Wie sehr leiden Urvertrauen und Bindung?

Dr. med. Ludger Nohr Frage an Dr. med. Ludger Nohr Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Frage: Wie sehr leiden Urvertrauen und Bindung?

Sehr geehrter Herr Dr. Nohr, ich mache mir Sorgen um das Urvertrauen meines Sohnes (10 Mon.) bzw. um unsere Bindung. 3 Tage nach der Geburt (Kaiserschnitt) musste er in eine andere Klinik verlegt werden und 8 Tage dort bleiben. Ich war zwar fast den ganzen Tag dort, aber abends musste ich ihn alleine zurück lassen. Als er 7 Mon. alt war, wurde festgestellt, dass ein Nasenloch komplett zugewachsen ist (das andere ist ständig verschnupft, so dass ihm das Atmen besonders nachts sehr schwer fiel). Anfang Februar wurde der Verschluss operativ beseitigt und seitdem - und mindestens noch weitere 6 Mon. - müssen wir täglich einen 8,5cm langen Stab in die Nase einführen, um zu verhindern, dass das Loch sich wieder verschließt. Dabei hat er offensichtlich wahnsinnige Schmerzen. Er schreit und weint wie am Spieß und dreht und windet sich, so dass wir ihn regelrecht fixieren müssen.Es ist so schlimm für uns, dem Kleinen so etwas antun zu müssen! Was mag er denken! Mama und Papa tun mir weh! Er versteht ja nicht, dass wir ihn nicht damit quälen, sondern ihm nur helfen wollen! Wir nehmen in natürlich sofort auf den Arm, trösten und streicheln ihn, und versuchen, ihn abzulenken. Aber es dauert einige Minuten, bis er sich wieder beruhigt. Wie sehr leiden Urvertrauen und Bindung?

von Kara34 am 26.03.2020, 10:04



Antwort auf: Wie sehr leiden Urvertrauen und Bindung?

Hallo, sicher hat Ihr Sohn eine Erfahrung mit seinen primären Bezugspersonen gemacht, die nicht dem gewünschten Ablauf entsprach. Und dadurch gibt es auch eine andere Vertrauens- und Bindungsentwicklung. Gerade bei so kleinen Kindern ist die Verwirrung darüber, dass die gleichen Personen Schmerzen zufügen und beruhigen, sicher groß. Aber ich glaube, dass auch diese Kinder schon ahnen können, dass es irgendwie zu Ihrem Wohl ist, auch wenn es weh tut. Es ist also gut möglich, dass gerade diese schwierige Situation gemeinsam zu überstehen, auf einer bestimmten Ebene miteinander verbindet. Und Ihr Kind macht auf jeden Fall die Erfahrung, dass sie ihn in seinem Schmerz begleiten. Zusammenfassend muß mit dem Erlebten umgegangen werden. Dafür ist es wichtig, immer wieder genügend positive Erfahrungen miteinander zu ermöglichen, damit die negativen Erfahrungen genügend Gegengewicht bekommen. Und bei sich werden Sie merken, dass diese Erfahrungen Ihre Bindung zu Ihrem Kind (ver-) stärken wird. Alles Gute miteinander. Dr.Ludger Nohr

von Dr. med. Ludger Nohr am 26.03.2020



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