Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wieviel Muttermilch benötigt ein 5 Monate altes, vollgestilltes Baby?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wieviel Muttermilch benötigt ein 5 Monate altes, vollgestilltes Baby?

Mitglied inaktiv

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Hallo, ich habe starke Bedenken, ob meine Tochter genug Muttermilch bekommt. Aber nach dem was ich im Forum bisher gelesen habe, würde ich eine Stillirritation aufgrund der Flasche auch nicht mehr unbedingt ausschließen. (Bisher war Stillen gar kein Problem. Sie will nur inzwischen Nachts wieder gestillt werden. Ist Tagsüber unzufriedener und beim Stillen wendet Sie ihren Kopf ab, wenn kein Milchfluss mehr nach recht kurzer Zeit ist). Die ersten Tage habe ich meine Tochter statt sonst alle 3 Std., alle 2 1/2 Std. angelegt und zusätzlich 5-10 Minuten je Brust abgepumpt. Am Sonntag habe ich, um zu wissen wieviel Milch ich habe, meine Milch vor dem Stillen abgepumpt. Bei 5 Stilleinheiten waren es durchschnittlich 150 ml. Ist das bei einem 5 Monate altem Baby (7.500 Gramm brutto) ausreichend? LG Angie


Biggi Welter

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Liebe Angie, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch ein Milchpumpe ausgelöst wird. Ob Ihr Kind gedeiht können Sie bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein. Für das von Ihnen beschriebene Verhalten kann es eine Vielzahl von Gründen geben und ohne weitere Angaben und ohne euch sehen zu können, bin ich auf's Raten angewiesen. Eine Möglichkeit ist die, dass die Kleine gelernt hat schnell zu trinken und schlicht satt ist. Bekommt die Kleine einen Schnuller oder eine gelegentliche Flasche? Dann könnte eine Saugverwirrung vorliegen. Manche Kinder reagieren auch so auf einen starken Milchspendereflex. Dann schießt die Milch geradezu aus der Brust und damit kommen nicht alle Kinder zurecht. Es kann auch sein, dass das Kind sehr leicht ablenkbar ist. Bei Babys, die in einer der Phasen sind, in denen sie besonders leicht ablenkbar sind, hat sich bewährt, sich zum Stillen mit dem Baby in eine ruhige und ablenkungsarme, "langweilige", eventuell auch abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen. Am besten wenden Sie sich einmal an eine Kollegin vor Ort und besprechen Ihre Situation in aller Ruhe mit ihr. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, schon mal vielen Dank für deine Antwort! Die Cora bekommt schon seit einigen Monaten Schnuller und gelgentlich am Tag etwas Tee (zwischendurch immer mal 10-20 ml; aber auch nicht täglich). Bisher war´s wie gesagt kein Problem. Das sie sich beim Stillen schnell ablenken lässt, habe ich auch schon bemerkt, aber selbst wenn ich alleine zuhause bin und es ruhig ist, trinkt sie für 1-5 Minuten und wendet sich dann immer von der Brust ab und fiebst dann oftmals (wenn sie satt wäre, würde sie dass doch nicht tun?!?). Sie trinkt auch nur solange an der Brust gut, wie´s gut läuft; sie "nullert" auch nur und zieht nicht mehr so kräftig wie früher (wobei ich ja in letzter Zeit zusätzlich, meinem Gefühl nach, effektiv). Da ich ja zwischendurch Tee gegeben habe, ist die nasse Windel für mich kein Indiz. Ihre Hautfarbe sieht eigentlich unverändert aus; die Haut scheint mir ebenfalls Fest. Zugenommen hatte Sie in etwa 600 gr. in 5 Wochen. Das dürfte dann auch o.k. sein?!? Kommt denn eine Saugverwirrung schleichend, oder ist sie doch eher von heute auf morgen? Nachdem ich deinen Beitrag zu Nalamaus vom 16.11. gelesen habe, habe ich mir für heute vorgenommen, ihr kein Fläschen zu geben und ihr die abgepumpte Milch mit einer Alternative zu verabreichen. Meinst du ich sollte das für einen Tag mal "durchziehen", oder sollte ich es doch lieber die nächsten Stilleinheiten mit dem Stillen probieren (auch wenn sie danach fiebst)?!? Ich bin inzwischen total unsicher und fertig, weil ich noch gar nicht soweit bin abzustillen. Meine Hebamme ruft mich leider auch nicht zurück... Kannst du mir nicht vielleicht was empfehlen? Liebe Grüße Angie


Biggi Welter

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Liebe Angie, ich befürchte auch, dass dein Kind saugverwirrt ist und sich deshalb so an der Brust verhält. Eine Saugverwirrung lässt sich leider nie ganz ausschließen, auch nicht bei einem älteren Stillkind und auch nicht, wenn es vorher unter Umständen monatelang gut gegangen ist. Ein Versuch wäre es daher immer wert, die künstlichen Sauger wegzulassen und stattdessen einen Becher zu verwenden. Auch auf den Schnuller solltest Du verzichten, das gesamte Saugbedürfnis deines Kindes sollte an der Brust gestillt werden. In dieser Situation bewähren sich auch die Tipps, die bei einem Stillstreik empfohlen werden: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten bzw. wieder dem Bedarf des Babys anzupassen, solltest Du deine Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch kannst Du dem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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