Frage im Expertenforum Ergotherapie bei Kindern an Kristin Windisch:

Ist wirklich Therapie nötig?

Kristin Windisch

 Kristin Windisch
Staatlich anerkannte Ergotherapeutin
Zertifizierte Fachergotherapeutin für Pädiatrie GfpF

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Frage: Ist wirklich Therapie nötig?

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Unser Sohn ist 2,6 Jahre alt und seit fast einem halben Jahr in der Krippe. Er ist ein sehr lebendiges und quirliges Kind, hat jetzt begonnen zu brabbeln. Motorisch ist er absolut fit Die Erzieherinnen haben jetzt bemängelt dass unser Kind nicht konzentriert spielen könne, er beim Essen das Besteck meist ignoriert, er keine Rücksicht auf die kleinen Kinder nimmt (sie umstößt und boxt), er sich an keine Regeln halten kann, er überhaupt nicht spricht (er sagt ja und nein), Aufforderungen nur sehr selten nachkommt, er keinen Augenkontakt aufnimmt oder hält, er kein Verständnis für Tagesabläufe hat (nach dem Essen will er nicht Hände waschen, wenn alle Kinder Richtung Schlafraum gehen wenn es heißt "jetzt ist schlafenszeit" rennt er durch den Flur, andere Kinder würden nach dem Essen wissen dass es zum Hände waschen geht mein Sohn nicht usw). Ich finde die Erzieherinnen verlangen ganz schön viel von den kleinen Kindern. Mein Sohn braucht vielleicht mehr Zeit zum entwickeln wie andere, aber ein Gang zum Arzt oder Therapeuten finde ich unsinnig. Das Kind braucht nur Zeit, es ist schließlich nicht krank. Jetzt machen die Erzieherinnen Druck ich solle zu einer Frühförderstelle oder einem Ergotherapeuten gehen und eine Überprüfung oder Diagnostik machen lassen. Mein Kind bräuchte einen Betreuungsaufwand wie ein einjähriges und das können sie gerade noch so in der Krippe leisten aber nicht im Kindergarten. Sprich wenn ich nicht mit ihm zum Arzt gehe könnte es sein dass sie mir den Kindergartenplatz ab drei kündigen weil er zu viel Betreuung braucht. Aber ist es nicht auch Aufgabe der Erzieherinnen dem Kind die Regeln beizubringen auch wenn es lebendig ist? Zu Hause hört er auch nicht immer wenn wir was sagen, aber wir haben die Wohnung so eingerichtet und abgesichert dass er kaum Verbote enthalten muss. Wenn wir uns mit ihm beschäftigen klappt es auch ganz gut. Die Erzieherinnen sagen dass er halt nicht immer eine Erzieherin haben kann sie sich nur um ihn kümmert und sie würden an eine Wahrnehmungsstörung denken weil er nicht spricht und auf zurufe und Aufforderungen eben oft nicht hört. Was sagen Sie dazu? Mein Sohn ist doch altersgerecht entwickelt und nicht krank? Iny


