Warum du deinem Kind die HPV-Impfung
geben lassen solltest

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Lediglich 2 Impfungen, um Kinder vor einer späteren Krebserkrankung zu schützen. Umso erschreckender sind die aktuellen Impfraten zur HPV-Impfung: Nur die Hälfte aller Mädchen ist vollständig geimpft, bei den Jungen sind es gerade mal 2,5 Prozent der 18-Jährigen.

Eine Impfung kann vor verschiedenen Krebserkrankungen schützen

Bei bestimmten Krebserkrankungen ist es möglich, das Risiko für eine Erkrankung eklatant zu senken – und zwar für das gesamte Leben lang. Seit dem Jahr 2006 ist eine Impfung zugelassen: Die sogenannte HPV-Impfung ist im Stiko-Impfkalender (Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut) verankert und wird für alle Kinder ab neun Jahren empfohlen, seit fünf Jahren auch für Jungen.

Mit der Impfung wird ein Immunschutz vor den Humanen Papillomviren aufgebaut. Sie kann ab dem neunten bis zum 14. Geburtstag erfolgen. Am besten wird sie vor den ersten sexuellen Kontakten gegeben, in dieser frühen Zeitspanne ist ihre Wirkung am größten, wie Studien des Robert Koch-Instituts gezeigt haben. Zumal die HP-Viren hauptsächlich durch sexuelle Aktivitäten übertragen werden und auch schon wenige sexuelle Kontakte ausreichen, um sich mit dem Virus zu infizieren. Die Kinder in dieser Altersspanne benötigen zwei Impfdosen im Abstand zwischen mindestens fünf bis maximal zwölf Monaten, so die Stiko. Kinder, die älter sind oder auch junge Erwachsene können ebenfalls noch geimpft werden, sie müssen aber drei Impfdosen bekommen für einen ausreichenden Impfschutz.

HPV-Impfung

Es gibt zwei verschiedene Impfstoffe. Ein 2-valenter gegen zwei Subtypen und einen 9-valenten Impfstoff gegen neun Subtypen, der letztere deckt 90 Prozent der Humanen Papillomviren ab. Die Impfung ist sicher, die typischen Nebenwirkungen, wie leichte Kreislaufbeschwerden, Schwindel, Rötung an der Einstichstelle etc. können nicht ausgeschlossen werden.

Fast jeder: eine HPV-Infektion haben 90 Prozent aller Menschen

Was hat es mit dem HPV auf sich? Dieses Virus befällt die Schleimhäute im Genital- und Analbereich und bestimmte Typen dieses Virus können Gebärmutterhalskrebs verursachen, aber auch andere Krebsformen wie Mund- oder Rachenkrebs sowie Peniskarzinom oder Krebs am Darmausgang, in der Scheide und im Schambereich. Insgesamt gibt es über 100 Typen, sie werden in Hochrisiko- und Niedrigrisikotypen unterschieden. Besonders die Hochrisikotypen 16 und 18 sind gefährlich, bis zu 70 Prozent der Cervixkarzinome werden durch diese HPV-Typen verursacht. Diese Verbindung zwischen Erreger und einer Krebsart sei einzigartig, betonen Nibras Naami und Florian Babor, zwei Kinderärzte aus Düsseldorf. Die Pädiater haben das Buch „High Five - Die fünf Säulen einer gesunden und glücklichen Kindheit“ veröffentlicht und sprechen in ihrem Podcast Hand, Fuß, Mund regelmäßig über Themen der Kindergesundheit, so auch über die Humanen Papillomviren.

Das Fatale an ihnen: Eine Infektion mit HPV ist nicht unbedingt erkennbar. Fast jeder, nämlich 90 Prozent aller Menschen kommen während ihres Lebens mit Humanen Papillomviren in Kontakt. Die Infektion ist an sich zunächst mal nicht schlimm – aber: Von allen HPV-Infektionen entwickeln etwa 10 Prozent eine Krebserkrankung!

Um das Virus zurückzudrängen und die Übertragungsrate zu senken, müssen alle Geschlechter an einem Strang ziehen. Die HPV-Impfung ist nicht nur Frauensache, sondern Gemeinschaftssache! Nicht zuletzt können ja auch an den männlichen Geschlechtsorganen Karzinome entstehen bzw. bei Männern können sich Mund- und Rachen-Krebs bilden. Deshalb wird die HPV-Impfung seit 2018 auch für Jungen empfohlen, es gibt hier keinen Unterschied mehr.

Wichtig: an den zweiten Termin denken

Leider nutzen viele Eltern diese Impfung für ihre Kinder noch nicht, die Impfquote der HPV-Impfung ist insgesamt noch niedrig. Laut Kinderarzt Florian Babor sind mit Blick auf die Daten aus dem Jahr 2019 nur die Hälfte aller Mädchen vollständig, bei den Jungen nur 2,5 Prozent geimpft im Alter von 18 Jahren. Nur etwa ein Viertel der Kinder schließt den Impfzyklus zeitgerecht ab, ergab auch eine Online-Umfrage des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)

Häufig wird nämlich die zweite Impfdosis vergessen. Bei diesen Kindern fehlt dann der vollständige HPV-Impfschutz, erklärt der (BVKJ) besorgt. „Wenn die erste Impfung gegen HPV erst im Alter von 12 Jahren oder später erfolgt, dann verschiebt sich oft auch die notwendige zweite Impfung nach hinten – nicht selten wird diese dann vergessen. Und so wird der vollständige Impfschutz für diese wichtige Impfung gegen verschiedene gefährliche Krebsarten bei Jungen und Mädchen nicht erreicht“, warnt Dr. Martin Terhardt, Kinderarzt und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut in Berlin.

In diesem Alter sind auch die Vorsorgeuntersuchungen nicht mehr in so kurzen Abständen vorgesehen. Die Kinderärzte raten, die Vorsorgeuntersuchung U11 im Alter von neun bis zehn Jahren für die erste Impfung zu nutzen, jedoch wird diese derzeit noch nicht von allen Krankenkassen übernommen. Um anschließend an den Termin zur zweiten HPV-Impfung zu denken, können Eltern die App „Mein Kinder- und Jugendarzt“ nutzen, die an anstehende Impftermine erinnert.


Quellen:
WHO: Der Krebs, den wir eliminieren können
Krebshilfe.de: GEBÄRMUTTERHALSKREBS
Zentrum für Krebsregisterdaten: Häufigkeit HPV-bedingter Krebsarten in Deutschland
impfen-imfo.de: HPV-Impfung bei Jugendlichen
ONKO Internetportal: HPV-Impfung: Möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr
Kinderärzte im Netz: Digitale Impfstudie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte: HPV-Impfung erfolgt zu spät
Hand, Fuß, Mund: Hand, Fuß, Mund - Kindergesundheit verständlich & verlässlich aufgeklärt

Zuletzt überarbeitet: März 2023

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