Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Soor in den Milchgängen?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Soor in den Milchgängen?

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Guten Abend, mein Sohn ist jetzt 6 Wochen alt und ich hatte von Anfang an Probleme beim stillen (entzündete Brustwarzen, Milchstau etc.) Mitlerweile habe ich es geschafft, ihn voll zu stillen (6-8 mal in 24 Stunden). Doch leider habe ich immer noch extreme Schmerzen, obwohl die Brustwarzen nun verheilt sind. Ein stechen und brennen in den Brüsten während und auch nach dem stillen. Sowie ein Gefühl als ob man mit Sandpapier über die Brustwarzen schleift. Ich darf kaum mit Kleidung in Berührung kommen oder muss darauf achten, dass der Wasserstrahl beim Duschen nicht über die Brustwarzen fließt. Es tut so weh, dass ich kaum noch mein Baby hochnehmen und an mich drücken kann. bin verzweifelt! Wie kann man den Pilz erkennen und kann ich u. U. trotz Medikamenten weiter stillen? Im Mund von meinem Sohn kann ich nichts erkannen, aber er hat rote Punkte am Po. Es wäre so schön, wenn ich endlich entspannt und schmerzfrei stillen könnte und bin Ihnen für eine Antwort und Tipps sehr dankbar! Claire


Biggi Welter

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Liebe Claire, ich kann Sie sehr gut verstehen, solche Schmerzen sind unerträglich! Die Diagnose Soor muss von einer Ärztin/Arzt gestellt werden. Mögliche Symptome für eine Soorinfektion bei der Mutter sind: starke Schmerzen der Brustwarzen oder der Brust, die seit der Geburt auftreten, während der gesamten Stillmahlzeit anhalten und durch verbesserte Stillpositionen und Anlegetechniken nicht gelindert werden können, plötzlich einsetzenden Schmerzen der Brustwarzen und/oder Brust nach Ablauf der Neugeborenenperiode, juckende oder brennende Brustwarzen, die rosa oder rot, glänzend und fleckig aussehen und/oder mit einen Ausschlag aus kleinen Bläschen bedeckt sind, offene Brustwarzen, stechende Schmerzen in der Brust während oder nach dem Stillen, schmerzende Brustwarzen und/oder Brüste bei korrektem Gebrauch einer vollautomatischen elektrischen Milchpumpe, Infektionen der Scheide mit Hefepilzen (Monilia). Mögliche Symptome für eine Soorinfektion beim Baby sind: Windelausschlag, cremige, weiße Ablagerungen auf der Innenseite des Munds, der Wangen oder der Zunge des Babys, das Baby wendet sich wiederholt von der Brust ab, ein klickendes Geräusch beim Stillen oder Brustverweigerung (weil es einen schmerzempfindlichen Mund hat), Blähungen und Quengeln in seltenen Fällen kann Soor mit zu einer langsamen Gewichtszunahme beitragen. Das Baby muss keine sichtbaren Symptome haben. Wenden Sie sich am besten an Ihre Ärztin/Arzt und lassen Sie Ihre Brust anschauen. Zusätzlich sollten Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden, die sich anschauen kann, wie Sie ihr Baby angelegen und wie es saugt. Probleme mit den Brustwarzen werden in vielen Fällen durch eine ungünstige Anlegetechnik und/oder ein Saugproblem verursacht. Beides kann jedoch nur eine Stillberaterin, die Sie und Ihr Kind sehen kann, beurteilen Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegen LLL Stillberaterin heraus. Bei einer Soorinfektion ist es unabdingbar, dass immer Mutter und Kind behandelt werden, auch wenn einer von beiden keine Symptome zeigt. Candida ist hartnäckig und kann in der Mundhöhle Ihres Kindes sitzen, ohne dass die geringsten Symptome zu erkennen sind. Wird dann nur die Mutter behandelt, dann stecken Sie sich immer wieder neu an. Das gibt den berühmten Ping Pong Effekt und Sie kommen aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus. Ganz wichtig ist, dass lange genug behandelt wird. Sie müssen auch nach dem vollständigen Verschwinden der Symptome noch eine Weile weiterbehandeln, um einen Rückfall auszuschließen. Ich zitiere Ihnen nun noch aus "The Breastfeeding Answer Book" Stock, Mohrbacher, 1997: "Durch die Soorbehandlung muss das Stillen nicht beeinträchtigt werden. Bei leichteren Soorinfektionen kann bereits 24 bis 48 Stunden nach Beginn der Behandlung eine Besserung der Symptome verspürt werden. In anderen Fällen kann es drei bis fünf Tage oder länger dauern, bis die Symptome verschwinden. Die Mutter sollte die Medikamente bis zum Ende des Behandlungszyklus einnehmen, denn die Infektion kann wieder aufflammen, wenn die Medikamente beim Verschwinden der Symptome abgesetzt werden. Es gibt Möglichkeiten, wie die Mutter die Beschwerden während der Soor Behandlung mildern und das Stillen angenehmer machen kann. Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: o häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, o an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), o den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder an seinem Mundwinkel gezogen wird. Sobald die Diagnose Soor bestätigt ist, sollte die Mutter Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit es keinen Rückfall gibt. Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden. o Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa, 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. o Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich 20 Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden. o Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden. o Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden. o Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern. Treten immer wieder Soorinfektionen auf, müssen unter Umständen alle Familienmitglieder behandelt werden. Männer können mit Soor infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben. Soorinfektionen können durch Geschlechtsverkehr zwischen Mann und Frau hin und her übertragen werden und von Kind zu Kind, wenn sie die gemeinsam verwendeten Spielzeuge in ihren Mund stecken oder beim Tandem Stillen. Tritt der Soor immer wieder auf, nachdem bei Mutter und Baby zwei komplette Behandlungszyklen durchgeführt wurden, kann es sein, dass die ganze Familie gleichzeitig behandelt werden muss." Ich zitiere Ihnen noch aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001 (im Falle Sie Medikamente bekommen): "Lokale Antimykotika Zu den lokal wirksamen Antimykotika zählen Nystatin und Clotrimazol. Sie werden praktisch nicht resorbiert und sind enteral für den Säugling nicht verfügbar. Umfangreiche Erfahrungen mit der therapeutischen Anwendung im Säuglingsalter sprechen gegen ein toxisches Potential. Gleiches gilt für Miconazol (z.B. Daktar), das ebenfalls kaum resorbiert wird. Bofonazol (Mycospor), Croconazol (Pilzcin), Econazol (z.B. Epi Pevaryl), Fenticonazol (z.B. Lomexin), Isoconazol (Travogen), Ketoconazol (z.B. Terzolin), Sertaconazol (z.B. Mykosert) und Tioconazol (z.B. Fungibacid) sind in der Struktur und Wirkung dem Clotrimazol verwandt aber weniger erprobt. Keine Erfahrungen liegen vor zu Amorolfin (Loceryl), Ciclopirox (Batrafen), Naftifin (Exoderil), Terbinafin (Lamisil), Tolciclat (Fungifos) und Tolnaftst (Chlorisept) sowie dem vaginal verwendeten Chlorphenesin (Soorphenesin). Empfehlung für die Praxis: Lokale Antimykotika der Wahl für die Stillzeit sind Nystatin und Clotrimazol. Auch Miconazol ist akzeptabel. Diese drei Mittel sind den anderen o.g. lokal wirksamen Antimykotika vorzuziehen. Falls tatsächlich eines der anderen Mittel zwingend indiziert ist, kann uneingeschränkt weitergestillt werden, wenn nur vorübergehend oder kleinere Flächen behandelt werden" Sprechen Sie am besten mit Ihrer Ärztin/Arzt darüber. Gute Besserung und LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Claire, ich habe genau die gleichen Schmerzen wie Du gehabt. Meine Frauenärztin hat mir nach 7 Wochen einen Abstrich von der Brustwarze auf Pilzinfektion gemacht. Dieser war negativ. Ganze 8 Wochen lang hatte ich Schmerzen, musste immer beim Stillen weinen, bis mein Sohn am Po rote Punkte hatte. Ich habe ihn zur Kinderärztin gebracht, diese hat einen Pilz im Mund nachgewiesen. Er hat Nystaderm-S bekommen, das sollte ich vor dem Stillen auf die Brustwarze eincremen und nach dem Stillen in seinen Mund. Bin natürlich zu meiner Frauenärztin gegangen, diese meinte ich soll ein Medikament nehmen "Adiclair" wirkstoff Nystatin, ich habe bis jetzt 40 tabletten genommen (3x tgl. 2 Tbl.) nach 3 Tagen waren die Schmerzen fast weg. Ich habe nach 20 tabletten 2 Tage aufgehört, weil ich dachte die Schmerzen sind weg, aber da irrte ich mich. Also so lange nehmen, bis die Schmerzen ganz weg sind. Das Medikament muss man leider selber kaufn :-( Am besten Du gehst nochmal zur Deiner Frauenärztin.


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