Mephis
Guten Morgen.. unsere dreijährige ist ein sehr aufgewecktes Kind. Weiß ganz genau wie der Hase läuft und wird demnächst große Schwester. Nun ist es so, dass sie schon länger gerne provoziert. Wahrscheinlich um Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie meiner Meinung nach auch ausreichend bekommt. Sie weiß zum Beispiel ganz genau, dass nach dem Essen Hände und Gesicht abgewischt werden, trotzdem rennt sie dann oft lachend davon und verkriecht sich unterm Tisch oder auf dem Sofa unter der Decke. Das gleiche wenn sie Dinge tut, die sie nicht soll. Zum Beispiel Handcreme weg nehmen und damit rumschmieren, Sachen kaputt machen oder ähnliches. Sie verkriecht sich immer damit und lacht wenn man sie erwischt. Als wenn sie es mit voller Absicht macht. Immer wieder werde ich dann laut, weil freundliches bitten auf taube Ohren stößt. Zusätzlich ist man natürlich genervt, weil es immer wieder vorkommt. Selbst wenn ich sie in Entscheidungen mit einbinde: möchtest du A oder B? Kommt ganz oft "C". Ich habe ein bisschen Angst, dass das zukünftig mit Baby im Haus noch schlimmer wird. Habt ihr Erfahrungen und Tips?
Ich meine mal gelesen zu haben dass Kinder dann lachen als Zeichen der Versöhnung Weil normalerweise auf ein Lachen ja eine positive Reaktion erfolgt. Rat habe ich auch nicht wirklich, ich verliere auch schon mal die Geduld. Ich versuche mir dann einfach zu denken wie klein mein kind eigentlich noch ist, dass man vieles nicht persönlich nehmen darf und das mein Kind auf bedingungslose Liebe angewiesen ist, egal wie er sich verhält. Soviel zur mütterlichen Seite. Ob und was man da erzieherisch machen kann weiß ich auch nicht. Grenzen austesten gehört wohl einfach dazu.
Hallo, ich weiß, für uns Eltern fühlt es sich oft so an - aber kleine Kinder „provozieren“ niemals. Wenn kleine Kinder lachen, wenn sie etwas ausgefressen haben, ist das kein echtes Lachen. Es ist eine Übersprung-Handlung. Das heißt, das Kind gerät in Stress, weil es etwas Verbotenes getan hat und das auch ahnt. Und vor allem, weil Mama schimpft. Das Lachen löst diesen Stress auf. Lustig ist das nicht gemeint. So eine Übersprung-Handlung passiert Kindern (und manchmal auch Erwachsenen) auch in anderen belastenden Situationen. Zum Beispiel kichern Kinder oft bei Beerdigungen oder in anderen ernsten Situationen. Das ist eine Entlastungsreaktion der Psyche. Kinder wollen nicht provozieren. Sondern kleine Kinder verhalten sich immer so, wie sie sich verhalten MÜSSEN. Sie können ihr eigenes Verhalten noch fast nicht kontrollieren, es „passiert“ ihnen. Es ist wichtig, dass man das weiß, denn sonst nimmt man es persönlich, und das ist schlecht, weil man dem Kind dann Absicht unterstellt. Deine Tochter verhält sich normal und altersgemäß. Sie macht Experimente (Creme verteilen etc.) Und sie ist im sog. Autonomie-Alter und entdeckt ihren eigenen Willen. Sie hält kräftig gegen. Nicht weil sie das will, sondern weil sie das muss - es ist ein genetisches Programm, das bei jedem Kind abläuft. Ja, das ist anstrengend, davon kann jede Mutter ein Lied singen. Verstärkt wird das Verhalten natürlich dadurch, dass eine große Veränderung in der Luft liegt, nämlich die Ankunft eines Babys. Das verunsichert deine Tochter, weil sie nicht weiß, was das bedeutet, was sich ändern wird, wie das alles sein wird. Veränderungen ängstigen Kinder sehr, und das zeigt sich oft in anstrengenden Verhaltensweisen. Und ja, ihr Verhalten wird nach Ankunft des Babys vielleicht noch etwas fordernder werden, weil die übliche, unvermeidbare Geschwister-Eifersucht hinzukommt. Kein Kind bleibt von ihr verschont, egal wie viel Aufmerksamkeit es bekommt. Eifersucht tut sehr weh, das wissen ja auch wir Großen. Und das merkt man den Mäusen auch an. Trotzdem lieben sich Geschwister auch, Kinder können einfach mehrere Gefühle gleichzeitig haben. Mir hat es in diesem Alter meiner Kinder geholfen, innerlich nicht zu sehr einzusteigen auf das, was sie taten. Ich habe Malheurs (Creme-Matscherien) seufzend