunden ist. Er lässt das einfach nicht zu! 1. Wie finden Sie die Ernärhung? 2. Bekommt er zu wenig Brei und dafür zu viel Milch? 3. Wie kann ich es nach Ihrem Empfinden am besten ändern? Über eine Antwort freue ich mich sehr. Ich bin wie gesagt momentan sehr überfordert damit. Vielen Dank und liebe Grüße!


Ich bin gar nicht sicher, ob Sie Grund zur Sorge haben sollten, zumal Sie leider nichts über das Körpergewicht schreiben. Die Ernährung ist im großen und ganzen okay. Gut ist, daß Sie Pre geben und keine 1-er oder gar Folgemilch. Gut auch, daß Ihr Kind schon Brei bekommt. Bei den Breien können Sie sich auf kalorienärmere Breie konzentrieren, d.h. keine Milch-Getreide-Breie, sondern eher Gemüse- oder Gemüse-Fleisch-Breie. Meine Empfehlungen: 1. Bleiben Sie gelassen. Sollte Ihr Kind in den unteren Gewichsperzentilen rangieren, müssen Sie gar nichts ändern. Sprechen Sie über die Gewichtsentwicklung mit Ihrem Kinderarzt. 2. Vor jeder Milchflasche könnten Sie Wasser zu trinken geben und dann auf Milch wechseln. Fangen Sie mit ca. 50 ml Wasser an, danach Milch 3. Versuchen Sie möglichst, von der nächtlichen Nahrung (23 Uhr) wegzukommen. Auf jeden Fall sollten Sie zunächst Wasser geben und dann Brei statt Milch.


jt1234

Hallo Herr Dr. Radke, danke für die Antwort. Der Kleine wiegt schon knapp 10kg und ist somit im oberen Perzentilenbereich. Ändert dies etwas an Ihrer Empfehlung? Liebe Grüße!


Ja, denn dieses Gewicht ist tatsächlich deutlich über der Norm. Wie sieht es in der Familie aus? Sind alle groß und kräftig, Geschwister, Eltern, Großeltern? Ich empfehle Ihnen eine Vorstellung in einer Spezialsprechstunde für Kindergastroenterologie und/oder Kinderendokrinologie, um die Situation vor Ort zu beurteilen. Ggf. gibt es diagnostischen Bedarf. Lassen Sie sich diesbezüglich von Ihrem Kinderarzt helfen.


jt1234

Wir sind eine eher große Familie, von Übergewicht sind aber nur vereinzelte Leute betroffen. Onkel und Opa.  Ansonsten sind wir schlank, aber eher groß. Mein Kinderarzt sagte bei der U5 letzten Monat, dass das Gewicht in Ordnung sei. Halt mehr als andere Kinder aber er sei nicht "zu dick". Seine Größe befindet sich ja auch im 90. Perzentilenbereich.  Finden Sie, dass wir trotz dessen weitere Diagnostik bedürfen, oder gibt es einfach Babys mit enormen Appetit und kräftigerer Statur?


Dann sollten Sie das noch eine Weile beobachten. Babys haben unterschiedliche Wachstumsphasen, die auch die Energiezufuhr, sprich die Nahrunbgsaufnahme beeinflussen. Gut ist ja, daß Sie Problembewußtsein haben. Damit ist gewährleistet, daß Sie aufpassen, damit Ihr Kind keine zu kalorienreichen Nahrungen bekommt (Zucker vermeiden, auch Säfte sind nicht gut, Wasser ist der ideale Durstlöscher). Statt Obst, eher Gemüse und bei den Breien statt Milchbrei, besser Gemüsebrei.


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