Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen trotz massiver Milchüberschuss

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen trotz massiver Milchüberschuss

Powermama83

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Liebes Hebammenteam, ich bin 35 Jahre und in der 21. Ssw, mit meinem 4. KIND und mache mir jetzt schon Gedanken was ich machen soll. Ich habe das "Problem" dass ich einen enormen Milchüberschuss habe und trotz verschiedenster Stilltechniken und milcheinschusshemmender Fariatione hat mein Körper es nicht davon abgehalten weiter im Übermaß zu produzieren. Kurz zu meiner Vorgeschichte: 1.Kind (sehr gut getrunken) voll gestillt bis zum 18 Monat. Hatte bis zum 18 Monat regelmäßig mit schlimmen Brustentzündungen zu kämpfen. Am Anfang massiv zum Schluss hin seltener. 2. Kind (sehr gut getrunken) habe ich nur 3 Monate gestillt. Nachdem ich alle 2 Wochen Antibiotikum einnehmen musste. Wegen der immer wiederkehrenden Brustentzündungen riet mir meine Hebamme abzustillen. Ab diesem Zeitpunkt (so traurig es klingt) konnte ich erst richtig Mama sein und ein "normalen" Alltag führen. Ich hatte zuvor wirklich IMMER mit hohem Fieber zu kämpfen und nicht mal mehr meine Arme konnte ich heben vor Schmerzen in den Brüsten. 3. Kind (sehr gut getrunken), aufgrund meiner Vorgeschichte gab man mir regelmäßig Abstilltabletten ein Tag vor der Entbindung. Dies hat leider nichts gebracht. Der Milcheinschuss war wieder massiv. Die Anfangsmilch habe ich meinem Kind unbedingt geben wollen (nach der Entbindung). Es machte mich unendlich traurig nicht Stillen zu können/dürfen. Noch am dritten Tag im Krankenhaus bekam ich wieder eine Entzündung. Eingependelt hat sich der Milchüberschuss erst mit einer Überdosierung der Abstilltabletten. Ein Stillen war nicht mehr möglich. Nun meine Frage: Der Herzenswunsch ist da mein Kind zu stillen. Aber wie bekomm ich meine Überproduktion "schnell" in den Griff? Ist es mir überhaupt möglich zu stillen mit meiner Problematik? Ich hatte schon die Idee, mit Abstilltabletten die es zulassen zu stillen. Aber Abstilltabletten darf man ja auch nicht über einen längeren Zeitraum einnehmen. Haben Sie noch eine Idee? Liebe Grüße Angela


Biggi Welter

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Liebe Angela, da hätte ich auch Angst und ich hoffe, ich kann Dir ein paar Tipps geben. Wichtig ist es, SOFORT zu handeln, sobald sich die Milch staut. Auch solltest Du von Beginn an mit kühlen Wickeln arbeiten und Dir evtl. auch Lymphdrainage verschreiben lassen. Der initiale Milcheinschuss tritt meist am zweiten bis vierten Tag nach der Geburt auf und ist ein normaler Vorgang, der den Beginn der reichlichen Milchbildung anzeigt. Es kommt zu einem Spannungsgefühl in der Brust, einer leichtem Empfindlichkeit der Brust, die Venenzeichnung auf der Haut wird deutlicher, der Drüsenkörper wird fester und die Brust größer. In den Alveolen wird mehr Milch gebildet und die Bläschen füllen sich. In der Brust zirkulieren vermehrt Blut und Lymphflüssigkeit (Schwellung und vermehrte Wärme). Nur ein kleiner Teil der Brustvergrößerung ist auf die erhöhte Milchmenge zurückzuführen, in erster Linie liegt es an der Lymphflüssigkeit. Bitte deinen Arzt doch einmal um ein Rezept für Lymphdrainage, es wird dir sicherlich helfen (erfolgt übrigens ZUM Körper hin und nicht wie bei der Milch, zur Brustwarze hin...)!!! Anlegen kannst du dein Baby wann immer es dir möglich ist. Abpumpen, wenn die Brust zu sehr spannt, ist immer empfehlenswert, beim so genannten initialen Milcheinschuss, den du gerade erlebst, kann es aber tatsächlich sein, dass das nicht viel bringt, weil nicht die Milch sondern die Lymphflüssigkeit die Schwierigkeiten verursacht. Außerdem helfen vielleicht die Tipps, die sich bei Milchstau und beginnender Brustentzündung bewährt haben. 1. Maßnahme: An ins Bett bzw. soviel Entspannung, wie möglich ist (z.B. durch die Übungen aus der Geburtsvorbereitung bzw. aus dem Yoga)! Vor jedem Stillen die Brust wärmen (z.B. durch Dunstwickel, in einer Schüssel mit warmem Wasser, mit einem erwärmten Kirschkernkissen o.ä.). Ist das Stillen schmerzhaft, kann zuerst an der nicht betroffenen Seite und nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes an der kranken Brust gestillt werden, und zwar solange, bis die Brust wieder weicher wird. Die Stillmahlzeit sollte dann an der ersten Brust beendet werden. Beim Stillen sollte das Baby so gehalten werden, dass sein Kinn gegen die schmerzende Stelle gerichtet ist (erfordert manchmal etwas Akrobatik). Die Milch wird auf diese Weise besser herausgesogen und dadurch löst sich die Blockierung besser. Sanfte Massage kurz vor oder während des Stillens kann ebenfalls hilfreich sein. Nach dem Anlegen ist das Kühlen der Brust sinnvoll. Zum Kühlen eignen sich Cold-Packs, Tiefkühlerbsen (in ein Tuch gewickelt) oder auch Umschläge mit gekühlten Weißkohlblättern. Manche Frauen empfinden auch Quarkwickel als angenehm. (Bitte darauf achten, die Brustwarze und den Brustwarzenhof beim Anlegen eines Quarkwickels auszusparen und nicht anwenden bei bekannter Allergie gegen Kuhmilch). LLLiebe Grüße, Du kannst mich auch jederzeit anrufen!! Biggi


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