Elternforum ADHS und ADS

Wahl weiterführende Schule

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Haasae

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Guten morgen, das ist mein erstes eigenes Topic, vielleicht hat der/die sndere ja Ratschlöge/Erfahrungen zu teilen... Sohn,9,3.Klasse, ADHS+sozial-emotionale Defizite, möchte wie sein Bruder, kein ADHS, verständig und sozial kompetent,  aufs Gymnasium. Grundschule sieht ihn(kleinere Klassen, homogenere Klassenzusammenstellung(-> Einschränkungen),  auf einer Förderschule. Im Ort gibt es eine Gesamtschule mit Inklusionskonzept. Örtlich näher, diverse Abschlüsse möglich, akademisch "näher" an Gymnasium.   Ich möchte ihn nicht überfordern. Ich möchte ihm die Möglichkeit geben, sich noch besser selbst kennenzulernen. Aber ich möchte ihm auch die Möglichkeit geben, sich verschiedene Schulabschlüsse "offen" zu halten. Rein von den Unterrichtsinhalten kann er die Ansprüche, so sieht es zum.bisher aus, erfüllen.   Hat in diesem Bezug jmd. Erfahrungen gemacht? Meinungen, Tipps? Wir haben ja noch etwas Zeit,  aber da das nächste Hilfeplangespräch (er hat einen festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarf und einen tollen Ihelfer), bevorsteht, treibt mich das Thema natürlich auch sktuell um.   Also danke an diejenigen, die mir vielleicht nochveinnpaar neue Blickwinkel eröffnen können :)


Glückskind1709

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Guten Morgen, ust dein Sohn bereits medikamentös eingestellt? Wenn nicht, würde ich das jetzt in der Grundschule noch ausprobieren.  Ansonsten würde ich es von meinem Kind abhängig machen. Gesamtschulen ( zumindest hier NRW) sind riesig, laut und schon ein echt hartes Pflaster. Die Schüler sind nicht zimperlich mit "anderen" Mitschüler. Das ist für viele "norme" Kinder schon ein Kulturschock. Von Klein und behütet zu riesig und laut. Mein Sohn währe auf so einer riesigen Schule nicht gut zurecht gekommen, daher ging er auf eine kleine private Schule. Wenn es das nicht gegeben hätte, hätte er keinen so tollen Schulabschluss. Was ich eigentlich sagen wollte, es ist nicht immer das können vom Schulstoff ausschlaggebend, sondern das soziale Drumerrum. Da könnt nur Ihr euren Sohn einschätzen. Welchen Schulabschluss er später macht, hängt auch nicht unbedingt von der Schulwahl Kasse 5 ab.


Haasae

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Antwort auf Beitrag von Glückskind1709

Hallo, ja, Medikament ist aktuell eingestellt. Er hat auch einen I-Helfer. Diese Gesamtschule arbeitet mit einem Inklusionskonzept, jeweils einer Sonderpädagogin glaub pro Jahrgang, es gibt eine Art Ausweichraum und wohl noch andere Möglichkeiten einem "nicht-norm"-Kind entgegen zu kommen.  Mein Gedanke ist neben seiner Motivation,  wo er ja eigentlich aufs Gymnasium möchte , dass die "Abweichung" nicht so gross ist, wie zur Förderschule..Ausserdem der Gedanke,  dass es evtl. schwieriger ist, nicht unbedingt organisatorisch aber vom Lernstoff und dem Lernverhalten  her, von einer Förderschule zur "Regelschule" zu wechseln. Danke schonmal für deine Antwort 😊


