Katinka die Erste
Hallo liebe Sternenmamas,
Bei mir ist es jetzt gerade 8 Wochen her, dass mein Sohn in der 22. Woche mit Trisomie 13 zur Welt kam und kurz nach der Geburt verstarb. Ich habe das Gefühl, wirklich auf dem Weg der Besserung zu sein, sowohl physisch als auch seelisch. Jedoch habe ich meine Emotionen immer noch nicht unter Kontrolle, wenn ich Babys oder Neugeborene sehe. Ich muss dann wirklich sofort aus der Situation flüchten, z.B. den Supermarkt oder das Restaurant verlassen und bekomme innerhalb von wenigen Minuten Heulkrämpfe und körperliche Schmerzen in der Gebärmutter und den Brüsten. Ich kann das nicht steuern und nicht unterdrücken Ich habe in diesen Momenten auch garnichts gegen die Babys ansich, im Gegenteil, ich bin froh für jedes gesunde kleine Wunder. In diesen Momenten wird mir nur mein eigener schrecklicher Verlust so deutlich, sowohl auf seelischer als auch auf körperlicher Ebene. Und das ist einfach so stark, dass es mich jedes Mal einfach überwältigt
Meine Psychologin sagt, das sei ganz normal, sie könne mir leider nur nicht sagen, wie lange das noch anhält und sie meinte auch, es sei noch zu früh, da ran zu gehen.
Deshalb würde ich gerne Eure Erfahrungen kennen lernen:
1. Wie sind/waren Eure Erfahrungen mit dem Thema?
2. Wie lange hat es gedauert, bis ihr wieder Babys sehen konntet?
3. Was hat Euch dabei geholfen? (Gibt es eine bestimmte Übung? Oder hattet ihr eine positive Affirmation oder ähnliches?)
Ich bin wirklich für jeden Tipp dankbar, denn im Moment traue ich mich außer zur Arbeit nicht wirklich raus.
Danke schön und liebe Grüße
Katinka
Liebe katinka, Es tut mir sehr leid, dass du deinen Sohn gehen lassen musstest. Einen wirklichen Tipp habe ich leider nicht. Meist hilft da wirklich nur die Zeit, so banal es klingt. Ich kam zuerst mit Kindern besser klar, die älter waren als meine Tochter es gewesen wäre, die also schon da waren bevor sie starb. Ultimativ geholfen hat mir tatsächlich die Schwangerschaft mit meinem nächsten Kind. Dadurch haben es sogar meine Freunde gemerkt, da ich auf einmal wieder mit ihren Kindern konnte. Du wirst es wieder schaffen, dein Leben ohne diesen ständigen Schmerz zu leben. Gib dir Zeit und gib auch der Trauer ihren Raum. Versuche aber auch, wieder die schönen Dinge zu sehen und zu erleben. Denn das Leben ist schön, auch wenn es gerade nicht so aussieht. Ich wünsche dir alles Gute
Liebe Inena, vielen Dank für Deine Worte und mein tiefes Mitgefühl zum Verlust Deiner Tochter. Es freut mich sehr, dass Du wieder schwanger wurdest. Herzliche Grüße, Katinka
Es tut mir unendlich leid, dass du deinen Sohn gehen lassen musstest. Ich glaube, dass das ganz individuell und bei jedem verschieden ist und das ist auch in Ordnung so. Auf jeden Fall braucht es Zeit. Jeder Mensch geht anders mit der Trauer um und es gibt kein Richtig und kein Falsch. Deshalb hab ich leider auch keinen ultimativen Tipp für dich, außer dass du dich geduldest. Irgendwann wird es bestimmt wieder gehen und bis dahin musst du vielleicht wirklich versuchen solche Situationen zu meiden oder zu umgehen. Bei mir war es in dieser Hinsicht jetzt nicht so arg. Sicher war es jetzt nicht so, dass es spurlos an mir vorbei gegangen ist und automatisch wieder Gedanken ans eigene Kind kamen und die Sehnsucht und der Schmerz danach noch stärker waren, aber es war jetzt nicht so, dass ich körperlich völlig fertig war, wenn ich ein Baby gesehen hab. Meine Nachbarin, mit der ich mich sehr gut verstanden habe, war zur gleichen Zeit schwanger wie ich. Sie hatte zwei Monate nach mir Geburtstermin und wir hatten uns schon auf die gemeinsame Zeit mit unseren Kindern gefreut. Nur dass mein Sohn eben schon in der 18.SSW still zur Welt kam und sie ihr Baby weiter bei sich im Bauch hatte. Das war anfangs schon sehr schwer für mich. Für sie auch, weil sie nicht wusste, wie sie damit umgehen sollte. Wir haben uns dann nach einiger Zeit zusammengesetzt und ich habe offen mit ihr gesprochen, sie hat zugehört. Und das war gut für mich, denn irgendwie habe ich es dann doch ertragen sie zu sehen. Ich habe dann auch ihr Baby öfter gesehen, als es auf der Welt war. Natürlich hatten wir dadurch wieder weniger Kontakt, weil sie ja mit Baby zu Hause war und ich wieder Vollzeit arbeiten war, aber ich habe es ertragen, ihr Baby mit ihr zu sehen und mich auch ab und zu mit ihr auf einen Kaffee zu treffen. Wirklich