GrubSabine
Hallo liebe Expertinnen Ich wende mich mit ein paar Schlafproblemen an Sie. meine Tochter ist 10 Monate alt und wird nach Bedarf gestillt und zum schlafen. Die ersten sechs Monate hatten wir überhaupt keine Probleme mit dem Schlafen. Sie hat jede Nacht durchgeschlafen und das ohne Hilfe wie Stillen oder schaukeln, sondern vollkommen selbstständig. Seit sie ca. 6 Monate alt ist schläft sie schlechter und wacht nachts öfter weinend auf. Also haben wir angefangen sie in ihrem Gitterbett schlafen zu lassen in ihrem eigenen Zimmer das gleich neben unserem liegt. Aber leider kam keine Besserung. Jetzt haben wir folgende Probleme: •) Ich stille sie Abends zum einschlafen lege sie ins Bett. Nach einer Halben bis 3 Stunden wacht sie wieder weinend auf. Sie schläft nur weiter wenn ich sie in den Arm nehme, oder sie wieder Stille oder sie zu uns ins Familienbett lege. Auch der Papa kann sie nicht beruhigen, sie will immer zu mir. Dann ist es aber oft so, dass ich sie in ihr Bett lege Sobald sie wieder eingeschlafen ist, 2 Schritte mache und sie wieder weinend aufwacht. Manchmal brauche ich 7 Anläufe bis sie wieder 2-3 Stunden am Stück schläft. Wieso ist das so und was kann ich tun dass sie besser und länger schläft, und Nicht mehr so abhängig von mir ist? Denn nach 10 Monaten möchte ich vielleicht auch mal wieder abends raus was trinken gehen mit Freunden oder auf ein Konzert. Aber so wie das momentan läuft ist es für mich unvorstellbar sie auch nur einen Abend auch mal bei ihrem Papa zu lassen, geschweige denn bei Oma oder Tanten. Was können wir hier tun? •) Tagsüber haben wir das gleiche Problem. Sie schläft nur wenn ich sie Stille und wacht wieder wie abends nach einer halben Stunde auf und schläft auf meinem Arm weiter und dann beginnt wieder das selbe Problem mit dem Ablegen. •) Dann kommt tagsüber noch hinzu dass wenn wir mal Besuch haben, zb Ihre Tante bei uns ist, sie einfach nicht einschlafen will, auch nicht mit stillen. Ich muss dann die Leute immer raus aus dem Zimmer bitten und still zu sein damit ich sie zum schlafen bringen kann. Es braucht also nur die kleinste Veränderung in unserem Alltag um ihren kompletten Schlafrhythmus durcheinander zu bringen. •) Somit komme ich auch zum folgenden Problem: wenn wir mal unterwegs sind dann will sie gar nicht schlafen. Meistens muss ich mich alleine mit ihr zurückziehen zB ins Auto und sie dort stillen damit sie schläft. Und dann schläft sie auch wieder nur maximal für eine halbe Stunde. Nur habe ich einfach nicht IMMER die Möglichkeit mich draußen zurück zu ziehen, dann schläft sie aber gar nicht und ist einfach nur quengelig. Ich kann ja aber auch nicht immer nur zu Hause sitzen damit meine Tochter wenigstens ein bisschen Schlaf bekommt. Andererseits plagt mich aber das schlechte Gewissen wenn wir unterwegs sind und sie ihren Schlaf einfach nicht bekommt. Was kann ich hier tun damit sie vielleicht auch mal in ihrem Kinderwagen einschläft? Von Schlaftrainings bei dem man die Babys schreien und weinen lässt, halte ich nichts. Ich möchte einfach nur verstehen was das Problem ist und was ich tun kann, Beziehungsweise ob ich was falsch mache und was ich ändern kann. Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn Sie mich aufklären können und ein paar hilfreiche Tipps für mich haben, Denn so ist der Alltag wirklich sehr belastend für uns alle. Ich bedanke mich jetzt schon bei Ihnen. Liebe Grüße, Sabine
