Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

OP mit Lokalbetäubung (Xylonest 1%) während der Stillzeit möglich?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: OP mit Lokalbetäubung (Xylonest 1%) während der Stillzeit möglich?

kati.home

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Hallo, ich muß dringend an der Hand operiert werden, dazu soll ich lokal betäubt werden mit xylonest 1%. Ich stille derzeit voll. Ist dies weiterhin möglich oder wird das Betäubungsmittel in die Muttermilch übergehen? Wenn ja wie lange sollte ich warten bis ich die Kleine (5,5 Monate) wieder stillen kann? Vielen Dank.


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Liebe Kati.home, eine Zahnarztbehandlung, auch mit Betäubung usw., verlangt KEINE Stillpause und auch kein Verwerfen der Milch! Ich zitiere hierzu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Schaefer, Spielmann, 7. Auflage 2006: "Lokalanästhetika: Erfahrungen. Lidocain (z.B. Xylocain®) geht selbst bei intravenöser Behandlung von Herzrhythmusstörungen nur in geringer Menge in die Muttermilch über (siehe Kapitel 4.6). Bei insgesamt 27 Patientinnen, die zur Sectio eine Epiduralanästhesie mit durchschnittlich 183 mg Limain und 82 mg Bupivacain erhalten hatten, wurden nach 2, 6 und 12 Stunden Lokalanästhetika und deren Metabolite im Serum und in der Milch nachgewiesen. Im Mittel fanden sich 860 µg/l Lidocain und 90 µg/l Bupivacain in der Milch sowie 140 µg/l des Metaboliten Pipecolylxylidid (PPX) (Ortega 1999). Die M/P-Quotienten betrugen 0,9, 0,4 und 1,3. Es sind nicht mehr als 1 bis höchstens 4 % der per os ohnehin kaum verfügbaren Wirkstoffe als relative Dosis für ein gestilltes Kind zu erwarten. Die beobachteten Kinder zeigten keine Auffälligkeiten. Bei der Applikation von 3,6 - 7,2 ml Lidocain 2 % ohne Adrenalinzusatz im Zusammenhang mit einer zahnärztlichen Therapie fanden sich für Lidocain und seinen Metaboliten Monoethylglycerinxylidid durchschnittlich nur 73,4 µg/l bzw. 66,1 µg/l in der Milch, toxische Wirkungen beim gestillten Kind wurden für unrealistisch gehalten (Giuliani 2001). Eine interpleurale Dauerinfusion von Bupivacain (z.B. Carbostesin®), 25 mg/Stunde, führte zu maximal 0,45 µg/ml in der Muttermilch. Im Serum des Säuglings war die Substanz nicht nachweisbar (Nachweisgrenze < 0,1 µg/ml). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Übersicht in Spigset 1994). Zu Levobupivacain (Chirocain®), Mepivacain (z.B. Scandicain®), Procain und Ropivacain (Naropin®) liegen keine Daten zur Stillzeit vor. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese Substanzen und vor allem solche mit kurzer Halbwertszeit und hoher Plasmaeiweißbindung wie Articain (z.B. Ultracain®) nur sehr geringe Konzentrationen in der Milch erreichen. Der bei Lokalanästhesie übliche Adrenalinzusatz wirkt ohnehin einem Übergang in die Muttermilch entgegen. Prilocain (Xylonest®) wirkt in stärkerem Maße als die anderen Lokalanästhetika als Methämoglobinbildner. Systematische Untersuchungen zur Anwendung in der Stillzeit fehlen auch für die ausschließlich zur Lokaltherapie eingesetzten Substanzen Benzocain (z.B. Anaesthesin® Creme), Chlorethan (z.B. WariActiv® Aerosol), Oxybuprocain (z. B. Thilorbin® Augentropfen) und Tetracain (z.B. Acoin® Lösung), wobei hier nicht mit einer systemischen Resorption größerer Mengen zu rechnen ist. Empfehlung für die Praxis: Bei üblicher Anwendung (im Rahmen einer Zahnbehandlung oder anderer Eingriffe) können Lokalanästhetika in der Stillzeit verwendet werden; dies gilt auch für Kombinationen mit Adrenalin. Prilocain sollte gemieden werden, nach dennoch erfolgter Applikation ist jedoch keine Stillpause erforderlich." Sollten danach Medikamente nötig sein, gibt es auch genug Alternativen, die mit dem Stillen vereinbar sind. Lieben Gruß, Kristina


kati.home

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Hallo nochmal, ich verstehe leider nur "Bahnhof". Ich habe keine Zahnbehandlung, sondern eine Hand OP und ich sehe nirgens in Ihrer Zusammenfassung das Wort Xylonest, ist das Prilocain habe ich ein Problem oder? Ansonsten kann ich direkt nach der OP wieder Stillen? Danke nochmal...


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Sorry, das mit der Zahnbehandlung war natürlich falsch, es gilt trotzdem das gleiche... Xylonest ist Prilocain. Und ich habe gerade noch direkt bei Embryotox nachgeschaut, da steht unter "Prilocain, Produktnamen: Xylonest ®" folgendes: "Pharmakokinetik: HWZ: 1,5 h; Proteinbindung: ca. 55%; molare Masse: 220. Klinik: Es liegen keine klinischen Berichte vor. Empfehlung: Wenn möglich, sollten andere Lokalanästhetika bevorzugt und Prilocain gemieden werden. Eine dennoch erfolgte Applikation hat keine Einschränkung des Stillens zur Folge." Was heißen soll: Sprich mit deinem Arzt, ob er auch etwas anderes verwenden kann, ggf. kann und sollte er bei der Embryotox anrufen und sich dort ein Mittel empfehlen lassen. Wenn nichts anderes geht, ist es auch kein Drama. Das ist meine "Übersetzung" der Empfehlung... Lieben Gruß, Kristina


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