Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen und Schlaf mit 22 Monate

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen und Schlaf mit 22 Monate

sandranie

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Liebe Stillberaterinnen, Ich bin schön langsam etwas verzweifelt, weil unser Sohn (22 Monate) noch immer 5-10x pro Nacht munter wird. Er wird noch gestillt und lässt sich sonst nicht beruhigen. Er ist nie lange munter, meist reichen ein paar Minuten nuckeln oder trinken. In zwei Monaten muss ich wieder zu arbeiten beginnen und fürchte mich schon wegen dem Schlafmangel. Er wird zur Zeit noch mittags zum Einschlafen, abends zum Einschlafen und nachts wenn er munter wird gestillt. Jeder rät mir, dass es am Stillen liegt, dass er so schlecht schläft und sagt mir, ich müsse brutal durchgreifen und abstillen, dann würde er sicher besser schlafen. Ich muss gestehen, dass ich auch kein Schlaftraining machen möchte, da es mir widerspricht ihn einfach weinen zu lassen. Flasche und Schnuller hat er als Baby nie genommen und es jetzt zu versuchen wird nicht viel Sinn machen, oder? (Das wird mir auch von vielen geraten, dass er dann sicher besser schlafen würde). Jetzt wollte ich einmal fragen, ob es Erfahrungen gibt, dass Stillkinder wirklich schlechter schlafen und das Abstillen hilft? Ich selbst zweifle zwar daran, aber im Bekanntenkreis erzählen immer wieder Mütter, dass ihre Babys nach dem Abstillen viel besser geschlafen haben (ob wahr oder nicht, kann ich nicht beurteilen). Ich würde mich sehr über eure zahlreichen Erfahrungen als Stillberaterinnen freuen, da ihr sicher besser Bescheid wisst, als meine Bekannten und Verwandten, die alle das Problem beim Stillen sehen (ich muss gestehen, dass ich ursprünglich auch nicht vor hatte so lange zu Stillen, es hat sich einfach so ergeben, da er lange ganz schlecht gegessen hat und ehrlich gesagt, habe ich kein Problem damit auch ein Kleinkind noch zu stillen, wenn nur nicht immer die Ratschläge von anderen kämen). Herzlichen Dank im Voraus für eine Antwort. Liebe Grüße, Sandra


Biggi Welter

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Liebe Sandra, lass dich umarmen, Du Arme, ich weiß, wie weh solche RatSCHLÄGE tun können. Ja, Du machst alles richtig, es IST eine Phase und dein Baby braucht deine Nähe ;-)). "Zu meiner Zeit hat man das aber ganz anders gemacht" scheint der Schlachtruf (fast) aller Mütter, Schwiegermütter, Omas, Tanten, Bekannten usw. zu sein. In der Generation unserer Eltern hat in Deutschland fast keine Frau gestillt! Wenn doch, dann war sie meist ein ziemlicher Exot. Manchmal spricht aus den Bemerkungen unserer Eltern, Schwiegereltern und anderen Verwandten und Bekannten auch nur die Trauer oder auch der Neid, weil sie selbst um die wundervolle Erfahrung der Stillbeziehung betrogen wurden, trotzdem ist es DEIN Baby. Es geht NICHT um das Kind deiner Bekannten, sondern um DEIN EIGENES Kind. Es geht um DEINE Beziehung zu DEINEM Sohn und da hat außer deinem Partner niemand ein Mitspracherecht. Auch wenn es hart klingt, da hat keiner ein Recht sich einzumischen. Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby bei dir im Bett hast und nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen. Viele Eltern erleben auch eine herbe Enttäuschung, weil sie sich vom Abstillen erhoffen, dass ihre Kinder besser schlafen, aber das klappt leider nur selten. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Kind kann nicht "verwöhnt" werden, wenn es viel Nähe und Zuwendung bekommt. Ganz llliebe Grüße, ich hoffe, Du fühlst dich ein wenig gestärkt, eine gute Literatur möchte ich dir auch noch empfehlen und zwar „Geborgene Babys“ von Julia Dibbern. Nur wenn es für DICH zu viel wird, solltest Du etwas ändern und könntest es mit der Pantley-Methode probieren. Soll ich Dir etwas darüber schreiben? Biggi


sandranie

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Liebe Biggi, Herzlichen Dank für deine Bestätigung, dass das schlechte Schlafen nicht am Stillen liegt, insgeheim war ich eh immer davon überzeugt, weil die meisten Bekannten, die früh abgestillt haben, dann eben in der Nacht Fläschchen machen. Ich würde mich aber trotzdem über Info zur Pantley Methode freuen, falls mir der Schlafmangel nach Arbeitsbeginn im November allzu sehr zusetzt. Zur Zeit mache ich eben einfach das Mittagsschläfchen mit, nur das wird dann leider nicht mehr möglich sein. Du hast mir übrigens schon einmal geholfen, damals war ich verzweifelt, weil unser Sohn mit 12 Monaten noch immer nicht essen wollte und nur gestillt werden wollte. Ich hab damals auf dein Anraten die Werte kontrolliert lassen, es war alles in Ordnung und mit 15/16 Monaten hat er plötzlich alles gegessen und in richtig großen Mengen. Also du wirst sicher wieder Recht haben, es kommt alles zu seiner Zeit. Und dass ich ihn fast 16 Monate voll gestillt habe, hat ihm nicht geschadet (wie von so vielen Leuten behauptet), er ist ganz normal entwickelt und sprachlich ganz vorne dabei (obwohl er dreisprachig aufwächst - da wird ja normalerweise gesagt, dass diese Kinder etwas hinten sind). Herzlichen Dank nochmal! Liebe Grüße, Sandra


Biggi Welter

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Liebe Sandra, danke für Deine Zeilen, ich freue mich immer sehr, wenn ich lese, dass wir wirklich manchmal Zuversicht schenken dürfen :-). Elizabeth Pantley (Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte“) hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum Einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Das Wichtigste überhaupt ist allerdings, dass Du fest zu deinem Entschluss stehst. Solange hier noch der geringste Zweifel besteht, wird dein Kind diese Zweifel spüren und Du wirst weiterhin „schwach" werden. LLLiebe Grüß Biggi


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