Frage: Scharlach

Sg. Hr. Dr. Busse & Team, unser Sohnemann (5) hatte vor kurzem Scharlach. Strepto im Abstrich nachgewiesen, CRP 80, Leukos 20k, ein Ohr leicht gerötet. An einem DO ab Mittag Halsschmerzen, Abends begann dann auch Fieber bis 39/40. Freitags waren wir dann beim Arzt, der uns gleich AB verschrieb. Freitags war er wirklich schlapp, nur geschlafen. Ich selbst hätte wahrscheinlich bis MO mit dem Arztbesuch gewartet, meinem Mann war es vor dem Wochenende ein Aliegen. Nun ja, ich hader' immer etwas mit AB Gabe und bin eher auf verzögerte AB Gabe in diesem Fall gewesen. Leider werde ich oft belächelt, so quasi das sind Bakterien, wie soll das ohne AB gehen. Und ich solle an die Folgeerkrankungen denken die kommen können. Meine Frage, hätte man mit diesen Indikationen eine Therapie ohne AB auch in Erwägung ziehen können? Bzw. Abwarten über's WE und schauen?  Vielen Dank & liebe Grüße.

von Biiine am 22.04.2024, 22:56



Antwort auf: Scharlach

Hallo Bine,  Ihre Frage ist sehr sehr berechtigt. In der Medizin gibt es immer Weiterentwicklungen und es ist inzwischen eindeutig so, dass man auch bei bakteriellen Infekten absolut nicht immer antibiotisch behandelt, weil man gelernt hat, dass der Körper auch bakterielle Infekte gar nicht so selten von alleine bewältigen kann. Insbesondere bei Streptokokken (Angina, Scharlach) beseht laut Leitlinien überhaupt keine zwingende Notwendigkeit, Kinder antibiotisch zu behandeln - IMMER vorausgesetzt der Allgemeinzustand ist einigermaßen ok. Und was die Folgekrankheiten betrifft: hier haben wir auch dazugelernt und man weiß inzwischen, dass diese a) sehr sehr sehr selten sind und b) unabhängig von einer antibiotischen Behandlung oder nicht. Herzliche Grüße  Ralf Brügel

von Dr. med. Ralf Brügel am 23.04.2024



Antwort auf: Scharlach

Vielen lieben Dank Hr. Dr. Brügel für Ihre bestärkende Antwort für mich als Mama noch mehr auf mein Bauchgefühl zu hören. Ein Ding ist mir noch eingefallen - wie ist es dann mit dem "vorzeitigen" AB Abbruch? Sprich 10 Tage wurden verschrieben. Wenn man nach dem 5. oder 7. Tag auffhört bzw. vorzeitig abbricht weil es nicht vertragen wird? Vielen Dank und liebe Grüße.

von Biiine am 23.04.2024, 13:06



Antwort auf: Scharlach

Auch hier: das mit den 10 Tagen ist ein ganz alter Zopf! Wird gar nicht mehr empfohlen! Bei gutem Ansprechen reichen 5-7 Tage absolut aus. Gleiches glt für nicht vertragen: auch hier muss nicht zwingend weiter behandelt werden, wenn das Kind nicht mehr dringend notwendig Antibiotika braucht.  

von Dr. med. Ralf Brügel am 23.04.2024



Antwort auf: Scharlach

Vielen lieben Dank nochmal! Für mein Verständnis - arbeitet das AB eigentlich nur gegen die Bakterien an oder auch gegen Fieber? Bzw. oder senkt sich das Fieber einfach wenn die Bakterienlast fällt? dH im Allgemeinen macht es auch immer mehr Sinn einfach auf den Allgemeinzustand zu schauen als wie auf alle Entzündungswerte? Kann man das so sagen?

von Biiine am 23.04.2024, 13:56



Antwort auf: Scharlach

Das Antibiotikum arbeitet im Prinzip gar nicht gegen das Fieber an, sondern lediglich gegen die Bakterien und wenn die weniger werden muss der Körper weniger Fieber produzieren. Auf den Allgemeinzustand zu schauen ist mit Abstand das Allerwichtigste (s. hierzu auch Video Fieber auf meiner Homepage: Kinderarztpraxis Schorndorf, digitale Praxis). Dennoch gibt es natürlich Konstellationen , zB Babys in den ersten 6 Monaten, wo man bei sehr hohen Entzündungswerten einfach nicht warten darf mit antibiotischer Behandlung, weil man weiß, dass der Allgemeinzustand einfach zu schnell kippen könnte. 

von Dr. med. Ralf Brügel am 23.04.2024



Antwort auf: Scharlach

Alles klar - vielen Dank! Auf Ihre Homepage bin ich mittlerweile gestoßen - sehr informativ & auch viele Anregungen für den Alltag! Top!

von Biiine am 23.04.2024, 14:15



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