weggewischt, ohne ein Riesen-Trara daraus zu machen. Ich habe vieles einfach überhört. Ich habe bei Fehlverhalten möglichst wenig Reaktion gezeigt. Denn ein Verhalten, das bei den Eltern eine große Resonanz auslöst, wird verstärkt. Ein Verhalten aber, das kaum Interesse der Eltern auslöst, wird vom Kind mit der Zeit aufgegeben. Umgekehrt ist es wichtig, dass deine Tochter viel Aufmerksamkeit für erwünschtes Verhalten bekommt. Lass sie viel selbst tun. Sie kann bei allem helfen: beim Einkauf, beim Putzen, beim Wäschefalten, sie kann sich selbst schon teilweise waschen und abduschen. (Klar darfst du noch nachbessern.) Viele Eltern lassen ja die Kinder nicht helfen, weil es ihnen zu lange dauert oder das Ergebnis nicht perfekt genug ist. Und das frustriert Kinder sehr. Sie wollen nicht immer nur spielen, sie wollen sich auch „groß“, wichtig und gebraucht fühlen. Wenn du noch ein bisschen mehr Entlastung brauchst, lies das wunderbare Buch: „Mein kompetentes Kind“ von Jesper Juul. Das hat bei uns unheimlich gut geholfen, der Trotz meines Sohnes löste sich fast inh. von Tagen auf, und ich wünschte, ich hätte das Buch schon beim ersten Kind gekannt. LG
Danke für die tolle Antwort. Ich habe hier gelesen weil ich die Fragestellung interessant fand und werd mir gleich mal das Buch anschaffen. :)
Ich habe das Kleinkindbuch von artgerecht und das Kinder verstehen von Herbert Renz-Polster gelesen. Im Grunde steht dort das selbe drin.
Es ist bloß so schwer das alles zu glauben und danach zu handeln wenn es einen innerlich so aufreibt.
An Tagen wo mein Mann ebenfalls zuhause ist, ist es auch wesentlich einfacher damit umzugehen. Mit etwas Abstand zur Situation und der Möglichkeit sich abzuwechseln bleibt man selbst gelassen und es klappt besser.
Mir graust es etwas vor der ersten Spätschicht Woche nach der Geburt, wenn ich ab Mittag mit beiden alleine bin
Diese Antwort finde ich wirklich wunderbar, toller Beitrag :) An die AP: Was du vielleicht doch noch tun kannst ist das Haus etwas "kindersicherer" zu gestalten. Wenn man nicht an Cremes rankommt kann man auch nicht matschen. Und ich weiss es ist nicht umweltfreundlich aber ich wische die Hände von Kind mit Papiertüchern sauber, bevor ich den irgendwo hingehen lasse, zumindest grob. Vielleicht kannst du zumindest einige Matschereien reduzieren. Auch haben wir leider eine hässliche Tischdecke die man abwischen kann, ist ja nicht für immer und ewig so.
..."wenn es einen innerlich so aufreibt." - Das ist ein ganz essentieller Punkt, den du hier ansprichst und der hat nichts mit dem Verhalten deiner Tochter, sondern mit deinem eigenen Großwerden zu tun. Es triggert dich wohlmöglich deshalb, weil deine Tochter ein Verhalten zeigt, dass es in deiner Kindheit so nicht gegeben hätte (es geht nicht um Schuldzuweisung an deine eigenen Eltern, nur um das Annehmen) und es als Folge Strafen gab. Quasi wie ein Schutzmechanismus, der aktiviert wird, wenn deine Tochter sich so benimmt. Vielleicht hilft dir das als Shift, um gelassener damit umzugehen und auch deine Reaktion auf ihre Aktion nachzuvollziehen. Das Verhalten, das deine Tochter zeigt, ist absolut gesundes und normales Kleinkindverhalten und sie tut es vor allem deshalb, weil sie weiß, dass sie trotzdem geliebt wird. Das halte ich mir immer vor Augen. Nichts, was unsere Kinder tun, ist GEGEN uns, sondern FÜR sie selbst. Um zu reifen, um zu wachsen, um Erfahrungen zu sammeln, ihre Fähigkeiten kennenzulernen, ihr Familiensystem abzuchecken etc. etc. Das heißt nicht, dass du deine Grenzen nicht wahren darfst und wenn du nicht möchtest, dass sie deine Handcreme nimmt, dann darfst du das zum Ausdruck bringen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sie außer Reichweite ist. Der Impuls, den Drang, den unsere Kinder verspüren, ist sooo viel größer als ihre Kontrolle darüber. Da müssen wir Erwachsenen einfach nur sehr, sehr lange präventiv eingreifen ;) In diesem Sinne: Du bist nicht alleine und es geht irgendwann vorbei!
