Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Völlig am Ende mit den Nerven.......

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Völlig am Ende mit den Nerven.......

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Biggi, ich bin mit den Nerven am Ende. Ich stille meine Tochter voll. Jedoch ist meine rechte Brustwarze "zerbissen". Nichts hilft. Kein Rotlicht, Lanolin, Salbeitinktur, warmes abwaschen - nichts verhilft zur Linderung. Emily trinkt dann auch schon mal Blut mit, wenn die Warze leicht blutet. Ist das schlimm für sie? Sie spukt dann manchmal braun/rötlichen Schleim. Seit 5 Tagen kommen bei Emily Blähungen dazu. Das SabSimplex hilft auch nicht. Ein warmes Kirschkernkissen auf ihren Bauch hilft nur für ca. 5 min. Die schmerzen beim Stillen, Emily´s Blähungen, das Weinen und Kreischen stundenlang - ich bin am Ende meiner Kräfte. Wie kann ich ihr helfen? Und könnte das das Blut sein, was sie mittrinkt? Soll ich auf Flaschennahrung umsteigen? Danke für Deine Antwort Gruß Anja


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Anja, zunächst einmal kann ich dich beruhigen: selbst wenn Emily Blut schluckt, schadet ihr das nicht. Doch eine offene Brust, Schmerzen beim Stillen und ein Kind mit Blähungen, das zusammen klingt nach einem ziemlichen Anlege- und Saugproblem. Da ich euch nicht sehen kann und euch auch nichts zeigen kann, kann ich dir nur ein paar allgemeine Tipps zum korrekten Anlegen geben und dir wärmstens ans Herz legen, dass Du dich so schnell wie möglich an eine Kollegin vor Ort wendest. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Bis Du eine Stillberaterin vor Ort erreichen kannst, hier schon einmal eine Beschreibung des korrekten Anlegens und einige Tipps zur Förderung des Heilungsprozesses bei wunden Brustwarzen: Beim korrekten Anlegen wartest Du, bis das Babys seinen Mund weit öffnet - wie zum Gähnen. Dann ziehst Du es rasch an die Brust. Der Mund des Babys sollte mindestens zweieinhalb Zentimeter des Brustwarzenhofes bedecken. Das Kinn und die Nasenspitze des Babys berühren die Brust während der Stillmahlzeit. Die Lippen des Babys sind „aufgeschürzt" und entspannt. Die Zunge des Babys liegt unter der Brust. Schläfen und Ohren des Babys bewegen sich während des Saugens. Dein Baby liegt mit dir Bauch an Bauch. Es liegt auf der Seite, so dass sein ganzer Körper Dir zugewandt ist. Sein Kopf ruht in Deiner Ellenbeuge, sein Rücken wird von Deinem Unterarm gestützt und Du hältst seinen Po oder Oberschenkel mit Deiner Hand. Ohr, Schulter und Hüfte des Babys bilden eine Linie. Der Kopf sollte gerade liegen und nicht zurückgebogen oder zur Seite gedreht sein. Natürlich sind auch andere Haltungen möglich, solange das Kind die Brust richtig fasst und seinen Kopf und Körper nicht verdrehen muss und die Mutter sich in bequemer Haltung befindet. Eine gute Beschreibung der korrekten Anlegetechnik findest Du in dem Infoblatt „Stilltechniken, die funktionieren", das Du bei jeder La Leche Liga-Stillberaterin beziehen kannst. Selbstverständlich sind auch andere Stillpositionen möglich, wichtig ist aber, dass das Kind immer genügend Brust in den Mund nimmt und den Kopf beim Trinken nicht drehen muss. Zur Förderung der Heilung haben sich folgende Vorgehensweisen bewährt: • vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor Du das Baby an die Brust anlegst. • an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen • nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet). • ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhätltich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind. • trage zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation in deinem Büstenhalter, um die Brustwarzen zu schützen. Du kannst auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinanderschichten und in der Mitte ein Loch reinschneiden, das als Aussparung für die Brustwarze dient. In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Über das Handausstreichen, Abpumpen und alternative Fütterungsmethoden kann dich eine Kollegin vor Ort genau informieren. Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die offene Stelle genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet. Ich wünsche dir eine schnelle Heilung und bald eine problemlose Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Anja, gern würd ich Dir etwas Trost rüberschicken, ich weiss nämlich, wie Du Dich fühlst. Da hilft es nur ein wenig, wenn ich Dir aus Erfahrung schreibe: das geht vorbei.......und der Zauberspruch der sich tröstenden Eltern in Not (sind wir nämlich auch ab und an) heisst nicht umsonst: Das ist nur eine Phase.... wegen des Blutes, das das Baby spuckt, kenne ich mich nicht aus. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das schädlich für das Kind sein sollte, da das Blut eine ähnliche Zusammensetzung wie Muttermilch hat. Die Warze heilt. Biggi wird Dir Tipps geben, mir hat das auch geholfen. Manchmal dauert es etwas länger, aber es wird. Wenn Du auf Flaschennahrung umsteigst, ist das auch nicht die Lösung Deiner Probleme (ausser für die Brustwarze), sondern nur ein scheinbar einfacherer Weg. Dein Kind wird noch mehr schreien, weil es noch mehr Blähungen bekommt (das ist nachgewiesen, dass Flaschenkinder für Blähungen anfälliger sind), und Du hast dann nicht mehr die Möglichkeit des Trostes mit der Brust - ergo musst Du Dir und dem Kind mehr Schreien zumuten. Die Flaschenahrung will gekauft und zubereitet sein, bezahlt werden und der Stress mit dem Sterilisieren wird Deine Situation auch nicht einfacher machen. Während der Zubereitung schreit Dein hungriges Kind - auch nicht nervenschonend. Dem Kind wird es nicht besser gehen, wenn es Flaschennahrung bekommt. Es ist wirklich nur eine scheinbare Lösung. Die Situation ist nämlich: das ist ein Baby, und es ist anstrengend, und es hat Blähungen, weil sein Verdauungsapparat noch nicht reif ist. Und es schreit... da ändert halt die Flasche auch nix dran, ausser, dass Du noch mehr STress hast. Bezüglich der Brustwarze wäre die Flaschennahrung für Dich wohl eine Lösung, nur: deswegen abzustillen ist eine kurzfristige Lösung, die langfristigen Vorteile gehen Dir alle verloren. Und da ist es das Opfer wert. Ich weiss, wovon ich rede, glaub mir. Bei Blähungen hat uns übrigens Windsalbe geholfen (heisst echt so und gibts in der Apotheke), kreisförmig im Uhrzeigersinn um den kleinen Nabel massiert. Und das Kind im Fliegergriff tragen, oder bäuchlings über den Oberschenkel legen. Und Glaub mir: es gibt einen Zeitpunkt, da sind die Blähungen weg - als hätte jemand auf einen Schalter gedrückt. Wenn Du Trost und moralische Unterstützung brauchst: "nebenan" ist ein Stillforum mit lauter Stillmamis, die Deine Sorgen kennen und Dich aufbauen können.... Trost ist auch schon Erste Hilfe! viele Tröstegrüße von Doro, deren Kind heute wieder etwas Brust verweigert :-(


