Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Saugverwirrung beheben

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Saugverwirrung beheben

Frau_Bert

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Hallo, leider hatten meine Tochter und ich einen unglücklichen Start in unsere Stillbeziehung. Die Geburt war sehr schwer, nach 14 Stunden kam es zu einer Wehenschwäche und sie musste mit einer Saugglocke inkl. Dammschnitt auf die Welt geholt werden. Ihr ging es aber gut und wir würden auch nicht getrennt und ich habe sie direkt nach der Geburt auch angelegt. Leider habe ich keine Hilfe beim ersten Anlegen erhalten und wurde im Krankenhaus auch sonst nicht viel unterstützt und niemand konnte mir sagen, ob meine Tochter "richtig trinkt". Mir wurden immer wieder Stillhütchen angeboten, die ich aber abgelehnt habe. Ich habe sie oft angelegt, meistens ist sie dabei aber eingeschlafen. Zwei Tage nach der Geburt hat sie dann Gelbsucht bekommen und hat auch 11% ihres Geburtsgewichtes abgenommen, sodass wir leider vier Tage nach der Geburt angefangen haben zuzufüttern. Dafür haben wir extra die Flasche von Medela Calma gekauft, um Saugverwirrung zu vermeiden. Ich habe, vermutlich aufgrund von Stress und starken Schmerzen, kaum Milch produziert und habe auch vier Tage nach der Geburt angefangen zusätzlich zum häufigen anlegen mit einer elektrischen Milchpumpe abzupumpen. Die nächsten Wochen waren wir damit beschäftigt meine Milchmenge zu erhöhen, sprich: ich habe meine Tochter ständig angelegt und zusätzlich abgepumpt und Power Pumpen gemacht. Meine Tochter hat nach dem stillen, wenn sie nicht zufrieden war und schrie dann ein Fläschchen bekommen. Irgendwann waren wir dann so weit, dass sie mehrere Tage lang nur noch drei kleine Fläschchen bekam. Doch dann kam der Schock auf der Waage - obwohl sie zufrieden schien, hatte sie quasi gar nicht zugenommen. Da ich nie richtig wusste, ob sie "richtig" trinkt, habe ich dann eine Stillberaterin eingeschaltet, die mir dann sagte, dass meine Tochter nur nuckeln würde und das lange saugen eben ausbleiben würde. Sie habe wohl nur die dünne Vordermilch getrunken und sei nicht an die Fette Milch gekommen. Der Bauch war also voll, daher kein Hungergefühl und genug nasse Windeln, aber eben keine Gewichtszunahme. Das hat uns erstmal so geschockt, dass wir wieder mehr Fläschchen gegeben haben und ich nur noch nachts gestillt habe und wir davon ausgegangen sind, dass das mit dem stillen nicht klappen wird und ich so quasi langsam Abstillen wollte. Da mich das sehr traurig gemacht hat und ich mir sehr wünsche meine Tochter zu stillen haben wir dann noch einen Versuch unternommen: Wir haben nach Rücksprache mit unserer Stillberatung versucht die Fläschchen weg zu lassen und sie mit Becher und Spritze gefüttert, haben das aber nicht lange übers Herz gebracht, da sie das wirklich sehr abgelehnt hat. Jetzt habe ich von einem Brusternährungsset erfahren und möchte das gerne ausprobieren - besteht Ihrer Erfahrung nach nach so einer langen Zeit überhaupt die Chance, dass meine Tochter noch lernt richtig an der Brust zu trinken? ich vermute ja, dass sie es noch nie richtig konnte, da wir so früh mit dem zufüttern angefangen haben ... Zum Glück lässt sie sich gerne anlegen und dockt laut Stillberatung auch richtig an. Wie kann ich das weiter fördern (außer durch häufiges korrektes Anlegen und viel Körperkontakt) Sie ist inzwischen 10 Wochen alt... Vielen Dank Herzliche Grüße


Biggi Welter

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Liebe Frau_Bert, theoretisch wäre es sicherlich möglich, die Milchmenge zu steigern und wieder voll zu stillen, ob dein Kind die Brust noch einmal akzeptiert, ist nicht sicher. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildungangeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Die Kollegin kann dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann dir erklären, woran du erkennst, ob dein Kind korrekt saugt und dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi Welter


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