Dezemberbaby2012

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Hallo,  mein Sohn hat ebenfalls starkes ADHS mit sozialen Problemen, ist aber sehr schlau und vor allem neugierig. Nach der Grundschule ging er auf das Gymnasium. Das ist auch das, was immer von Fachleuten empfohlen wird, dass ADHS-Kinder nach ihrer intellektuellen Fähigkeit beschult werden sollen.  NIEMALS würde ich ein Kind mit gymnasialen Fähigkeiten auf eine Förderschule schicken. Das Kind wird dort intellektuell völlig unterfordert sein.  Liebe Grüße Dezemberbaby


schneeziege08

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Wenn es eine gute (!) Gesamtschule mit akzeptablem Einzugsgebiet ist, die auch leistungsstärkere Kinder hat (also tatsächlich auch eine funktionierende Oberstufe anbietet), würde ich das machen. Dann hat er Zeit, sich ohne Druck und Dauermisserfolge zu entwickeln und geht in eine Schule mit diversen Strukturen, um Kinder in ihren Besonderheiten aufzufangen. Wir haben bei unserem Sohn (Autismusspektrum / ADHS) letztes Jahr auch so entschieden und es bisher keine Sekunde bereut, obwohl er eine klare Gymnasialempfehlung hatte. Ich bin selbst Lehrerin am Gymnasium und da gibt es meist so gut wie keine entsprechenden Strukturen, um irgendetwas auzufangen: Eine Lehrkraft / 32 Kinder - that's it! Leider ist die Klientel dort inzwischen auch alles andere als "heile Welt" und Lehrkräfte sind oft trotzdem noch sehr darauf bedacht, einfach Stoff ins Gehirn der Kinder zu bringen. Es gibt nichtmal eine Stunde in der Woche, in der sich die Klassenleitung offiziell um die Belange und Konflikte der Kinder kümmern kann. Das muss dann irgendwo vom Fachunterricht "kurz abgezwackt" werden. Für ein Kind, das "nicht funktioniert" wird es dann schnell schwierig, weil es kaum Hilfs- oder Ausweichangebote gibt, der Laden aber für die anderen weiterlaufen muss. In der Gesamtschule geht ein Kind dann halt in den Trainings- oder Coolnessraum, am Gymnasium kann es zum ungeliebten Störfaktor werden. An der Gesamtschule hat er ja auch die Option auf Abitur. Da kräht nachher kein Hahn mehr nach, an welcher Schulform das abgelegt wurde. Schaut euch die Schule genau an und hört euch um. Dann bekommt ihr sicher ein Gefühl dafür, was am besten passt. Ach so: Die Tatsache, dass "alle" anderen damals aufs Gymnasium gingen, war erst ein Drama, aber nach wenigen Wochen an der neuen Schule überhaupt kein Thema mehr.


kea2

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Ich würde mich bei anderen Eltern nach der Gesamtschule bei Euch vor Ort erkundigen. Die Gesamtschulen hier, von denen ich Erfahrungsberichte kenne, sind eine Katastrophe. Sensiblere Kinder gehen da unter. Außerdem ist das fachliche Niveau deutlich unter dem der Gymnasien. Das Inklusionskonzept wird den Schulen meistens von oben aufgedrückt, ob die die Kapazitäten haben, es umzusetzen und genug Lehrer mit passenden Fortbildungen oder nicht.  Kleinere Klassen, in denen aber viele Förderkinder sind, sind auch nicht immer eine gute Lösung, weil die Kinder sich u.U. gegenseitig stören. Deswegen würde ich an Deiner Stelle versuchen, heraus zu finden, wie das an dieser Schule bei Euch läuft. Kuschelig sind die Gymnasien hier zwar auch nicht, aber zumindest nicht ganz so übel. Unser Gymnasium hat für Klasse 5 und 6 auch ein Inklusionskonzept. Ich weiß aber nicht, wie gut das funktioniert, weil unser Sohn in der 9. Klasse ist. Jedenfalls haben die Lehrer unseres Sohnes immer noch nicht wirklich Ahnung von ADHS. Man muss leider sagen, dass es für ADHSler keine wirklich passende Schulform gibt. Schule ist für die allermeisten ADHS-Kinder und deren Eltern ein Kampf. Zum Thema Unterforderung kann ich sagen, dass ein unterforderter ADHSler kein Spaß ist. Die mangelhafte Frustrationstoleranz und die Schwierigkeiten, sich zu langweiligen Dingen zu motivieren, sorgt dafür, dass diese Kinder das noch viel weniger gut aushalten können, als andere. Das kann sich bis hin zu Leistungsverweigerung, Schulverweigerung oder auch Aufbegehren gegenüber den Lehrern äußern. Bei uns kam nur das Gymnasium infrage, weil unser Sohn ohne Medikamente knapp unterhalb einer Hochbegabung liegt, und in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat, weil er vor Unterforderung die Wände hoch ging. Das heißt aber nicht, dass er jetzt am Gymnasium gute Noten hätte. Ich glaube allerdings, die wären an einer Gesamtschule nicht besser. Da spielen Faktoren eine Rolle, die ihm an jeder Schulform im Weg wären. Er hat immer wieder Lichtblicke, wo die Lehrer richtig beeindruckt von ihm sind, bringt aber eben keine konstant gute Leistung. Aktuell hätte er z.B. eine der besten Deutscharbeiten der Klasse gehabt - wenn er denn fertig geworden wäre. So ist es nur eine 3. Die Arbeit davor war eine 4, weil er das Thema doof fand, deswegen nicht wirklich nachgedacht hat, und Formalien nicht beachtet hat, weil er keine Lust hatte, sich die vorher nochmal anzuschauen. Das sind alles so Sachen, mit denen man auch an einer Gesamtschule schlechte Noten bekommen würde. Was sagt denn Euer Therapeut zu dem Thema? Der IQ Eures Sohnes sollte ja bekannt sein.       