mehr wurde es aber erst wieder, als ich dann zu meinem zweiten Sohn schwanger war. Die nächste Schwangerschaft war natürlich auch von vielen Ängsten begleitet, aber auch wenn kein Kind das verstorbene Kind ersetzt, war es doch eine Ablenkung und ein Trost für mich und ab der Geburt meines zweiten Sohnes ging es mir dann doch deutlich besser. Obwohl ich sagen muss, ich habe schon vorher getrauert und es auch irgendwie vorher noch geschafft, meinen Sohn gedanklich loszulassen, im Sinne davon, dass ich seinen Tod akzeptiert habe. Anfangs war ich nur mit der Frage des Warums beschäftigt und so in der Trauer gefangen, aber irgendwann hab ich angefangen seinen Tod zu akzeptieren. Es hat die Trauer nicht weniger gemacht, aber den Blickwinkel darauf und ich konnte damit besser umgehen, weil es so war, als wäre mir eine Last genommen worden, die Last des Festhalten-Wollens, obwohl ich doch Loslassen musste. Ich wurde elf Monate nach der stillen Geburt schwanger und in diesen elf Monaten hat sich dahingehend doch einiges in meiner Trauer verändert bwz. hab ich schon das Gefühl, dass ich einiges in dieser Zeit verarbeitet habe. Ich habe viele Briefe an meinen Sohn geschrieben, habe ihm ein Album gemacht mit allen Erinnerungsstücken, die ich hatte, habe eine Gedenkecke in unserem Wohnzimmer für ihn gestaltet, war sehr oft am Friedhof. Also ich hatte auf jeden Fall das Gefühl, ich bin bereit für eine erneute Schwangerschaft und kann dieses Kind auch empfangen ohne es als Ersatz anzusehen. Und so war es dann auch. Unser erster Sohn gehört zur Familie, genauso wie einer meiner Zwillingsjungs, der aufgrund der viel zu frühen Geburt in der Schwangerschaft nach meinem zweiten Sohn, ebenso sein Leben verloren hat. Beide Kinder gehören zu uns, wie die zwei Kinder, die bei uns sind. Wir haben zwei Kinder bei uns und zwei Kinder, die wir nie richtig kennenlernen durften... Es verändert und prägt einen, aber im Laufe der Zeit wird es leichter. Und so wird es auch bei dir sein. Im Laufe der Zeit wirst du es wieder ertragen andere Babys zu sehen. Das erste Baby, das ich nach der stillen Geburt sah, war das neugeborene Baby eines Arbeitskollegen, der mit seiner Frau und dem Kind ins Büro kam, um seinen Nachwuchs vorzustellen. Ich kannte seine Frau, sie ist Krankenschwester, ihre Mutter auch und ihre Mutter hatte gerade Dienst, als ich meinen Sohn still zur Welt brachte. Es war ca. fünf oder sechs Wochen nach der stillen Geburt und es fiel mir sehr schwer das Baby zu sehen. Anfangs hab ich mir überlegt, ob ich nicht einfach die Bürotür zumachen soll und so tun, als wären sie nicht da. Aber seine Frau kam zu mir und hat mir gesagt, dass sie durch ihre Mutter mitbekommen hat, was passiert ist und dass es ihr unendlich leid tut und sie hat mich gefragt, wie es mir geht. Ich bin dann alleine mit ihr und dem Baby in die Kaffeeküche gegangen und hab ihr einen Kaffee gemacht und hab ihr von meinem Sohn erzählt. Sie hat mich dann gefragt, ob ich ihr Baby halten will oder ob das zu viel für mich wäre. Und irgendwie hat es in diesem Moment einfach gepasst und ich habe gesagt, ich würde ihr Baby gerne halten. So saß ich dann da mit diesem Baby im Arm und weinte gleichzeitig um meinen Sohn, fühlte mich jedoch getröstet von ihr und irgendwie war dieser Moment schmerzhaft und schön zugleich. Als sie wieder gegangen sind, konnte ich mich kaum mehr auf meine Arbeit konzentrieren, aber ich war trotzdem froh um diese Begegnung, auch wenn sie sehr weh getan hat. Also ja, ich denke, jeder geht anders mit diesen Situationen um und es ist nichts besser oder schlechter, richtig oder falsch. Wichtig ist, dass man auf sich selber hört, auf sein Gefühl, dass man weiß, was man sich zumuten kann und was nicht. Trauer ist so verschieden und vorallem für außenstehende Menschen oft nicht zu verstehen. Man macht oft ganz seltsame Dinge, wenn man trauert. Aber wie es für dich passt, ist es richtig und wenn du andere Babys im Moment nicht erträgst und dir dein Körper das so deutlich zeigt, dann ist es vermutlich am besten, du hörst darauf und versuchst diese Situationen wirklich zu vermeiden, bis du das Gefühl hast, du kannst wieder einen neuen Versuch starten. Und irgendwann wird es wieder gehen, ganz bestimmt. Ich wünsche dir alles Liebe und ich denke ganz fest an dich und deinen Sohn und zünde eine Kerze für ihn an! Dani
So schön geschieben liebe Dani!