Liebe Sabine, schön, dass Sie die ersten 6 Monate ein gut schlafendes Kind genießen konnten. Dann hat Ihr Kind vermutlich einen Entwicklungssprung (Drehen, Krabbeln lernen o.ä.) gemacht, der das Schlafen durcheinandergebracht hat. Wenn Kinder durch Entwicklungssprünge verunsichert werden, suchen sie stärker die Nähe ihrer Hauptbezugspersonen. Andererseits sind nicht nur Kinder, die entwicklungsbedingt verunsichert sind, sondern auch Kinder die schlecht schlafen, in ihrer altersgemäßen Exploration (Erkundung von neuen Dingen, Kontaktaufnahme zu anderen Personen) eingeschränkt und "klammern" stärker. Das ist normalerweise vorübergehender Natur. Da es sich bei Ihnen jetzt aber schon ein paar Monate hält, lohnt es sich genauer hinzuschauen, wir Sie Ihr Kind unterstützen können: - Sie haben für Ihre Tochter eine "Einschlafassoziation" geschaffen, die zwingend mit dem Stillen verbunden ist. Das macht es natürlich schwieriger den Vater als Co-Regulationsperson einzubinden, bzw. es fällt Ihrem Kind schwer bei einem Schlafphasenwechsel ohne diese Einschlafassoziation von einer Schlafphase in die nächste Schlafphase zu gelangen. - Daher kann es zielführend sein, dass Sie die Einschlafassoziation wieder lösen, indem Sie das Stillen VOR dem eigentlichen Einschlafen beenden und Ihr Kind dann nur noch unaufgeregt auf dem Arm halten oder im Bett liegend Körperkontakt geben. Sanfte Massagen, Summen, Sch-Laute o.ä. (falls Sie das Kind auf dem Arm halten langsames (!) Schaukeln) o.ä. kann helfen, das Kind in den Schlaf zu lullen. Sie sollten jedoch Blickkontakt in der Einschlafphase meiden, da das neugierige Kind sonst weiter mit Ihnen kommunizieren möchte. - Sie schaffen das Gefühl von Sicherheit - einschlafen sollte Ihr Kind von allein! - Wenn das Kind ein neues Ritual lernen muss, kann es in den ersten zwei Tagen 1 Stunde pro Lebensjahr, also bei Ihnen bis zu 50 Minuten dauern, bis das Kind mit der veränderten Unterstützung eingeschlafen ist. Danach wird es deutlich schneller. Hierbei wird es von Ihnen liebevoll begleitet, auch bzw. gerade dann, wenn es Ihrem Kind schwerfällt. - Wenn dann die Atmung ruhig und gleichmäßig geworden ist und die Muskulatur erschlafft, können Sie das Kind an seinem Schlafplatz ablegen, indem Sie das Baby mit dem Popo ins Bett setzen und es bewusst über die Seite auf die Matratze rollen (also ähnlich wie Sie sich selbst ins Bett hineinlegen). - Anschließend sollten sich bewusst mit einem sanften aber spürbaren Druck auf den kleinen Körper verabschieden, evtl. 2-3x hin und herwiegen auf der Unterlage, damit das Kind im Unterbewusstsein realisiert, dass es in seinem Bettchen liegt. Diesen Druck wiederholen Sie, wenn der Schlafphasenwechsel nach 20 bis 40 Minuten eintritt, um das Kind in die nächste Schlafphase zu geleiten, ohne dass es hochgenommen werden muss. - Vielleicht beginnen Sie hiermit zunächst bei den Tagschlafphasen, da am Tage Ihr persönlicher Akku noch voll ist und es Ihnen leichter gelingt mit der nötigen Liebe und Präsenz sich und Ihr Kind davon zu überzeugen, dass es auch mit einem veränderten Ritual einschlafen kann. - Wenn es dann am Tage funktioniert, schafft es das Kind auch am Abend und in der Nacht sowohl das Einschlafen als auch die Schlafbrücken zwischen den Schlafphasen immer häufiger ohne das Stillen hinzubekommen. - Damit Ihr Kind leichter ein neues Ritual lernen kann, ist es wichtig, dass Sie das Schlafen rechtzeitig angehen, damit das Kind nicht überreizt ist. In diesem Alter sollten Sie nach ca 2,5, spätestens nach 3 Stunden die nächste Tagschlafphase einleiten. Schirmen Sie Ihr Kind hierfür möglichst von zu vielen äußeren Reizen ab, indem Sie beispielsweise ein Tuch über die Augen legen, das Verdeck am Kinderwagen schließen oder auch mal eine Rückentragetechnik probieren, wenn ein ruhiger abgedunkelter Raum nicht möglich ist (Sie schlafen ja selbst auch lieber in Ruhe ein, als im Trubel...) Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung, die Ihrem Kind und Ihrer Familie wieder mehr Ruhe bringen kann. Liebe Grüße, Mechthild Hoehl