desireekk

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Meine beiden Buben (beide ADHS) gingen auf das Gymnasium/ Bayern. Kriterien waren bei mir: Kleine Klassen Relativ kleine Schule. relativ kleine Schule. Lehrkonzept der Schule. Angebote Schule runter vom Gymnasium hätten sie immer noch können, die andere Richtung ist bedeutend schwerer.


daide

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Ich finde, das ist ein schwieriges Thema. Und ohne das Schulsystem des jeweiligen Bundeslandes zu kennen, kann man da auch nicht so leicht etwas raten. Zumal ja doch jedes Kind anders ist und ADHS nicht gleich ADHS ist. Ich kann Dir nur berichten, wie wir es gemacht haben: Kind 1 (leichtes ADHS, lediglich moderate Konzentrationsprobleme) hatte Gymnasialempfehlung, wollte aber unbedingt mit ihren Freundinnen auf die nahegelegene Mädchenrealschule (kleine private Schule mit Gymnasium auf dem dem gleichen Gelände). Nach dem Gespräch mit der Rektorin, die die Realschule hier in BaWü klar als G9-Alternative sieht (wir haben hier ja noch flächendeckend G8), ging sie auch dort hin. Völlig problemlose Schulzeit, Abschluss mit 1,0, sozial anerkannt, jetzt berufliches Gymnasium mit allgemeinem Abitur im nächsten Jahr, Notenspiegel gehalten. Alles prima also.  Kind 2 (starkes ADHS mit Komorbiditäten wie Tourette, Depressionen, etc.) hatte Reslschulempfehlung. Nicht aus kognitiven Gründen, sondern wegen der mangelnden Organisationsfähigkeit und dem Arbeitsverhalten. Also gleiche Schule wie die Große, anfangs alles paletti. Ab der siebten Klasse heftigste soziale Probleme, Ausgrenzung bis hin zum Mobbing. Noten bis auf Mathe immer im Zweierbereich, dann auch mal Abfall auf Dreier und Vierer. Grund: Grenzenlose Langeweile und fehlende Motivation, sich auch nur ansatzweise zu beteiligen. So gut die Lehrer bei Kind 1 waren, so sehr haben sie bei Kind 2 versagt. Jetzt macht sie gerade den Realschulabschluss mit Noten im Bereich von 1 - 4, hat eine harte Zeit mit krankheitsbedingten Fehlzeiten und Klinikschulbesuchen (ambulant) hinter sich, und weigert sich vehement, auf eine weiterführende Schule zu gehen. Wäre also das Gymnasium die bessere Wahl gewesen? Kognitiv ja, ansonsten klar nein. Sie hätte die Selbstorganisation nicht geschafft. Sich selbst zum Lernen zu motivieren, Dinge vorzubereiten und nachzubereiten, eine übersichtliche Heftführung (oder mit einem iPad wie es die Große jetzt hat) - das funktioniert bis heute nicht. Wir haben jede Woche eine Sammlung an zerknüllten Zetteln, die im Ranzen liegen. Früher habe ich die rausgeholt, glattgestrichen und mit ihr zusammen abgeheftet. Heute: no way. Sie schreibt Vierer und Fünfer in den Naturwissenschaften, das ergibt sich durch Desinteresse oder Defizite, die über die Jahre angewachsen sind. Ihre guten Noten in allen anderen Fächern (durchaus im Einser- und Zweierbereich) schreibt sie "aus dem Kopf". Das ist aber nicht das, was ein Gymnasium haben will. Das Kind hat ein Allgemeinwissen, mit dem sie viele Erwachsene beeindruckt. Das interessiert aber die Schule nicht. Sie wollen sehen, dass jemand das im Unterricht Erlernte reproduzieren kann. Das kann sie aber nicht, weil sie im Unterricht nichts (oder nicht viel) lernt. Ich schätze, dass sie sich weit über 80% dessen, was sie weiß, selbst erarbeitet hat - neben der Schule.  Insofern kann Dir wahrscheinlich niemand so genau raten, was der für Euch richtige Weg ist. Bei der Schulauswahl ist weit mehr zu berücksichtigen als die Intelligenz des Kindes. Und ja, leider läuft man da Gefahr, ein Kind auch mal zu unter- bzw. überfordern.  Ich wünsche Euch, dass Ihr einen Weg findet, mit dem alle Beteiligten gut leben können. Und immer daran denken: Schule ist nicht das Wichtigste im Leben! LG daide


