Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen nach OP mit diversen Medikamenten

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen nach OP mit diversen Medikamenten

lesand12

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Liebe Beratung, letzte Woche Donnerstag wurde mir die Gallenblase entfernt. In diesem Zusammenhang musste ich eine Menge Medikamente einnehmen und nun ist meine Frage ob ich mein 10 Monate altes Baby ab morgen, also Dienstag, wieder unbedenklich stillen kann. Da meine Hebamme im mom im Urlaub ist, hoffe ich hier Hilfe zu erhalten. Medikamenteneinnahme: Donnerstag: Vollnarkose, unbekannte Medikamente gegen Schmerzen und unbekannte Medikamente gegen Übelkeit Freitag: ca. 6-8 Paracetamol sowie unbekannte Medikamente gegen Übelkeit, Thrombosespritze Samstag: ca. 6-8 Paracetamol, Thrombosespritze Sonntag: ca 3-4 Paracetamol, 3 Ibuprofen, Thrombosespritze Montag: 3-4 Ibuprofen Morgen plane ich maximal 3 Ibuprofen ein. Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Kann man davon ausgehen, dass die meisten Medikamente innerhalb 48h nicht mehr in der MuMi zu finden sind? Liebe Grüße Lena


Biggi Welter

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Liebe Lena, dazu zitiere ich dir aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer, Spielmann, Vetter, 7. Auflage 2006: Thrombininhibitoren und Thrombozytenaggregationshemmer Erfahrungen. "Low-dose"-Acetylsalicylsäure (ASS; 80-300 mg/Tag) zur Thrombozytenaggregationshemmung ist auch in der Stillzeit gut verträglich. Die folgenden Mittel werden bei Heparinunverträglichkeit (Heparin-induzierte Thrombozytopenie - HIT) verwendet. Danaparoid scheint über die Milch nicht wirksam zu sein, es wurden keine gegen den Gerinnungsfaktor gerichteten Anti-Xa-Aktivitäten in drei Proben gefunden (Lindhoff-Last 2005, Myers 2003). Zur Hirudin-verbindung Desirudin (Revasc®) gibt es keine Daten. Theoretisch sind auch hier kaum Probleme beim gestillten Kind zu erwarten. Zu Lepirudin (Refludan®) gibt es einen Fallbericht, in dem eine Stillende wegen Heparinunverträglichkeit für 3 Monate zweimal täglich 50 mg dieser Hirudinvexhindung subkutan erhielt. Im mütterlichen Plasma fanden sich mit 0,73 mg/l therapeutische Konzentrationen, in der Milch war kein Hirudin nachweisbar (< 0,1 mg/l). Das gestillte Kind zeigte keinerlei Symptome (Lindhoff-Last 2000). In einer Studie erhielten 7 Mütter einmalig 36 mg des direkten Thrombininhibitors Ximelagatran (Exanta®). In der Milch fanden sich innerhalb von 72 Stunden nach Einnahme nur 0,0009 % der Gesamtdosis. Ximelagatran selbst war nicht nachweisbar, wohl aber die wirksame Substanz Melagatran (Hellgren 2004). Berücksichtigt man nur die Konzentrationsspitzen in der Milch etwa 2 Stunden nach Applikation als Berechnungsgrundlage für die Exposition eines gestillten Kindes, ergibt sich eine relative Dosis von deutlich weniger als 1 %. Keine ausreichenden Erfahrungen zur Stillzeit liegen für Argatroban (Argatra®), Clopidogrel (z.B. Iscover®) und Ticlopidin (z.B. Tiklyd®) vor. Empfehlung für die Praxis: "Low-dose"-Acetylsaiicylsäure zur Thrombozytenaggregationshemmung ist unbedenklich. Auch bei Danaparoid, Desirudin, Lepirudin oder Ximelagatran erscheint eine Einschränkung des Stillens nicht gerechtfertigt. "Paracetamol: Pharmakokinetik: HWZ: 2,6 h; Proteinbindung: 25%; molare Masse: 151; relative Dosis: 6-12%; M/P-Quotient: 1; orale Bioverfügbarkeit: > 85%. Klinik: Es gibt keine nennenswerten Hinweise auf Unverträglichkeiten beim Säugling. Empfehlung: Paracetamol ist ebenso wie Ibuprofen Analgetikum der Wahl in der Stillzeit." Ibuprofen wird von der Embryotox als eines der Mittel der Wahl in der Schmerztherapie während der Stillzeit aufgeführt (siehe Webseite http://www.bbges.de/content/index889a.html ): "Arzneimittel der ersten Wahl in Schwangerschaft und Stillzeit Prinzipiell akzeptable Arzneimittel (spezielle Einschränkungen beachten, ggf. individuelle Beratung!) (...) Schmerztherapie Paracetamol, ggf. + Codein Ibuprofen, Diclofenac (nur bis Woche 30) ggf. Tramadol (Vorsicht unter der Geburt) bei Migräne ggf. Sumatriptan" Bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft) kann und sollte sich Dein Arzt jederzeit an das Berliner Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") wenden, das unter der Telefonnr. 030-30308-111 erreichbar ist, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html. Gute Besserung! LLLiebe Grüße, Biggi


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