Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillbeziehung retten

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillbeziehung retten

DiLee

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Liebe Frau Welter, Meine Kleine ist nun schon fast 1 Jahr alt. Sie wird gestillt, wiegt 11.500 g, ein großes, sehr starkes und munteres Baby. Mit dem Essen läuft es bei uns wunderbar. Sie hat 3 Mahlzeiten, wovon sie mindestens das Abendessen mit uns gemeinsam ist. Allgemein ist sie eine gute Esserin. Ich hatte leider einen KS aber von Anfang an viel Milch und nach einigen Startproblemen eine schöne Stillbeziehung. Sie hat schon bald bis zu 10-11 Stunden durchgeschlafen und dann leider nach unserem Sommerurlaub endete dies nach einigen Monaten. Dann wachte sie zwar nur einmal auf, bald darauf wurde es häufiger. Ich stillte sie nachts also ungefähr am dem 8. Monat alle 2-3 Stunden, manchmal sogar stündlich. Seit etwa einem Monat schläft sie sehr unruhig. In ihrem Bettchen kann ich sie meistens nicht beruhigen, also hole ich sie zu mir ins Bett und dann wird sich gedreht, gewinselt und gestillt. Dann hatten wir vor kurzem Besuch und mein Mann gab ihr nachts eine Flasche und siehe da, sie schlief 5-6 Stunden am Stück. Dann meinte er, wahrscheinlich würde meine Milch nicht mehr ausreichen und die zweite Nacht gab es wieder Flasche. Ich merkte, dass meine Milch weniger wurde. Jetzt nach zwei Wochen, in denen ich stillte und Ihr Flasche nachts gab, habe ich das Gefühl ich stille sie langsam ab. Dazu kommt die Frustration, dass sie tagsüber meine angebotene Brust nicht mehr nimmt, wenn ich ihr aber ein Fläschchen anbiete, ob mit meiner abgepumpten Milch oder formula. Ich konnte bislang abends immer bis zu 200 ml abpumpen, gestern Abend mit Mühe 90 ml. Mittlerweile kriegt sie also sowohl Brust nachts, wobei ich ja höre, beim Trinken ist da nicht viel und Flasche, etwa 200 ml. Wacht aber erneut alle 2-3 Stunden auf, also hat die Flasche doch nichts besser gemacht! Ich weiß, Stress und Sorge sind nicht produktiv, aber ich bin sehr sehr traurig geworden, habe geweint und mit meinem Mann gesprochen. Ich sagt ihm, dass ich entschieden habe, die Kleine zwei Jahre zu stillen und dass ich das Gefühl habe, sie bald ungewollt abzustillen. Er meinte nur, ich habe das sowieso nicht in der Hand, da sie ja anscheinend nicht mehr will! Das hat mich sehr getroffen, weil es ja tatsächlich seitdem immer wider vorkommt, dass sie meine Brust eben einfach (tagsüber) nicht nimmt. Ich würde einfach gerne wieder die Milchproduktion ankurbeln, aber wie denn, wenn sie die Brust tagsüber schon gar nicht mehr nimmt? Abpumpen? Wird die Brust dann nicht noch fremder? Das Stillen war gerade einfach so toll! Ich würde unser Stillverhältnis einfach gerne fortsetzen und retten. Noch dazu plagen mich Schuldgefühle wegen den nächtlichen Fläschchen, denn ich wusste es und hätte es vorhersehen können. Viele liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe DiLee, ich befürchte, das Baby stillt sich zur Flasche hin ab. Die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Nun kann ich aber weder dich noch dein Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und dir auch nichts zeigen. Deshalb möchte ich dich zu allererst ermutigen, nach einer Stillberaterin in eurer Nähe zu schauen. "Nah" kann auch 1 Stunde entfernt sein - es lohnt sich allemal!! Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Bis dahin würde ich keinen Schnuller und keine Flasche geben, wenn Du zufütterst, dann mit einer alternativen Fütterungsmethode. Eine Saugverwirrung kann überwunden werden. Dabei ist es die erste Maßnahme, dass sämtliche künstlichen Sauger weggelassen werden. In leichteren Fällen kann dies schon ausreichen. Wenn Du magst, können wir gerne auch miteinander telefonieren! LLLiebe Grüße Biggi


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