LeJa1316
Mein Sohn wird bald 1 Jahr. Zeit um Bilanz zu ziehen und die Dinge einmal Revue passieren zu lassen. Schreiben um zu Verarbeiten? Ja vielleicht… Die Schwangerschaft war komplikationslos, gegen Ende bekam ich fiese Symphysen-Schmerzen, konnte manchmal kaum laufen, aber meine „Große“ sorgte schon dafür dass ich es schaffte. Aufgrund eines vorangegangenen Kaiserschnittes, wurde dieses Mal auch ein KS geplant, bei 39+0. Mein Mann und ich gingen also an einem Dienstag frühmorgens in die Klinik, die Oma war bei der Großen. Das übliche Prozedere, Kreissaal, CTG, Zugang, Katheter und schon war ich im OP-Raum und bekam die Spinale gesetzt. Zum Glück wusste ich ja schon was auf mich so zukam. Es ruckelte und zog an mir und schon schrie unser Sohn aus Leibeskräften, er wurde kurz in ein Tuch eingewickelt und kam sofort auf meine Brust. Wir weinten vor Glück, es war alles so ergreifend. Er hatte ganz zugeschwollene Augen und bekam sie gar nicht auf. Ich machte mir schon Sorgen ob ihm etwas fehlte. Ich wurde zugenäht und wir durften die ganze Zeit mit dem kleinen Zwerg kuscheln. Dann war leider plötzlich kein Kreissaal mehr frei, weshalb mein Mann unten im Wehenzimmer mit dem kleinen Mann gewartet hatte, während ich (ohne Baby) hoch in den Aufwachraum kam ☹ Nach ca. einer halben Stunde schob man mich dann auf die Wochenstation, gerade in dem Moment kam die Hebamme mit unserem Sohn vorbei und brachte ihn mir zum ersten Anlegen, ich hatte das im Vorfeld erwähnt, dass ich ihn gerne so früh wie möglich anlegen wollte, weil das bei meiner Tochter irgendwie so gar nicht funktionierte und sie zuerst ein Fläschchen bekam wegen niedrigem Gewicht. Das Anlegen funktionierte nicht wirklich, er konnte nicht richtig andocken ☹ Nun gut, ich legte ihn mir auf die Brust und wir fuhren auf die Wochenstation. Die ersten beiden Tage legte ich ihn immer und immer wieder an, er saugte und trank sehr schlecht, ich bekam wunde Brustwarzen des Todes… Hilfe bekam ich nicht wirklich, es hieß immer nur „Er muss es ja erst lernen“ Obwohl ich bereits das zweite Kind stillte, wusste ich mir nicht zu helfen. Am Morgen des dritten Tages bekam ich den kleinen Mann nicht wach, er wollte und wollte nicht trinken, der letzte Blutzuckertest (er war im Blutzucker-Schema wegen niedrigem Geburtsgewicht) war auch nicht in Ordnung, seine Gesichtsfarbe war eher grau als rosa… Der aufmerksame Leser ahnt nun schon… Genau, es bestand der Verdacht auf eine Neugeborenen-Infektion. Meinem Sohn wurde Blut abgenommen, der Verdacht bestätigte sich. Ich heulte Rotz und Wasser, mein Mann war noch zuhause bei unserer Tochter. Ich wusste überhaupt nicht was das zu bedeuten hatte, gehört hatte ich davon noch nie. In meinem Kopf ging das Kino los, von schwerer bleibender Behinderung bis hin zum Tod kam alles vor. Ich zitterte am ganzen Körper, hinzu kam noch der berühmte Babyblues am 3. Tag. Die Schwestern boten mir an bei Ihnen im Zimmer zu warten, ich wollte nicht in mein Zimmer zurück. Dort wartete ich also auf meinen Mann. Fast zeitgleich mit der Kinderärztin traf er bei mir ein. Er beruhigte mich erstmal und die Kinderärztin erklärte mir dass sie unseren Sohn nun auf die Neo-Intensivstation nehmen würden, sie würden ihn verkabeln, Untersuchungen machen etc. und in ca. 2 h konnten wir ihn dann besuchen. Das waren die schlimmsten 2 h meines Lebens, ich wusste überhaupt nicht was los war, mein Baby war weg, weg von mir und ich fühlte mich so leer. Keine Ahnung was wir in den 2 h gemacht haben, mir fehlt daran jegliche Erinnerung ☹ Nach