Liebe Sunnydanni, lieben Dank fürs Teilen Deiner Erfahrungen. Das ist so furchtbar, dass es Dir sogar zweimal passiert ist. Ich bete für Deine zwei Sternenkinder. Echt krass, dass Du vom Schicksal von Anfang an so drastisch herausgefordert wurdest: Erst Deine Nachbarin, dann die Frau Deines Kollegen. Sicherlich war das hart, das kann ich mir gut vorstellen, aber so wie Du es beschreibst auch sehr heilsam. Wir haben ja auch eine Gedenkecke. Am Album (wir hatten eine Sternenkindfotografin im Krankenhaus) und einer Erinnerungskiste bastle ich gerade. Eins meiner Rituale, das mir auch sehr bei meiner Trauerarbeit hilft ist mein „Trauerpulli“: Ich hatte mir diese gekauft bevor ich ins KH gekommen bin. Einen kuscheligen Kapuzenpulli mit Blumen darauf. Das ist mein „Trauerpulli“. Immer wenn’s mir echt richtig mies geht, ziehe ich ihn an und kuschel mich so richtig ein und fühle mich in dem Pulli geborgen und geschützt. Er ist so eine Art Schutzhülle für mich. In den ersten ca. 4 Wochen nach dem Tod meines Sohnes hatte ich diesen Pulli sogar täglich an. Das hat mir sehr geholfen. Herzliche Grüße
Hallo Katinka, mein Mitgefühl. Schlimm, dass du dein Kind gehen lassen musstest. Helfen kann nur die Zeit. Du wirst Geduld haben müssen. Einen wirklichen Tipp kann ich dir nicht geben. Trauer ist so vielseitig. Trauer hat so viele Facetten. Mir hat es etwas geholfen, dass ich über meine Tochter reden und schreiben durfte. Die kleine Pari zu uns gehört, auch wenn sie still zur Welt kam. Ich Fotos von ihr habe und Fotos, wo sie mit der ganzen kleinen Familie beisammen ist. Sie war vollkommen. Zusammengebrochen bin ich nie, wenn ich Babys gesehen habe, aber weh getan hat es. Unsagbar weh getan. In diesen Momenten fehlte mir meine Kleine ganz besonders. Gleichzeitig war da aber auch ein Gefühl von Glück und Freude, für diese Mutter, die ihr Baby im Arm halten darf. Wirklich geholfen hat mir, dass ich recht schnell wieder Schwanger wurde. Ich mich gleich auf zwei Babys freuen durfte. Auch wenn diese Schwangerschaft viele Schwierigkeiten hatte, heute habe ich hier zwei gesunde Jungs, die 11 Monate nachdem Pari ging, geboren sind. Die Trauer und der Schmerz sind nicht weg, aber ganz leise geworden. Das Glück und die Freude über meine Jungs sind viel größer. Mir ist bewusst, diese Kinder würde es nicht geben. Wenn Pari bei mir, bei uns hätte leben dürfen. Vergessen werde ich meine Tochter nie.
