TheresiaRuna
Liebes Forum,
ich habe in den vergangenen Jahren hier immer still mitgelesen und in so mancher schlaflosen Nacht neben hilfteichen Informationen auch Hoffnung erhalten.
Mein Weg war steinig, aber endete glücklich. Ich will meine Geschichte hier teilen, um anderen in dunklen Stunden Hoffnung zu schenken.
Im August 2018 beschlossen mein Mann und ich das Thema Kind in Angriff zu nehmen. Nach der Entfernung meiner Hormonspirale war ich im September 2018 schwanger und brachte im Juni 2019 ein kerngesundes Mädchen zur Welt.
Im Juli 2019 erlitt ich einen schweren Bandscheibenvorfall, der die Abschlussuntersuchung nach der Geburt durch den Frauenarzt zunächst nicht möglich machte. Diese konnte dann erst im November 2919 stattfinden - alles in Ordnung.
Zum Jahreswechsel 2020 wurde ich schwer krank. Bauchkrämpfe unbekannten Ausmaßes führten dazu, dass ich 8 Tage im Krankenhaus bleiben musste. Die Blutwerte zeigten eine schwere Infektion, die eine umfangreiche Antibiose erforderte. Leider konnte nicht ermittelt werden, wo die Infektion steckte. Ich hatte zwar eine gynäkologische Untersuchung, aber diese war bis auf eine Wasseransammlung in der Douglashöhle unauffällig.
Im Juni 2020 starteten wir mit der Liebe für Kind Nummer 2 - erfolgsverwöhnt war ich immer am Boden zerstört, wenn es nicht klappte. Im April 2021 beschloss mein Frauenarzt, dass es Zeit für umfangreiche Untersuchungen sei. Alles war unauffällig. Auf Nachfrage berichtete ich ihm von der Infektion und es keimte ein böser Verdacht auf. Eine Bauchspiegelung brachte Gewissheit: Beidseitiger Eileiterverschluss. Die Ursache kann, muss aber nicht in der Infektion liegen.
Ich war am Boden zerstört und fühlte mich von allen unverstanden. Gut gemeinte Worte, wie der Hinweis, dass wir doch ein gesundes Kind hätten, brannten wie Feuer. Dass ich einmal Probleme haben würde, ein Kind zu bekommen, lag außerhalb meiner Vorstellungswelt.
Im Juni 2021 wendete wir uns an eine Kinderwunschklinik in Neckarsulm, die eine IVF naturell anbietet. Gleich der erste Bersuch klappte. Ich war im siebten Himmel. In der siebten Woche konnte man das Herz schlagen sehen und ich erhielt den Mutterpass. In der neunten Woche schallte mein Arzt ungewöhnlich lange und teilte mir dann mit, dass kein Herzschlag mehr vorhanden sei. Die Fruchthöhle sei aber weitergewachsen und deshalb eine Ausschabung unumgänglich. Ich bin in der Praxis zusammengebrochen und habe lautstark geweint, während mit die Arzthelferin Tabletten und einen Termin für die Ausschabung gab.
Was dann folgte war ein Martyrium. Mein Alltag war fortan geprägt von Untersuchung und Bewertungen meines Körpers. Dinge,mit denen ich mich zuvor nie befasst hatte - wie beispielsweise die Höhe der Gebärmutterschleimhaut - bestimmten mein Denken. Die schmerzhaften Punktionen,Terminprobleme (Wegstrecke zur Klinik 3 Stunden) und viele Rückschläge führten dazu, dass das Loch in dem ich mich befand immer größer wurde. Hätte ich nicht meine ältere Tochter und meinen herzensguten Ehemann gehabt, wäre ich daran zerbrochen.
Am Heiligabend 2021 war ein Test (beziehungsweise 3 von verschiedenen Marken) erneut positiv, doch ich ahnte schon, dass etwas nicht stimmte. Der Streifen war jeweils recht dünn. Am nächsten Tag war kein Streifen mehr da.
Die beste Entscheidung in dieser Zeit war es, die Kinderwunschklinik - und die Methode - zu wechseln. In meinem ersten und einzigen stimulierten Zyklus konnte ich sagenhafte 19 Eizellen gewinnen von denen sich 18 befruchten ließen. Ein super Ergebnis - war ich doch schon 34 Jahre alt und mein AMH-Wert dementsprechend nicht mehr der beste. Der erste Frischversuch mit drei Embryonen klappte leider nicht. Die Qualität der einzigen Blastozyste war so schlecht, dass sie nicht einmal benannt wurde. Somit waren noch 15 Eisbären übrig. Langsam hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, da auch der behandelnde Arzt meinte, dass die Qualität der anderen 15 wahrscheinlich auch nicht gut sei, da alles ja eine Charge gewesen sei.
