Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Dr. med. Rüdiger Posth:

Weinen während der Therapie

Dr. med. Rüdiger Posth

Dr. med. Rüdiger Posth
Facharzt für Kinderheilkunde, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut

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Frage: Weinen während der Therapie

Mitglied inaktiv

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Hallo Dr. Posth, unser Sohn Peter (ehemaliges Frühchen, 2 Jahre alt) weint häufig während der Therapie. Zu Beginn bekam er Krankengymnastik und besonders nach den Ferien, wenn er lange keine KG mehr hatte, weinte er sehr stark. Die Krankengymnastin verbot mir Peter zu trösten bzw auf den Arm zu nehmen und zu beruhigen. Es kam vor, dass Peter von daher 45 min (die ganze Therapiezeit) auf dem Boden saß und nur weinte. Ich hatte deswegen häufig Diskussionen mit der Krankengymnastin, aber sie ließ sich auf nichts anderes ein. Zum Glück braucht unser Sohn keine KG mehr, aber dafür Ergotherapie. Ergotherapie war bisher nur zweimal, aber die Therapeutin gab mit zu verstehen, dass ich bald nicht mehr bei der Therapie anwesend sein dürfe. Ich sprach sie darauf an, dass Peter mit Sicherheit dann weinen wird. Ich weiß jetzt schon, dass das wie bei der KG ablaufen wird. Peter wird 30 Minuten brüllen. Ich selbst bin Pädagogin und weiß, dass man das Loslösen immer wieder versuchen sollte. Vielleicht sollte ich auch noch erwähnen, dass Peter zu einer Tagesmutter geht (5 Std täglich),ohne zu brüllen, aber nachdem er Vertrauen zu ihr aufbauen konnte. Ist es dennoch sinnvoll bei einer Therapie darauf zu bestehen, ein Kind in diesem Alter allein zu therapieren und es konsequent die ganze Therapiezeit schreien zu lassen?


Dr. med. Rüdiger Posth

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Liebe Sharwi, Anna hat Ihnen Ihre Geschichte erzählt und Ihnen wahrscheinlcih sehr gut vermitteln können worum es geht. Die Heilpädagogik ist nicht die Entwicklungspsychologie. Hier stehen oft sehr junge Therapeutinnen und Therapeuten ohne Erfahrung mit eignen Kindern, die Ihren Beruf ausüben möchten, und zwar so ungestört wie möglich. Die dabeistehende Mutter wird häufig alsprovokant oder bedrohlich empfunden. Das schreiende Kind wird als persönliche Niederlage angesehen. Beides ist grundfalsch. Das kommt aber daher, daß die Ausbildungsgänge wenig oder keine Entwicklungspsychologie vorsehen. Übrigens ist es bei uns Medizinern genauso. Und so tun sich viele, gerade junge Kolleginnen und Kollegen schwer, die Eltern immer daneben stehen zu haben. In der Klinik wird das auch demzufolge nicht toleriert. Aber in der Praxis muß man sich daran gewöhnen und tut es. Dasselbe kann man von der heilpädagogischen Zunft verlangen. Viele Grüße


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Was soll denn der Blödsinn und für was soll das gut sein? Ein Kind das bei der Therapie schreit. Ich durfte immer dabei bleiben, respektive stand es nie zur Diskussion, dass ich nicht dabei bleibe. Ich würde einfach darauf bestehen, fertig. NOch schlimmer finde ich die Vorstellung, nicht trösten zu dürfen. Da sitzt das arme Kind, weint bitterlich und Mama sieht zu, das kann doch so ein Zwerg überhaupt nicht verstehen, da müssen doch Welten zusammenbrechen. Ich würde an Deiner Stelle einfach dabei bleiben. Das kann doch der Therapeutin nur recht sein, weil Du die Übungen zu Hause dann auch noch machen kannst. Viel Glück und bleibe standhaft.