Liebe Reh, vielen Dank, dass Du Deine Geschichte geteilt hast. Es tut mir sehr leid, dass Du Deine Tochter Pari verloren hast. Deinen Gedanken, dass Du ohne Pari nie Deine zwei Jungs bekommen und nie kennen gelernt hättest, finde ich so stark. Plötzlich bekommt der Tod von Pari einen höheren Sinn. Ein sehr tröstlicher Gedanke. Danke schön dafür. Herzlichst Katinka
Liebe Katinka, das Schicksal war bei meiner Geschichte mit drei sehr frühen Fehlgeburten/Abgängen im jeweils zweiten Monat zwar wesentlich gnädiger als bei dem, was Du erleben musstest, aber Deine völlig überwältigte und kaum erklärbare Reaktion auf Babies kann ich völlig nachvollziehen. Mein innerer Druck rührte daher, nicht sagen zu können, was los war, quasi übersehen zu werden. Für mich wurde es besser, nachdem ich in meinem Umfeld ein bestimmtes Maß an Information gestreut hatte, für mich waren es auch vor allem bestimmte Situationen und Personen, mit denen ich so gar nicht umgehen konnte. Ich musste mir quasi erarbeiten, über mein Schicksal selbstverständlich reden zu können. Fehl- und Totgeburten sind nicht wirklich ein Tabu, aber ein Nicht-Thema. Mich hat es erdrückt, damit durch Schweigen so allein zu sein. Seitdem ich es einfach aussprechen kann, wenn das Thema nunmal gerade aufkommt oder die Information gebraucht wird, um mich zu erklären, ist es besser, normaler. Ich kann "meine Fehlgeburten" sagen wie "mein Unfall damals" oder "meine Trennung". Alles keine schönen Lebensereignisse, aber eben Teil von mir, der gesehen werden muss, den ich ausdrücken können muss. Sonst bin ich von anderen abgekapselt und dann kochen in dieser Kapsel die Emotionen hoch. Und dann hilft mir noch sehr diese Übung, wo man Gedanken - auch schlimme - einfach kommen undbgehen lässt, sich nicht mehr dagegen wehrt, weil sie unangenehm sind, sondern sie wie unbeteiligt ansieht und sich sagt, dass auch die vorüberziehen und irgendwann egal werden. Je mehr Du kämpfst, je mehr "Angst vor der Angst" Du hast, desto mächtiger wird all das Negative. Ich hoffe, das konnte Dir etwas helfen.
Liebe Minztee, herzlichen Dank, dass Du Deine Geschichte teilst. Es tut mir sehr leid, dass Du so viele Fehlgeburten erleben musstest. „Schön“ zu hören, dass Du Dir einen Weg gebahnt hast darüber sprechen zu können. Ich weiß genau was Du meinst: Unsere Schicksale sind zwar kein Tabu aber Nicht-Themen, Party-Crasher, miese Stimmungs-Macher; also einfach unerwünscht. Zum Glück gibt es trotzdem genug Menschen, mit denen wir über unsere Schicksale sprechen können, und dafür bin ich sehr dankbar. Mir tut es auch sehr gut, darüber zu sprechen. Vielen Dank für den Tipp, die Gefühle kommen und gehen zu lassen und sie nicht zu bewerten. Diese Methode hatte ich beim Yoga tatsächlich auch mal gelernt, aber total vergessen. Ich werde es ausprobieren. Sowas ähnliches probiere ich seit vergangenem Wochenende: Wenn mir irgendwo eine Mutter mit Babywagen begegnet ist, dann habe ich tief ein und ausgeatmet und habe versucht, die Situation ganz rational und nüchtern zu betrachten: „Es ist nur eine Frau. Es ist nur ein Kinderwagen.“ Ich habe also versucht mich nicht auf das Baby ansich zu fokussieren, sondern nur die äußeren Umstände zu beobachten. Das war zwar anfangs hart, aber es hat mir schon ungemein geholfen, die Schmerzen sind weniger geworden und ich musste nicht sofort heulen, ja, gestern sogar garnicht heulen. Herzliche Grüße
Hey Katinka, ich denke auch, dass das ganz individuell ist. Nach der stillen Geburt meines Sohnes (34. SSW) hatte ich interessanterweise erstmal überhaupt kein Problem damit, andere Babys zu sehen. Allerdings haben mein Mann und ich uns zunächst auch sehr zurückgezogen, die erste Zeit ausschließlich zu Zweit getrauert und wenige Menschen an uns herangelassen. Richtig eingeholt hat mich das Thema „andere Babys“ erst in der Folgeschwangerschaft. Lange, nachdem wieder weitestgehend Normalität eingetreten war. Bei einem Untersuchungstermin im KH musste ich hochschwanger mit vielen Neueltern mit Babys in einem Raum warten. Da hat es mich eingeholt und ich musste weinend den Raum verlassen... Das kam für mich völlig unerwartet. Von daher würde ich die Frage so beantworten, dass Trauer auch wellenförmig verlaufen kann. Es gibt Zeiten, in denen Du überhaupt kein Problem damit haben wirst von anderen Babys umgeben zu sein, aber es kann auch immer mal wieder anders sein... Ich wünsche Dir alles Gute!
Die letzten 10 Beiträge
- Beistand für Freundin
- 17 Jahre nach Fehlgeburt immer am Geburtstag fix und fertig
- Früher Abgang oder nicht?
- Du fehlst mir so
- Kerze anzünden für unsere Sternenkinder
- Missed Abortion - Abgang mit Cytotec
- Ausschabung
- Habt ihr euch schwanger gefühlt bei leerer Fruchthöhle?/ windei?
- Einleitung seit 8 Tagen... 23. SSW
- Fehlgeburt: Wie einem Kleinkind das Warum erklären?