zwei Stunden klingelten wir also an der Tür zur Neo und wussten nicht was uns darin erwartete. Unser Sohn war gleich im ersten Zimmer und wir sahen in sofort, er lag in einem Wärmebettchen, zahllose Kabel hingen an ihm und er hatte eine Nasensonde. Wir hatten es uns aber schlimmer vorgestellt, ich war etwas erleichtert. Die Kinderärztin kam dann und hat uns alles erklärt, wofür welches Kabel ist, wofür er dieses und jenes hat, was er nun genau hat (es wurde eine Lungenentzündung festgestellt) und wie das weitere Vorgehen wäre. Das alles hat uns sehr beruhigt. Er bekam nun also 7 Tage lang 2 verschiedene Antibiotika, danach dürfen wir ein gesundes Kind mit nach Hause nehmen. Ich durfte freundlicherweise etwas länger auf der Wochenstation bleiben, denn auf der Neo sind keine Begleitpersonen zulässig. Ich schlurfte nun also tags wie nachts ca. alle 4 h zu meinem kleinen Schatz (zum Glück habe ich in einem Perinatalzentrum Level 1 entbunden, so dass es von der Wochenstation zur Neo nur ca. 100 m waren). Mit den Schwestern vereinbarte ich dass sie mich auf dem Handy anrufen sobald der kleine Zwerg sich zum essen meldete. Ab da war mein Tag straff getaktet, ich fütterte, wickelte und versorgte ihn ca. 1 h, dann kuschelte ich ca. 1 h mit ihm (außer nachts), dann ging ich zurück auf die Wochenstation, pumpte wie ein Weltmeister ab, habe selbst etwas gegessen und meine Große „empfangen“. Einmal am Tag übernahm mein Mann die Versorgung auf der Neo und ich ging mit unserer Großen in die Cafeteria oder in den Klinik-Park. Mein Mann switchte zwischen Prüfungen (die leider genau in diesen Zeitraum fielen), Tochter, Frau und Sohn hin und her. Zum Glück hatten wir die Großeltern, die die Tochter mal übernahmen, für die beiden kochten oder einkauften. Nach 2 Tagen Neo wurde der kleine Zwerg dann auf die normale Kinderstation verlegt. Ich ließ mich als Begleitperson mit aufnehmen. Ab da lief alles etwas gechillter, ich durfte ihn komplett selber versorgen und füttern, nur mit dem kuscheln haperte es, weil die Kabel zu kurz waren und die Schwestern gleich reingerast kamen, sobald er mal eine Weile von seinem Monitor getrennt war. Zum Füttern und Wickeln durfte man ihn ausstöpseln, aber danach bitte wieder anstöpseln und ins Bettchen legen… Ich fand dann aber schon Wege mit ihm zu kuscheln, einmal am Tag war es sogar erlaubt, eine Stunde spazieren zu gehen. Das tat mir unglaublich gut, war aber leider auch die einzigste Möglichkeit unsere Tochter zu sehen, sie war zu dem Zeitpunkt stark erkältet und durfte die Kinderstation nicht betreten, wir trafen uns deshalb immer in der Cafeteria oder im Klinik-Park. Nach insgesamt 10 Tagen Klinik wurden wir dann mit einem gesunden Kind entlassen, dass aber leider wegen einer Trink-Saugschwäche nicht von der Brust trinken konnte. Es war alles sehr anstrengend und nervenaufreibend. Die Große hatte mächtig mit ihrer Entthronung zu kämpfen, mein Mann konnte uns wegen der Prüfungen nicht so unterstützen wie wir es gebraucht hätten, die Großeltern nahmen die Große zwar ab und zu, aber natürlich auch nicht täglich. Ich kämpfte mich durch… Mein Tag bestand aus Abpumpen, sterilisieren, füttern, wickeln… Das alle 3 h. Dazwischen noch für die Große da sein, kochen, Wäsche waschen etc. Die Zeit war hart! Durch eine super Logopädin und ihrer Behandlung haben wir es geschafft dass mein Sohn nach 5 Wochen endlich von der Brust trinken konnte, ich war echt happy!! Das hat alles sehr vereinfacht und ich war so froh die olle Pumpe los zu sein. Wir haben allerdings nach wie vor