Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wachstumsschub - Spucken - Schnuller

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wachstumsschub - Spucken - Schnuller

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Hallo Frau Welter! Ich habe schon des Öfteren um Rat gefragt und finde es toll, dass es "Sie" und das Forum gibt! Wir wohnen im Ausland und hier gibt es für mich keine wirkliche Hilfe - keine Stillberatung und keine Hebammen, die man mal um Rat fragen kann! Und deswegen schreib ich Ihnen schon wieder! Unsere Tochter (6 Wochen) macht uns etwas Sorgen. Sie hat immer mal wieder Milch ausgespuckt, aber seit 4 Tagen ist es am Schlimmsten. Sie spuckt gegen Nachmittag alles wieder aus. Oder sie schläft ein, öffnet plötzlich die Augen (nach 10min) und es läuft einfach wieder Milch aus dem Mund heraus ohne das sie sich bewegt hat! Ich würde ja sagen, sie "übertrinkt" sich...weiss es aber nicht mit Bestimmtheit. Ich stille voll. Sie kam von Anfang an cirka alle 2h tagsüber, nachts alle 3h. Zumindestens in der Regel. Dann hat sie immer zwischen 5 bis 10min getrunken. An einer Brust! Ich biete ihr immer nur eine Brust an (habe was über Vorder-Huntermilchungleichgewicht gelesen). Und trinke keine Kuhmilch, sondern Sojamilch. Dachte, vielleicht liegt es an einer Laktoseunverträglichkeit. Seit 3-4 Tagen trinkt sie 1mal am Tag 20 bis 30min!! Natürlich spuckt sie wohl das meiste wieder aus. Gestern hat sie 4mal hintereinander gespuckt, sie und ich waren voller Milch! Wenn sie gespuckt hat, hat sie spät.nach 1h wieder Hunger. Ist ja auch verständlich. Aber ist auch anstrengend. Nun will sie auch seit den letzten Tagen einfach an meine Brust und bisschen nuckeln...sie hatte aber erst vor 1h getrunken, also Hunger kann es nicht sein. Das Problem ist dann allerdings, dass sie ja wieder Milch bekommt, dadurch wieder "überfüllt" ist und spuckt. Sollen wir ihr einen Schnuller geben? Eigentlich wollte ich das nicht, ich denke in der Natur gibts auch keine Schnuller. Aber würde das das Spucken reduzieren? Sie ist kein Schreibaby. Meckern tut sie nur, wenn sie an die Brust will. Schlafen tut sie allerdings meist sehr unruhig und ist absolut schreckhaft. Kaum leg ich sie hin, erwacht sie wieder und ich muss sie wieder aufnehmen. Aber ich habe doch auch mal was zu erledigen! Würde ein Schnuller sie 'beschäftigen'? Ich bin mir sicher, sie ist im Wachstumsschub. Sie ist gerade dabei ihre Finger zu entdecken, krallt sie überall fest. Fängt an zu "erzählen" und lacht vor sich hin. Denken sie, diesen übermäßige spucken gibt sie bald, wenn der Schub vorbei ist? Trinkt sie dann vielleicht länger und kommt nicht alle 2h? An Magelernährung leidet sie nicht, die Waage zeigte gestern 5600g und 60cm an! Sie kam mit 3200g und 54cm zur Welt! Ist sie schon zu dick???? Sorry, ist ein bisschen lang geworden. Danke schon mal vorab!! lG, Alexandra