Haasae

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Antwort auf Beitrag von daide

Hallihallo,   Vielen Dank für die verschiedenen Berichte. Wir hatten mittlerweile das HPG und dort empfehlen I-Helfer und Schulsozialpädagogin eine Förderschule mit kleinen Klassen,um erst einmal die sozial-emotionale Stabilität zu festigen. Und später vielleicht zu wechseln. Dort sah ihn niemand auf der Gesamtschule. Obwohl er vom Verstand her das vermutlich könnte. Aber Probleme sind wie bei einigen geschildert, die Eigenmotivation, Organisation, die Wiedergabe von Inhalten und bestimmten Vorgehensweisen bei Aufgaben,die er mitunter nicht einsieht und die geringe Frustrationstoleranz,die auch aggressives Verhalten hervorbringen kann. Am ehesten beschäftigt mich aber,dass er es nicht schafft,so auf Kinder zuzugehen,dass daraus Freundschaften werden können. Hier sehe ich die Lernmöglichkeiten in kleinen Klassen einer Förderschule eher. Habe aber auch Angst, dass er es hinterher nicht "weiter" schafft. Die Förderschule, die empfohlen wurde,soll einen regulären Lehrplan haben...    


hollerfee

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Hallo, Schulfragen sind immer schwierg, da die Bundesländer ja so extrem unterschiedlich sind. Mit meiner Erfahrung einer zumindest hochsensiblen (ADHS steht hier weiterhin mit ? im Raum) Tochter würde ich sagen: Je kleiner die Klasse, desto besser. Je kleiner die Schule, desto besser. Je ruhiger und größer der Schulhof, desto besser. Meine Tochter ist jetzt auf einer kirchlichen Privatschule mit nur 14 Kindern in der Klasse. Sie sind nicht auf Inklusion spezialisiert, geben sich aber viel Mühe, auf jedes Kind individuell einzugehen. Mein Kind ist dort sehr gut angekommen. Aber Schulwahl hängt natürlich immer an den konkreten Möglichkeiten vor Ort... Alles Gute für euch!