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Anja und Frank! Ich kann Eure Probleme gut nachempfinden, mein Sohn hatte auch starke Blähungen und meine Brustwarzen hatte ich auch. Ich habe ab und zu mit einem Brusthütchen gestillt, damit sich die Brustwarze erholt. Allerdings sollte man das nur als Ausnahme machen, da es sich negativ auf den Milchspendereflex auswirken kann (hat es sich bei uns nicht und die Brustwarzen haben sich schnell erholt. Solltest Du wirklich ein Brusthütchen benutzen kann ich Dir die von Avent empfehlen. Ich habe wegen der Blähungen abgestillt und zwei Tage später habe ich nur noch geheult, weil das Stillen eigentlich gut geklappt hat. In meiner Verzweiflung habe ich wieder angefangen zu Stillen (was eine gute Entscheidung war. Allerdings hat es ewig gedauert, bis ich nicht mehr zugefüttert habe. Ich könnte mich heute noch in den Hintern treten, daß ich abgestillt hatte. Wichtig ist es immer bei Problemen Hilfe zu suchen. Ich habe eine sehr gute und verständnisvolle Hebamme, die mich bei dem zweiten Stillanfang gut beraten hat. Ich hatte lange zu wenig Milch, weil ich mich so verrückt gemacht habe, dann wollte mein Sohn nicht an die Brust. Nach nunmehr 10 Wochen (er ist jetzt 14 Wochen alt) stille ihn wieder voll und bin froh, endlich keine Flaschen mehr abzuwaschen und die Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich kann Dir nur empfehlen durchzuhalten. Das Stillen ist nich nur Füttern, sondern man hat eine ganz besondere Verbindung zum Baby, was mir erst nach dem Abstillen klar geworden ist. Übrigends sind Depressionen beim plötzlichen Abstillen keine Seltenheit. Hätte ich mir vorher Hilfe geholt, hätte ich mir auch eine Menge Probleme erspart. Viele Grüße und noch weiterhin eine schöne Stillzeit wünscht Euch Tina


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.