Kristin Windisch

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Hallo, vielen Dank für ihre Schilderungen. zunächst einmal ist ihr Sohn erst ein halbes Jahr in der Krippe und beginnt gerade erst für sich so richtig dort anzukommen und sich sicher zu fühlen (wenn er sich wohlfühlt und gern hingeht). Es ist also noch keine lange Zeit, auch wenn die Erzieherinnen den Zeitdruck haben, dass die beschriebenen Situationen bis zum Wechsel in die Kita besser werden sollten. Ihr Sohn ist 2,6 Jahre alt und hat jetzt begonnen zu brabbeln? Er sagt ja/nein und sonst noch keine Wörter (Ball, Tiere o.ä)?Nicht nur in der Kita-zuHause genauso?oder spricht er da mehr/genauer als in der Kita bzw.mit vertrauten Personen mehr (dann wäre es eher eine Frage der emotionalen Sicherheit)? Er hat für sein Alter schon eine recht späte Sprachentwicklung. Nun ist das Fenster für sprechen ja weit gedehnt, es gibt auch sog.“late talker“. Hat der Kinderarzt bezüglich der Sprachentwicklung bei den U-Untersuchungen etwas gesagt? Ich hätte ja sonst eher erst mal erwartet dass da an Logopädie gedacht wird, was das sprechen betrifft. Das Hören ist unauffällig?Sie meinten ja, dass er in der Krippe vieles nicht hört (zuhause auch nicht?). Hören und Sprachentwicklung hängen ja zusammen... Zur Konzentration: Kann sich ihr Kind zuhause besser konzentrieren und Abläufe wie z.b.nach dem Essen waschen (o.ä.wie in Kita probl.)einhalten oder muss er das zuhause gar nicht? Falls er zu Hause mit solchen Situationen keinerlei Probleme sondern nur in der Krippe hat, dann würde ich vermuten, dass er Schwierigkeiten mit dem lauten „drumherum“ (viele Kinder/Reize/Lärm) hat und man natürlich beobachten muss ob das mit der Zeit besser wird oder ggf.doch an der Wahrnehmung liegen kann. Vielleicht können die Erzieher mal beobachten ob er bei wenig Lärm oder gezielter Ansprache ggf.mit Körperkontakt besser darauf reagiert-dann würde ich darin eine Ursache vermuten. Oder reagiert er auch damit nicht? Er muss ja sicher zuHause trotzdem ein paar Regeln einhalten, kann er das dort besser als in der Kita? Im Krippenalltag müssen Kinder natürlich mehr Regeln einhalten und „besser funktionieren“als sie es vllt.von zuHause gewöhnt sind. Bei dem Schubsen/Boxen wäre es auch eine Frage, ob er generell anderen Kindern gegenüber so reagiert (z.B.bei Besuch, Spielplatz,usw.)oder vermehrt in der Kita. Kinder, die reizüberflutet sind (sei es von den Geräuschen, der körperlichen Nähe oder dem was es alles zu sehen gibt) können sich natürlich schwerer konzentrieren und auch mit Agression reagieren. Das ist aber aus der Ferne bei ihrem Kind von mir nicht einschätzbar. Wenn Sie sich selbst Sorgen machen und es abgeklärt haben möchten, ob eine Wahrnehmungsstörung dahinter liegt gibt es natürlich die Möglichkeit z.b. nur 6x Ergotherapie für eine reine Diagnostik über den Kinderarzt zu bekommen.Dann hätten Sie eine genaue Einschätzung für ihr Kind und können auch den Erzieherinnen sagen, ob noch abgewartet werden kann oder doch noch etwas anderes als Ursache für sein Verhalten infrage kommt. Dann hätten Sie nicht den „Druck“seitens der Kita oder aber zumindest ein paar Tipps für den Alltag, wie Sie ihren Sohn unterstützen können, damit er in der Krippe besser zurecht kommt. Die Kinder nehmen die Ergotherapie, da sie in spielerischer Form gestaltet ist, nicht negativ wahr (im Sinne von ich bin krank/mit mir stimmt was nicht). Gäbe es denn die Möglichkeit ihn etwas später in die Kita wechseln/länger in der Krippe zu lassen, falls sich die beschriebenen Situationen dann nicht geändert haben? Was sagt denn ihr Kinderarzt dazu? Ein Kindergartenplatz kann nicht gekündigt werden, weil sich ein Kind nicht an die Regeln hält und Probleme hat Aufforderungen nachzukommen, sie haben einen Rechtsanspruch auf einen Platz und es ist ja die gleiche Einrichtung, sie sind somit ja „schon drin“. Anders ist es natürlich, falls ihr Kind so starke Probleme entwickeln sollte, dass es einen Integrationsstatus bräuchte und somit die Kita einen Integrationshelfer stellen müsste, was nicht jede Einrichtung kann. Das Sprechen/Hören sollten Sie auf jeden Fall beim Kinderarzt abklären lassen, damit nichts übersehen bleibt und sich daraus Entwicklungsprobleme ergeben. Ich hoffe ich konnte Ihnen ein paar Anregungen geben. Liebe Grüße und alles Gute für den kleinen Mann Kristin Windisch


jannismumq

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Hallo. Mich wundert bei deiner Beschreibung das dem Kinderarzt bei der U nichts aufgefallen ist. Andererseits ist die ja auch schon ein paar Tage her. Verhält er sich zu Hause genauso? "Zu Hause hört er auch nicht immer wenn wir was sagen, aber wir haben die Wohnung so eingerichtet und abgesichert dass er kaum Verbote enthalten muss" Warum? Wollt ihr ihn nicht in seiner Entfaltung behindern? Oder hast du schlicht keine Lust ständig hinterher zu sein und immer wieder "Nein" zu sagen? Es ist nicht die Aufgabe der Erzieherinnen die komplette Erziehung für euch zu übernehmen! Da müsst ihr selber auch schon was tun. Und habt ihr im Freundes und Bekanntenkreis keine gleichaltrigen Kinder? Dann sollte dir doch eigentlich aufgefallen sein das dein Sohn nach deiner Beschreibung nicht altersgerecht entwickelt ist. Mein Zwerg spricht mit seinen 25 Monaten schon echt wenig. Bei der U hatten wir Probleme die geforderten 20 Wörter zusammen zu bekommen, aber er sagt doch einiges. Nur sein ständiger Wortschatz ist nicht so gross. Der besteht aber auch aus Ja, Nein, Milch , Mama, Papa, Opa usw. Ja und Nein ist echt wenig. Sagt er denn nicht einmal Mama oder Papa? Oben schreibst du sogar er fängt jetzt an zu brabbeln? Sorry, aber sei den Erzieherinnen lieber dankbar das sie dich darauf aufmerksam machen. Liebe Grüsse


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