Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Reaktion auf Muttermilch?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Reaktion auf Muttermilch?

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Liebe Birgit, ich hab dir neulich schon mal geschrieben zum Thema "Gewicht". Die Neurodermitis meines Kleinen (6 Monate) wird immer schlimmer. Auch das Weglassen allergener Nahrungsmittel bei mir bringt nichts. Der Arzt sagt nun, mein Sohn reagiert auf das Eiweiß in der Muttermilch (Wenn ich das richtig verstanden habe) und obwohl er ein Stillbefürworter ist, rät er mir dringend zum Abstillen. Ich soll in den nächsten 3/4 Wochen Breimahlzeiten einführen und dann wird weitergeschaut, wie es mit Ersatznahrung weitergeht. Ein Heilpraktiker in der Familie kennt das auch, dass Kinder so auf Muttermilch reagieren. Du hast ja auch schon so was geschrieben. Bis auf die teilweise wirklich schlimme Haut geht es meinem Zwerg aber prima, er wächst gut und ist tagsüber ein ganz fröhlicher. Ich hab das Ganze noch nicht verdaut, wollte ihn so lange wie möglich stillen. Aber wenn seine Haut damit besser wird, muss es halt sein. Nachts, wenn ihn der Juckreiz oft quält, lege ich ihn oft an und er trinkt mal mehr, mal weniger. Nun musste ich mir anhören, ich würde ihm damit ja eher schaden, weil der Ausschlag schlimmer wird. Vielleicht stimmt das ja auch. Mein Mann dagegen meint, es wäre für meinen Kleinen auch schlimm, wenn er vor lauter Juckreiz gar nicht mehr zur Ruhe kommt und will ihm ab und zu Tee geben, ich soll aber auch weiter stillen. Ich hab ihm immer gerne die Brust auch als Trost gegeben und bin jetzt, ehrlich gesagt, etwas verzweifelt. Wie soll das bloß werden, wenn er nachts Fläschchen bekommen soll? Die kann ich ihm doch gar nicht geben? Mamas prall gefüllte Brust und er darf nicht ran. Ist es möglich, später, wenn die Haut es zulässt, dass er zum Einschlafen und in der Früh gestillt wird? Ich habe meine Tochter mit 14 Monaten auch nur morgens gestillt und hatte immer noch genug Milch. Wie kann ich denn das Abstillen für ihn erträglicher machen? (Na ja, vielleicht kommt er ja prima damit klar. Ich aber nicht) Hast du noch links, Infos darüber, dass Kinder so auf die Milch der Mutter reagieren? Vielen Dank Andi


Biggi Welter

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Liebe Andi, eine echte Muttermilchunverträglichkeit gibt es nicht. Es gibt lediglich eine Stoffwechselerkrankung, bei der das Kind nicht in der Lage ist, die Laktose zu verarbeiten, doch das ist eine extrem seltene Krankheit, die Galaktosämie heißt und wenn ein Kind daran leidet, dann muss es nach der Geburt so schnell wie möglich abgestillt werden, weil sonst dramatische Schädigungen bis hin zum Tod zu erwarten sind. An Galaktosämie leidet dein Kind aber unter Garantie nicht. Was passieren kann ist, dass ein Kind auf etwas reagiert, was über die Ernährung der Mutter in die Muttermilch übergeht und hier beginnt das Problem: Nicht immer lässt sich feststellen, was das ist und nicht immer ist der Mutter eine entsprechend eingeschränkte Ernährung zumutbar. Ich kenne über eine Kollegin einen einzigen Fall, in dem das Kind tatsächlich vom Abstillen profitiert hat, doch dieses Kind hatte nicht nur Hautprobleme, sondern auch massive Gedeihprobleme und hatte extrem abgenommen. Die „berühmt, berüchtigte" Studie aus Finnland, die immer wieder durch die Medien geistert beruht auf einer sehr geringen Fallzahl, doch zu dieser Studie hänge ich dir unten noch etwas an. Ob es bei euch wirklich etwas bringt, dass Du abstillst, kann ich dir nicht sagen und vor allem ist es auch nicht unbedingt aussagekräftig, wenn Du für wenige Tage auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtest, das kann durchaus länger dauern, ehe sich ein Ergebnis zeigt. Eine Möglichkeit wäre auch eine Stillpause, in der Du deine Milch abpumpst und ihr auf andere Ernährung ausweicht. Ihr werdet dann ja sehen, ob der Verzicht auf Muttermilch überhaupt eine Besserung bringt. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel „Breast-feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27-32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der „Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: „Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." („CONCLUSIONS: Breast-feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast-fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast-feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) „Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin-post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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Hallo Andi! Ich habe Dir im "kranke und behinderte Kinder"-Forum auch schon geantwortet, aber ich weiß nicht, ob du da noch mal hinschaust. Deshalb kopiere ich es hier noch mal rein: Mich hat diese finnische Studie, auf die sich Dein Kinderarzt bezieht, auch sehr interessiert, weil es in meiner Familie ND gibt und ich selber auch - zum Glück nur leicht - betroffen bin. Ich habe mir die Studioe also besorgt und war ziemlich entsetzt: Die untersuchten Kinder sind zu einem Teil eben nicht voll, sondern nur teilweise gestillt worden. Und dann wurde der "Erfolg" des Abstillens ausschließlich von den Müttern beurteilt, die ja sicherlich einen Erfolg erwartet haben - dafür haben sie schließlih abgestillt. Und zu meinem ganz großen Entsetzen fehlt die Vergleichsgruppe. Ganz häufig wird ND im ersten Lebensjahr schon von ganz alleine besser. Damit verliert diese Studie jeden Aussagewert. Nur wenn bei den Kindern, die nicht mehr gestillt wurden, deutlich mehr eine Verbesserung gezeigt hätten als in einer analogen Gruppe von Kindern, die weiter gestillt wurden, hätte man Schlüsse ziehen können. Liebe Grüße Martina A.


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