Mitglied inaktiv

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Liebe Sharwi, mein Sohn ist inzwischen 13 und so haben wir bereits eine lange "Therapiekarriere" hinter uns gebracht. Auch bei uns waren manche Therapeuten der Meinung, dass es wichtig sei, dass ich das Kind alleine lasse, vor allem als er dann schon so vier oder fünf Jahre alt war. Ich habe mich bis auf einmal nie darauf eingelassen und schon gar nicht hätte ich mir verbieten lassen, mein Kind zu trösten. Entweder der Therapeut oder die Therapeutin haben eingewilligt, dass erst eine Vertrauensbasis geschaffen wird und wir (Kind, Therapeut/in und ich) arbeiten miteinander oder gar nicht. Das eine Mal, als ich doch eingewilligt habe, mein Kind nicht zu begleiten, war beim heilpädagogischen Reiten. Die Therapeutin, eine junge Frau Anfang 20 ohne eigene Kinder, war absolut überzeugt davon, dass dies der einzige Weg sei und wollte beim zweiten Termin unbedingt mit ihm allein sein. Ergebnis: unser damals dreijähriger Sohn ist ihr beim Überqueren einer Hauptverkehrsstraße von Pferd gesprungen und blindlings durch den Verkehr zum Hof zurückgerannt. Es war ein absolutes Wunder, dass ihm dabei nichts passiert ist. Nach diesem Erlebnis, stand für mich endgültig felsenfest, dass es so niemals wieder laufen wird und auch diese Therapeutin hat sich "geschlagen gegeben". Einige Wochen später war unser Sohn so weit, dass er mir gesagt hat "Mama, Du kannst einkaufen gehen und mich wieder abholen". Ab diesem Zeitpunkt blieb er problemlos alleine und die Therapeutin hatte gelernt, dass es besser ist, erst das Vertrauen des Kindes zu gewinnen und dann mit ihm alleine bleiben zu wollen. Ähnliche Diskussionen hatte ich mit der Musiktherapeutin, der Logopädin, der Heilpädagogin im Kindergarten und restlos alle, waren dann erstaunt, dass es sich "tatsächlich gelohnt hat" mich zumindest in der Anfangsphase einzubeziehen. Die Reitpädagogin habe ich erst kürzlich zufällig getroffen und sie hat mir erzählt, dass sie damals nie geglaubt hätte, dass unser Kind jemals "so weit kommt" (er geht inzwischen allen düsteren Prophezeiungen zum Trotz in die normale Hauptschule und hat dort guten Anschluss und kommt auch vom Stoff gut mit), denn ich hätte ja "nicht loslassen können". Nun - sie ist inzwischen selbst Mutter und hat ja auch zehn Jahre mehr Erfahrung bei ihrer Arbeit - ist sie aber davon überzeugt, dass gerade die solide Basis, die durch die enge Bindung an die Familie gegeben war, wichtig für unseren Erfolg ist. Sie hat gelernt, dass es einen Unterschied zwischen "loslassen" und "hinausstossen" gibt. Lass dich als Mutter nicht zu etwas zwingen, was Du als ungut empfindest. Du bist die Expertin für dein Kind und Du erlebst es seit der Geburt in jeder Situation. Du (und der Vater) bist verantwortlich für alles was geschieht und lebst mit den Konsequenzen deiner (bzw. eurer) Entscheidungen. Alle Therapeuten, Lehrer usw. begleiten euch nur auf einem Stück eures Weges, aber den ganzen Weg geht nur ihr alleine. Lass dir bei jeder Therapie erklären, was damit erreicht werden soll und wie es erreicht werden soll. Sei notfalls penetrant und stelle so lange Fragen, bis Du weisst, was du wissen willst. Das kostet oft Nerven, aber lieber investiere ich meine Kraft und Zeit vorab in solche Gespräche, als hinerher ein verstörtes Kind zu haben, das lange Zeit braucht, um sich wieder zu erholen. Nach meiner Erfahrung laufen die Therapien am besten, bei denen die Eltern als Partner angesehen werden und nicht als Störfaktor oder als "Laien, die sowie so nicht verstehen, um was es geht". Anna


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Vielen Dank für die Antworten. Ich fühle mich bestärkt und wieder motiviert für die Therapie. Ich werde mich nun nicht mehr rausschicken lassen und auf meine Gefühle aus Mutter hören. Nochmals DANKE!


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