einige (kleine) Baustellen bei unserem Sohn, er isst seeeeeehr schlecht, hat einfach keine Lust, das war schon beim stillen so, er hatte immer nach 3-5 min. keine Lust mehr, Brei hat er auch nur so lala gegessen, große Mengen waren das nie. Mittlerweile isst er komplett bei uns mit, ich bilde mir ein seither isst er etwas besser, aber auch nicht immer, es gibt Tage da kämpfe ich um jeden Bissen. Wir waren deshalb auch schon bei zig Untersuchungen in der Kinderklinik wegen seines niedrigen Gewichts, er wiegt jetzt mit 1 Jahr nur 7 kg… Es kam aber (zum Glück) nie etwas dabei raus, er ist sonst kerngesund, hat motorisch und kognitiv keine Probleme. Schlafen tut er leider auch mehr schlecht als Recht, vom durchschlafen sind wir noch weeeeeit entfernt. Manche Nacht wacht er jede Stunde auf, manche Nacht ist er 2 h am Stück hellwach… Puh… Das ist mega anstrengend für mich, ich würde gerne mal eine Nacht am Stück schlafen ☹ So, das war’s nun im Großen und Ganzen. Respekt wer bis hierher gelesen hat! Es hat mir gut getan die Geschichte um seine Geburt und die Zeit danach mal aufzuschreiben, sie hat mich doch mehr beschäftigt als ich zu Anfang dachte. Tja, und in 2 Tagen wird der kleine Schatz schon 1 Jahr, Wahnsinn wo die Zeit hingeflogen ist. Trotz aller Strapazen liebe ich meine Kinder über alles und ermögliche Ihnen was nur geht, sie dürfen größtenteils selbstbestimmt aufwachsen, werden auf ihrem Weg liebevoll begleitet und dürfen sehr behütet aufwachsen. Viele Grüße Steffi
Wow! Ich habe deinen Bericht fasziniert gelesen, teils mit Pipi in den Augen. Ich kann mich zum Teil sehr gut reinversetzen, weil mein Großer auch einen Neugeboreneninfekt hatte. War aber mein erster. Ich bin jetzt wieder schwanger und abgesehen von der Geburt an sich, ist eine meiner größten Sorgen, dass wir wieder so lange im Krankenhaus bleiben müssen. Ganz abgesehen davon, dass ich absolut nicht wüsste, wie ich noch einmal das Drama mit Pumpen, Füttern, Nachfüttern, Aufbereiten etc mit zwei Kindern schaffen könnte! Daher noch einmal: Respekt, dass du es trotz allem noch geschafft hast, dass er an der Brust trinkt! Alles Gute und mach dir keinen Stress, solange sonst alles gut ist, darf er auch doch auch zierlich sein
Danke für deine lieben Worte Ich wünsche dir alles Gute für deine zweite Geburt und denke dass die Chance sehr gering ist, dass dein zweiter Schatz ebenfalls einen Infekt bekommt. Das ist ja nur eine geringe Anzahl der Babys die das bekommen. Daher, Kopf hoch, alles wird gut
Hallo Steffi, da hast Du einiges durchgemacht, Du Tapfere! Mit kommt das alles sehr bekannt vor, bei mir war es ähnlich, außer dass ich kein älteres Kind hatte und mein Sohn nur auf der normalen Kinderstation war und nicht auf der Neo Intensiv. Aber ich kann absolut nachempfinden, wie Du Dichgefühlt haben musst und immer noch fühlst. Mein Sohn ist immer noch ein extrem schlechter Esser, der sich mit 21 Monaten fast ausschließlich von Milch ernährt. Bin gespannt, wann das besser wird. Alles Gute für Dich und Deine Familie!
Danke für deine lieben Worte Was sagt der Kinderarzt dazu? Wieviel wiegt dein Kleiner? Würde mir nicht immer der Kinderarzt im Nacken hängen, würde ich das Ganze auch deutlich entspannter sehen...
Mein Kleine wiegt jetzt mit 22 Monaen 10,3 Kilo. Im April waren es 10,8. Die Kinderärzte, zwei, sagen das ist ok, weil er trotzdem gedeiht, fröhlich ist, anfängt zu sprechen, rumläuft, klettert, also keine Anzeichen von Verwahrlosung zeigt. Was sagt denn Deiner?
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