37SSW. Enorme Sättigungsschwankungen

Prof. Dr. med. Michael Zemlin Frage an Prof. Dr. med. Michael Zemlin Kinderarzt und Neonatologe

Frage: 37SSW. Enorme Sättigungsschwankungen

Hallo zusammen, unsere Tochter kam in der 26SSW (25+1) zur Welt. Es war eine Spontangeburt. Leider konnte sie dadurch nicht die Lungenreifespritze bekommen. Die ersten beiden Tage konnte sie sogar mit Atemunterstützung (CPAP) atmen. Danach hatte sie sich überanstrengt und wurde für 3 Tage intubiert. An ihrem 3. Lebenstag erlitt sie eine Hirnblutung (4. Grades, ohne Ventrikelerweiterung oder Probleme mit dem Hirnwasser). Auch hatte/hat sie noch einen offenen Ductus (PDA), welcher etwa 2mm groß ist. Dieser konnte leider nicht medikamentös verschlossen werden. Nach der Exturbation kam Sie wieder an den CPAP. Mal mehr und mal weniger Sauerstoffbedarf (Max. 50%). Während den 9 Wochen mit CPAP hatte sie extreme Sättigungsabfälle (bis 15%). Am Anfang musste sie noch stark stimuliert werden. Mit Dioretika wollte man versuchen diese Abfälle zu minimieren und evtl. Wasser aus der Lunge ziehen. Den gewünschten Erfolg hatte es nur gering. Nach ein paar Wochen konnte sie sich mit Stimulation meist recht schnell wieder fangen. sie ist nie minutenlang in dem Bereich gewesen. Vor 2 Wochen durfte nun endlich der CPAP ab, denn es hieß die meisten Abfälle die sie macht sind selbsterholend und die tiefen macht sie nur beim Pressen oder Trinken. Auf Normalstation hat sie aber immer noch enorme Sättigungsabfälle bzw. Schwankungen. Teilweise bis runter auf 20%, obwohl sie nur sehr kurz die Luft anhält! Man muss sofort reagieren sonst ist sie direkt blau…. Und das in der 37. SSW!! Wir konnten bei anderen Kindern beobachten, dass wenn diese eine kurze „Apnoe“ haben, sinkt die Sättigung nur sehr langsam von beispielsweise 100% auf 80-75% und sie können die Sauerstoffreserve für eine Zeit halten. Die Schwestern meinen, das wäre noch „normal“ - aber das ist es nicht! Wir tauschen uns ja mit anderen Eltern auf der Station aus. Keiner kann von so tiefen Abfällen berichten. Und natürlich wissen wir dass man die Kinder nicht vergleichen kann. Wir fragen uns aber ob es nicht doch am offenen Ductus liegt? Man liest ja verschiedene Meinungen? Oder hat es dich etwas mit der Lunge zu tun weil sie nicht die Spritze vorher hatte?! Wir haben einfach enorm Angst und hoffen irgendwie auf ähnliche Erfahrungen und Hilfe, da dass ganze immer so schnell geht dass selbst die Monitore bei beispielsweise 49% Alarm schlagen… bis die Schwestern dann da sind dauert es ja auch noch und wir retten die Maus dann oft selbst … Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen oder könnt uns helfen? Danke!!

von Murmel1902 am 28.11.2023, 10:14



Antwort auf: 37SSW. Enorme Sättigungsschwankungen

Guten Tag, es handelt sich hier nicht um ein Selbsthilfeforum zur Kontaktaufnahme mit anderen Betroffenen, sondern um eine Möglichkeit, Fachleute zu medizinischen Themen zu fragen. Die Krankengeschichte, die Sie beschreiben, weist auf einige medizinische Schwierigkeiten hin, die bei Frühgeborenen häufig vorkommen. Naturgemäß kann aus Ihren Beschreibungen keine Diagnose und auch keine Therapieempfehlung abgeleitet werden. Die Messung der Sauerstoffsättigung ist für einem bestimmten Bereich (ca. > 70%) ausgelegt und zuverlässig. Niedrigere Werte sind sehr unzuverlässig. Daher kann man aus den angezeigten Werten kaum auf die "Tiefe" der Desaturationen (Abfälle der Sauerstoffsättigung) schließen. Offensichtlich kommen bei Ihrem Kind jedenfalls tiefe Desaturationen vor, wobei nicht eindeutig erkennbar ist, welche Rolle die Unreife das Atemzentrums, der persistierende Ductus arteriosus, die Lunge oder auch Krampfanfälle spielen. Meistens beobachten wir Desaturationen im Zusammenhang mit dem Apnoen/Bradycardie-Syndrom, d.h. das Kind hört aufgrund einer Unreife des Atemzentrums erst auf zu atmen und entwickelt in der Folge eine Desaturation und einen Abfall der Herzfrequenz. Therapeutisch wird Coffeinzitrat eingesetzt. Bei einer akuten Apnoe/ Bradycardie ist eine Stimulation des Kindes nötig. Tiefe, anhaltende Desaturationen können auch Folge von Krampfanfällen sein. In einer solchen Situation kann eine Elektroenzephalografie (EEG) hilfreich sein, um Krampfanfälle auszuschließen. Auffällig ist, dass Sie nur die Kommunikation mit Pflegekräften beschreiben, jedoch nicht mit ärztlichem Personal. Es scheint empfehlenswert, ein ausführlicheres Gespräch mit dem Behandlungsteam zu suchen, wobei sowohl pflegerische als auch ärztliche Beteiligung wünschenswert ist.

von Prof. Dr. med. Michael Zemlin am 28.11.2023