Einen Monat später sollte also mein zweiter Versuch in der neuen KiWu Klinik am Bodensee stattfinden. Da es der erste Kryoversuch war, war zum ersten Mal kaum Vorbereitung für den Transfer nötig. Eine Ärztin und die Biologin kamen freudestrahlend zum Vorgespräch. Es hatte von den fünf aufgetauten Embryonen lediglich einer überlebt, aber dieser habe eine 5AA Qualität. Ich bekam meinen kleinen Eisbär zurück, glaubt aber eigentlich schon nicht mehr an ein Happyend. Am Geburtstag meines Mannes bekam ich den Embryo zurück.
Die Verzweiflung in der Kinderwunschzeit lässt einen Dinge tun, die zuvor undenkbar waren - und so kam es, dass ich das Orakeln mithilfe von Ovutests anfing und der erste 5 Tage nach Transfer prompt positiv war. Ein Ultrafrühtest am nächste Tag (der natürlich immer noch zu früh gemacht wurde) war ebenfalls ganz blass positiv... der Strich wurde jeden Tag etwas dicker und irgendwann war es sicher: schwanger!!!
Doch wieder schien mein Glück nicht von Dauer zu sein. In der elften Woche erlitt ich plötzlich und ohne Vorwarnung auf der Toilette eine Sturzblutung. Alles war voller Blut. Ich versorgte kurz meine ältere Tochter und fuhr in die Klinik. Für mich war klar, dass ich dieses Kind verloren hatte. Diesesmal aber als spontane Fehlgeburt, nicht als missed abortion. In der Klinik musste erst einmal Blut abgelassen werden, bevor ich untersucht werden konnte. Zur Überraschung aller Anwesenden schwamm ein quickfideles Würmchen in meinem Bauch herum. Trotzdem machte man mir wenig Hoffnung bzw. man sagte, man könne keine Prognose geben. Nach angstvollen vier Tagen wurde ich entlassen und blutete weitere 6!!!Wochen lang. Es war zwar nur schwach und braun, aber psychisch kaum aushaltbar. Die Ursache der Blutungen war wahrscheinlich ein großer Bluterguss, aber sicher sagen, wird man es nie können. Auch die restliche Schwangerschaft war kein Zuckerschlecken - das ginge nun allerdings zu weit
Am 26.03.2023 habe ich meine zweite Tochter, deren Namen Frieden bedeutet, nach einer komplikationslosen Spontangeburt in die Arme schließen dürfen.
Das Thema Kinderwunsch ist für mich nun beendet. Ich habe meinen Frieden gefunden und hoffe, dass diese Geschichte allen Betroffenen zeigt, dass sie nicht allein sind. Nehmt die Rückschläge hin, nehmt euch Zeit zu trauern, sucht euch Menschen, die euch wertfrei beistehen aber glaubt auch an das Licht am Ende des Tunnels!
Herzliche Grüße
Stefanie
Oh man, ich verstehe echt nicht warum so viele Frauen bzw. Paare, so viel Leid erfahren müssen. Deine Geschichte ist so schlimm und traurig, zum Glück gab es endlich ein Happy end.
Schlimm war nicht der Weg, sondern nicht zu wissen, ob das Ganze "gut" ausgeht und die Tatsache, dass viele nicht verstehen konnten, weshalb ich das alles mache. Wir hatten ja schließlich schon ein gesundes Kind... und jetzt sind alle froh und glücklich über unseren zweiten Schatz
Leider gibt es oft Mensche die das gar nicht nachvollziehen können, wie es jene geht, die einen Unerfüllten Kinderwunsch haben. Es gibt einfach auch Leute die wurden auf Anhieb und ohne Probleme Schwanger (es sei ihnen vergönnt) und können sich das deswegen auch gar nicht vorstellen wie das ist. Oder es gibt auch welche die hinterfragen das ganze erst gar nicht, warum man noch keine Kinder hat. Wenn es wie bei dir ist, dass auch noch angezweifelt wird, warum ihr/du das den alles machst, wenn bereits ein Kind da ist, finde ich das echt schade. Ein wenig Empathie oder Einfühlungsvermögen würde echt nicht schaden. Um so besser ist es wenn man sich wie hier mit Gleichgesinnten, die einen verstehen und das ganze auch nachvollziehen können, austauschen kann.
Sehr schöne Geschichte - vielen Dank fürs Teilen und herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe immer noch, dass ich auch noch mal das Glück habe.
Gerne... ich drücke ganz fest die Daumen und kann nur immer wieder sagen, dass der schlimme Weg sich unendlich gelohnt hat
Weil bei dir halt auch das Ergebnis am Ende da war. Wie du bereits geschrieben hast: Wenn man wüsste, dass man dafür am Ende sein (lebendes) Baby in den Händen hält, dann wäre es einfacher zu ertragen. Aber es ist halt immer die Unsicherheit da, ob nicht alles umsonst war.
Ich weiß wie schrecklich das Warten, Bangen und Hoffen ist und ich kann jeden verstehen, der den Weg nicht mehr gehen möchte bzw. kann