Biggi Welter

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Liebe Alexandra, alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Solange das Kind gut gedeiht, können Sie es auch unbesorgt Ihrer Tochter überlassen, wie lange oder kurz sie an der Brust trinkt. Wie gesagt, alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Fast alle Babys spucken, die einen mehr, die anderen weniger. Wichtig ist nicht, wie oft oder wie viel das Babys spuckt, sondern ob es ihm dabei gut geht. Dein Baby sollte mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln innerhalb von 24 Stunden haben, es sollte durchschnittlich mindestens 120 g pro Woche zunehmen, in die Länge wachsen, sein Kopfumfang sollte zunehmen und es sollte sich altersgemäß entwickeln und in seinen Wachphasen an der Umwelt interessiert sein. Wenn die oben genannten Punkte alle erfüllt sind, dann ist das Spucken lediglich ein Wäscheproblem und kein Anlass zur Sorge. Die meisten Kinder wachsen glücklicherweise nach den ersten Wochen bzw. Monaten aus dem Spuckalter heraus, einige behalten diese Eigenschaft leider noch etwas länger bei. Außer einem eher ruhigen Umgang mit dem Baby (nicht zu wild herumtoben), wird empfohlen bei Spuckkindern eher häufigere, kleine Stillmahlzeiten anzubieten, auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten (dann schluckt das Baby weniger Luft beim Trinken) und es häufiger Aufstoßen zu lassen. Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. Babys haben ein über das reine Ernährungssaugen hinausgehendes Saugbedürfnis und diesem "non nutritiven" Saugen kommt eine sehr große Bedeutung zu. Nun werden viele Menschen sagen: "Dafür gibt es ja einen Schnuller". Doch das ist eine sehr zweifelhafte Antwort. Der Schnuller ist eine Brustattrappe und von der Natur ist vorgesehen, dass das non nutritive Saugen an der Brust stattfindet. Wird der Schnuller eingesetzt, kann es nicht nur zu Saugproblemen kommen, er kann auch dazu führen, dass das Kind zu wenig Zeit an der Brust verbringt, so dass die Brust nicht ausreichend stimuliert wird und das Kind nicht die Milch bekommt, die es braucht. Der Gebrauch des Schnullers ist sehr kritisch zu sehen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys (und keinesfalls ein Einschlafproblem). Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Ein Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten. Dazu kommt: Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn Ihr Kind nicht pausenlos schlafen will und ständigen Körperkontakt sucht. Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen. Integrieren Sie Ihr Kind in Ihr Leben und versuchen Sie nicht, Ihr früheres Leben einfach wieder aufzunehmen. Es gibt auch noch weitere Gründe, warum Ihr Kind aufwacht, sobald Sie es hinlegen. Es wird einfach deshalb wach, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn ein Baby liegend (an der Brust) einschläft und liegen bleiben kann, die Lageveränderung also wegfällt, sind die Chancen, dass es weiterschläft erheblich besser. Das gemeinsame Schlafen hat eine ganze Reihe von Vorteilen und verhilft der Mutter zu mehr Schlaf. Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen. Die Statur der Kinder ist genetisch festgelegt und bei einem Kind das nach Bedarf gestillt wird, ist nicht zu befürchten, dass dadurch der Grundstein für ein späteres Problem mit Übergewicht gelegt wird. Im Gegenteil, Stillen schützt vor Übergewicht. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch ein gestilltes Baby zwischendurch wie ein kleiner Buddha aussehen kann. Im Gegensatz zur (industriell) stark weiterverarbeiteten Nahrung enthält Muttermilch keine leeren Kalorien. Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein gestilltes Kind, das rasch zunimmt, als Erwachsener Gewichtsprobleme haben wird. Im Gegenteil es gibt mehrere Untersuchungen, die zeigen, dass Stillen eindeutig vor Übergewicht schützt und dass dieser Schutz nicht nur im Kindesalter sondern auch beim Erwachsenen anhält. Das Fett, das sich in der relativ passiven Phase vor dem Krabbelalter möglicherweise ansammelt, stellt einen Vorrat für die sehr aktive Phase dar, in der das quirlige Krabbelkind keine Zeit zum Essen haben will. Im Alter von ein bis zwei Jahren werden die Kinder, die schnell zugenommen haben, gewöhnlich von alleine schlanker. Gerade Kinder, die nach Bedarf gestillt werden, behalten ein gutes Gefühl dafür, wann sie satt sind, denn sie entscheiden ja selbst, wann und wieviel sie trinken. Also keine Sorge, durch das Stillen nach Bedarf wird sicher nicht den Grundstein für spätere Gewichtsprobleme gelegt. Kopf hoch, es wird wieder leichter werden! LLLiebe Grüße, Biggi


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