Liebe Frau Henkes,
mein Sohn ist 6 Wochen alt und die Schwangerschaft war geprägt von Ängsten, Zweifeln und Ablehnung gegen ihn. Ich habe auch mehrfach gesagt, ich hasse ihn und es war keine Bindung da.
Nach der Geburt war etwas Bindung da und er ist auch ein niedliches Baby. Ich versorge und stille ihn, versuche ihm alles mögliche zu geben was wichtig ist, nur kuscheln kann ich nicht. Aber die Mutterrolle fühlt sich wie eine Pflicht an. Leider habe ich ihn auch mal angeschrien oder war grob zu ihm.
Spüren die Kinder in diesem Alter schon, dass etwas nichts stimmt bzw. Ist hier schon das Urvertrauen zerstört zu ihm? Merken sich Babys schon wenn man sich ihnen gegenüber nicht gut verhält zum Beispiel anschreien?
Kann ich die Bindung/Urvertrauen noch herstellen bzw. Retten und vor allem wie?
Vielen Dank.
Freundliche Grüße Eulo
von
Eulo84
am 08.04.2024, 02:28
Antwort auf:
Bindung und Urvertrauen zum Baby
Guten Tag,
Bindung und Urvertrauen sind psychische Größen, die sich in der Beziehung zwischen Mutter und Kind zunehmend entwickeln und nicht bei der Geburt schon komplett gegeben sind. Sie können also die Bindung Ihres Sohnes an Sie noch entwickeln und fördern. Ihr Sohn kann noch Urvertrauen aufbauen. Das hat er mit sechs Wochen ohnehin noch nicht. Er braucht viele gute Erfahrungen mit Ihnen, die ihm Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Ihr Sohn muss spüren, dass seine Bedürfnisse, die ja in diesem Alter alle elementar sind, von Ihnen möglichst zuverlässig erfüllt werden. Das verschafft ihm eine stabile psychische Grundlage. Es geht nicht um Perfektion sondern ums Bemühen. Wenn unangenehme Erfahrungen die große Ausnahme sind, speichert ein Säugling sie nicht. Die einzelne Erfahrung wird ihn sicher im Moment ängstigen, weshalb man sie möglichst vermeiden sollte. Sie wird jedoch mit der Zeit verblassen, wenn sie sich nicht wiederholt. Sie werden sicher gute Gründe für Ihre ambivalente Einstellung der Schwangerschaft und Ihrem Sohn gegenüber haben. Ich entnehme Ihrem Schreiben jedoch auch, dass Sie Ihrem Sohn eine gute Mutter sein wollen. Das ist das Wichtigste für Sie beide. Ich empfehle Ihnen, sich Unterstützung zu suchen. Eine therapeutische Begleitung kann Ihnen helfen, Ihre Einstellung zum Mutter sein zu klären und die Gründe für Ihre Zweifel abzubauen. Sie können auch Ihre Frauenärztin auf Ihre Schwierigkeiten ansprechen. Zudem sollten Sie sich auch im Alltag mit liebevollen, vertrauten Menschen umgeben, die Sie dabei unterstützen, den anstrengenden Alltag mit einem Säugling zu bewältigen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ingrid Henkes
von
Ingrid Henkes
am 08.04.2024
Antwort auf:
Bindung und Urvertrauen zum Baby
Hallo.
Zuerst hab ioch ja spontan an Wochenbett-Depressionen gedacht - aber du schreibst, das bereits die Schwangerschaft von Ängsten & Ablehnung geprägt war. Da frage ich mich, ob diese Schwangerschaft überhaupt gewollt war oder ob sich während oder wegen der Schwangerschaft etwas in deinem Leben zum negatioven verändert hat, so dass du dein KInd dafür verantwortlich machst.
Auf jeden Fall spürt ein Baby, ob es geliebt/gewollt wird oder eben nicht. Emotionale Kälte/Ablehnung wird auf Dauer dein Kind negativ beeinflussen.
Das Wichtigste wäre daher meiner Meinung nach herauszufinden, warum du schon während cder Schwangerschaft dein Kind eigentlich nicht wolltest und mögliche psychische Probleme deinerseits zu therapieren. Das können eigene negative Erfahrungen in der Kindheit sein, Versagensängste usw. Deine Gefühle müssen gar nichjts mit echter Ablehnung deines Kindes zu tun haben, sondern können eben nur die Symptome deiner eigenen tiefsitzenden Ängste? oder Erfahrungen sein.
Vielleicht kennst du aber bereits den Grund für deine negativen Gefühle - auch dann solltest du daran arbeiten mit professioneller Hilfe! Du willst ja etwas ändern - das alleine zeigt schon, dass dir dein Kind eben doch nicht so egal, lästig oder total ungewollt ist. Deshalb denke ich, du kannst diese Situation ändern. Such dir professionelle Hilfe. Ob bei der Caritas, anderen Vereinen, die Mütter unterstützen oder einem Psychologen (die auf die schnelle meist schlechter zu finden sind als eben zB Caritas etc).
Alles Gute für euch!
von
suityourself
am 08.04.2024, 09:11