Zunächst: laut werden Hilft Null!
Und Du möchtest von deinem Chef/in ja auch nicht angeschrien werden. Denk daran wie Du dich dabei fühlst
Ihr habt "drei Baustellen".
1. Da kommt ein Baby
2. Gefühlswelt eurer Großen
3. Euer "Unwissen" bzw Ratlosigkeit.
Zunächst, Nr.3 hat Jeder und kann man beheben
Fangen wir also an:
Sie wird Große Schwester. Egal wie toll ihr sie vorbereitet. Sie kann es am Ende nicht abschätzen was es bedeutet und das macht Angst.
Bedenke, ihr Erfahrungswert ist NULL und es gibt für sie nichts vergleichbares.
Daher, lest viel mit ihr. Redet mit ihr über das Thema kindgerecht.
Ich kann da "Hallo Baby" empfehlen. Es beschäftigt sich mit "negativen" Aspekt des weniger Zeit haben.
Kann man gut vorlesen und zusammen (!!!) Lösungen überlegen. Bsp Mama stillt und hat keine Zeit. Wirklich nicht? Kann man evt warten oder kuscheln oder lesen?
Dann ein Buch über "Babypflege", wo kann man mithelfen? Beim anziehen? Oder beim aussuchen der Kleidung?
Ihr solltet da zusammen(!) Euch überlegen was geht. Lasst die Große Vorschläge machen. Und gern:"dann haben wir zwei Kinder, die wir lieben."
Das bestätigt sie, dass sie nicht vergessen wird.
Wenn das Kind da ist. Vermeidet den Fehler der Rangfolge. Bei uns hat es ungemein geholfen! Beispiel Auffüllen am Tisch für Dich: zuerst der Papa (für dein Mann bist das Du), dann die erst Geborene und dann das Baby usw. Dann man selbst.
Überall wo es geht.
Es hilft ungemein, weil es die Position der 3jährigen stärkt und das eifersuchtsrisiko reduziert! Jeder hat seinen Platz.
Klar, Baby geht beim wickeln vor, aber das kann man erklären.
Weiter zu den Gefühlen mit 3 plus/minus sind da plötzlich sehr viele, die man nicht kennt und micht benennen kann. Da helfen gut Bücher. Das Farbenmonster, Meine Gefühle, Gefühlskarten....
Das gibt vielen plötzlich einen Namen.
Es hilft, wenn das Kind sagen kann "ich bin wütend". Man kann zusammen ergründen warum und was helfen kann.
Hier möchte ich gern an kathy weber verweisen. Ein toller podcast etcpp mit vielen nützlichen Tipps.
Nun zu Dir.
Du fühlst Dich provoziert.
Nicht deine Tochter provoziert dich, sondern ihr Vehalten.
Dazu, dass Lachen ist kein "auslachen" sondetn ein "beschwichtigendes Lachen".
Sie weiß, dass es nicht richtig ist, weiß aber nicht, wie sie ihr Bedürfnis äußern soll.
Ihr Verhalten "provoziert" reaktion von Dir bzw dem Papa oder Umgebung. Um dein wütend sein zu mildern lacht sie. Das ist der Ausdruck "Schau mal, ist nicht böse gemeint und ich bin klein. Mit meinen Zähnchfn kann ich dir nichts tun."
Hört sich blöd an, ist evolutionsbefingt
Am Ende sind wir Affen
Wir haben das alles auch gehabt und nun deutlich weniger Unruhe.
Uns hat der Newsletter von Kathy Weber usw plus halt GFK geholfen.
Und Du, fühl dich einfach mal gefrückt
Jeder kommt an seine Grenzen mit Kinder, aber auch wir können und dürfen daran wachsen. Und, keine Angst, hier ist sehr viel Harmonie mittlerweile und ja, auch zanken.aber das gehört dazu.