Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wachstumsschub?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wachstumsschub?

Mitglied inaktiv

HALLO BIGGI! Meine Tochter Lilli ist 22 Wochen alt und hat ziemliche Hautprobleme. Wir sind gerade dabei, mit der Hebamme (die auch Heilpraktikerin ist), die Sache mit Sulffur zu behandeln. Außerdem darf ich, da ich voll stille, für zwei Wochen keine Milchprodukte zu mir nehmen, um zu testen, ob sie eine Kuhmilchallergie hat. Seit ich ihr das erste mal die Globuli gab, hat sie mehr Durst als sonst. Bisher hat sie fünf Mahlzeiten am Tag und keine in der NAcht (20:00 bis 5-6:00 Uhr) bekommen und war auch nicht quengelig. Seit zwei Tagen wie gesagt, ist sie sehr unruhig, man kann sie kaum alleine spielen lassen (vorher bis zu 1 1/2 Stunden) und nachts gibt sie sich nicht mehr mit dem Schnuller zufrieden. Bevor ich ihr Verhalten nun auf die homöopath. Behandlung zurückführe, wüsste ich gerne, ob sie mit 22/23 Wochen vielleicht einen Wachstumsschub haben könnte? Wir lange kann so ein Schub dauern? Ich habe Bedenken, dass sie nicht mehr in ihren alten Rythmus findet. Dann noch eine Frage zum Schlafen. Lilli hatte von Anfang an tagsüber mit dem Schafen Probleme. Länger als eine halbe Stunde schaffte sie nur mit meiner Hilfe. Sie wird wach, strahlt über alle BAcken, aber wenn ich sie raushole, merkte ich schon nach kurzer Zeit, dass sie noch nicht ausgeschlafen war. Also habe ich sie immer zum Weiterschlafen gebracht, damit sie mindestens eine Stunde Schlaf hatte. Sie schläft nun nachts von 20:00 Uhr bis morgens 8:30 Uhr mit einigen MAlen Schnullerreinstecken und morgens zwischen 5 und 6 Stillen. Dann schläft sie von 11 bis 12 oder 12:30 und der NAchmittag gestaltet sich ab 14:30 mit bis zu drei kleinen Schläfchen á 1/2 Stunde. Ist das o.k. oder soll ich versuchen, die Scläfchen zu einem Schlaf zusammenzufassen? Ich hoffe, dass Sie mir bei meinen zwei Problemen helfen können. Alexandra


Biggi Welter

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Liebe Alexandra, das Verhalten Ihres Kindes ist typisch für Babys in diesem Alter. Zum Einen gibt es in diesem Alter einen Wachstumsschub und der führt dazu, dass das Kind häufiger gestillt werden will und zum anderen schreitet die Entwicklung des Kindes mit Sieben Meilen Stiefeln heran. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Aber auch wenn Ihr Kind keinen Wachstumsschub hat (der mehrere Tage dauern kann), sollte es nach Bedarf gestillt werden. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Sie können Ihr Kind nicht zum Schlafen zwingen und die meisten Babys machen tagsüber nur kurze „Nickerchen“. In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es „durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen „lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis sechs Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen „Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen „abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt Ihnen in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Wo schläft Ihr Baby denn? Die Nächte können sehr viel einfacher werden, wenn das Baby in unmittelbarer Nähe der Mutter schlafen kann. Für die Mutter ist es sehr viel praktischer, wenn das Baby mit im eigenen Bett liegt (was weltweit bei Mehrzahl aller Kinder und in unserer Kultur sehr viel mehr als von den Eltern zugegeben wird der Fall ist) oder auf einer Matratze oder in einem Kinderbett direkt neben ihrem Bett. Die Mutter muss nachts nicht aufstehen, muss nicht erst richtig wach werden, sondern kann im Liegen stillen und unmittelbar danach weiterschlafen. Auch das Kind muss gar nicht erst richtig wach werden und zu schreien beginnen und kann somit auch schneller wieder einschlafen. Auf diese Weise kann viel Kraft gespart werden und die Nächte verlaufen für alle Beteiligten ruhiger. Als stillende Mutter haben Sie den ungeheuren Vorteil, dass Sie Ihr Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten können, ohne dass Sie richtig wach werden und aufstehen müssen. Genießen Sie dieses Privileg, sich einfach nur umdrehen zu müssen und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen können. Spannen Sie auch Ihren Partner (wenn Sie einen haben) ein. Väter können sehr wohl auch einen Teil der Kinderbetreuung übernehmen. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. Haben Sie ein wenig Geduld mit sich und Ihrem Kind und versuchen Sie sich den Alltag so einfach wie möglich zu machen, damit Sie genügend Ruhe für sich bekommen. Es kommen auch wieder einfachere Zeiten. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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