Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Reizoffenheit, V.a. Wahrnehmungsstörung

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Reizoffenheit, V.a. Wahrnehmungsstörung

Beany1692

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Guten Morgen, mein Sohn ist 15 Monate und wir waren mit ihm bei einer Sprechstunde für Regulationsstörungen. Dort hieß des, dass er reizoffen sei. Er beschäftigt sich kaum mit Spielzeug, inspiziert es kaum sondern wirft es meistens direkt weiter und krabbelt dann direkt in die nächste Ecke. Er ist motorisch sehr unruhig, ständig in Bewegung. Er kann an Möbeln entlang laufen, geht aber noch nicht frei. Er wird ungern getragen, will dann direkt wieder runter. Kuscheln oder Bücher lesen ist kaum möglich. Jedes kleinste Geräusch lenkt ihn ab. Wir wissen einfach nicht, wie wir ihn etwas zur Ruhe bekommen können oder dass er sich mal etwas länger mit etwas beschäftigt. Er tobt total, spielt gerne guckuck und hinterherkrabbeln, aber selbst wenn er total aus der Puste ist, schafft er es danach nicht zur Ruhe zu kommen, außer wir legen ihn in ein dunkles Zimmer zum schlafen. Es wurde außerdem eine Wahrnehmungsstörung vermutet, Taktil und vestibulär. Er hasst es zb gewickelt zu werden. Meine Angst ist, dass Reizoffenheit immer zu ADHS führt(laut Google) und ich würde mir einfach wünschen, dass er etwas mehr Ruhe für sich findet.. wie können wir ihn da unterstützen? Liebe Grüße


Kristin Windisch

Kristin Windisch

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Hallo, also ein ADHS würde ich gedanklich erstmal weit weg schieben, eine Diagnostik findet erst im Schulalter dazu statt und bis dahin sind noch ganz viele Entwicklungsmöglichkeiten, v.a. in der Selbstregulation sind bis dahin noch Fortschritte zu erwarten, ein großer Sprung ist da auch v.a. ab dem 4.LJ/4,5 , kleinere Verbesserungen auch schon eher - ich weiß, das klingt jetzt noch so weit weg. Versuchen Sie auf geregelte Schlafzeiten zu achten bei den ersten Müdigkeitsanzeichen, sofern diese klar erkennbar sind - um einer Übermüdung und Überreizung entgegen zu wirken. Es gibt zum einen die Kinder, die fast beim Essen einschlafen, weil sie müde sind und zum anderen die Kinder, die bei großer Müdigkeit dann überdrehen und nicht mehr zur Ruhe finden. Bei dem V.a.taktil und vestibulär überempfindlich stellt sich die Frage, ob es ein Kaiserschnitt-Kind ist. Unabhängig davon wäre Baby-/Kindermassage eine gute Möglichkeit, wenn bei dem Wirbelwind irgendwie umsetzbar. Bei taktil überempfindlichen Kindern ist besonders darauf zu achten, dass es keien zarten Streicheleinheiten/Krabbeln/Kitzeln ist, sondern Tiefendruck (Propriozeptive Reize, also Zug-/Druck auf Gelenke und Körper), also schon eine festere Massage (angepasst an einen Kinderkörper), z.B. ringförmig mit einer Hand Arm/Bein umfassen und dann mit Druck abstreifen, mit der anderen Hand das vorige Gelenk sichern (also bei Massage Oberarm das Schultergelenk, bei Massage Unterarm das Ellenbogengelenk, damit es nicht aus der Gelenkpfanne gezogen wird). Beim Abtrocknen nach dem Baden auch abrubbeln als Berührungsreiz und mit festem Druck. Bücher angucken oder mit etwas beschäftigen dann vielleicht auch mal im abgedunkelten Raum mit einer kleinen Lichtquelle probieren, so wenig wie möglich ablenkdene Reize drumherum. Gleichzeitig Möglichkeit zum "auspowern" geben, also viel Bewegung, Krabbeln auch mal über Hindernisse (Kissen, Matten,...) und schräge Ebenen oder draußen auf der Wiese/im Sand,... Wickeln dann lieber im Stand (ist Übungssache, geht mit Höschenwindeln/Pants leichter) als im Liegen umsetzen, das fällt dem Kind dann oft leichter. Bei manchen hilft eine warmes Bad um runterzufahren...? Ansonsten gibt es bei starker Auffälligkeit die Möglichkeit zur ergotherapeutischen oder physiotherapeutischen Behandlung bei auf Säuglinge/Kleinkinder spezialisierten Therapeuten/innen (z.B. Weiterbildung Säuglinge mit Regulationsschwierigkeiten, SI-sensorische Integration). Da würde ich aber mal noch abwarten, ob sich eine Veränderung zeigt, wenn ihr Kind dann gut frei laufen kann und sich damit der Bewegungsdrang und die Unruhe evtl.besser ausgleichen. Alles Gute Kristin Windisch


Rivini

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Als ob ich von meinem Sohn gelesen hätte…ich bin gespannt auf die Antwort.


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