Müdemami
Hallo! Wir haben jetzt herausgefunden, dass die Schlafprobleme unserer Tochter nicht am nächtlichen Stillen, sondern an einer Laktoseintoleranz liegen. Bei einem Abstillversuch bzw. Umstellung auf Folgemilch ist sie nachts (oft ist sie bis zu zehn mal wach) sogar alle zwanzig Minuten wach geworden. Ein Gentest beim Kinderarzt hat unsere Vermutung dann bestätigt. Bei ihr sind nur eben nicht die klassischen Symptome sondern Unruhe und Schlafstörungen aufgetreten. Die ersten vier Nächte nach der Diagnose dann milchproduktfrei - verlaufen vielversprechend. Den Abstillplan habe ich erstmal aufgegeben, da unsere Tochter auch sehr schlecht isst - wahrscheinlich weil sie wusste, dass sie selbst nichts verträgt. Muss ich in meiner Ernährung beim Stillen jetzt auch Milchprodukte meiden? Würden Sie Minus-L-Produkte geben? Ist es sinnvol so lange weiterzustillen, bis unsere Tochter ausreichend isst oder wird sie das tun, wenn abgestillt wird ? Danke für eine Antwort.
Liebe Müdemami, eine Laktoseintoleranz beim Erwachsenen ist in der Regel eine erworbene Intoleranz, die dadurch entsteht, dass mit zunehmendem Alter die Fähigkeit verloren geht Laktase zu bilden. Da Laktase rein von der Theorie ja nur so lange gebraucht wird, wie ein Säugelebewesen Muttermilch erhält, gibt es Menschen, die ab etwa vier bis fünf Jahren beginnen, keine Laktase mehr zu bilden. Säuglinge, die bereits mit einer Laktoseunverträglichkeit geboren werden, brauchen ein ganz besondere Spezialnahrung und können auch nicht gestillt werden, denn Muttermilch enthält Laktose. Das heißt, Sie ernähren Ihr Kind auch jetzt nicht laktosefrei, denn es erhält Laktose durch die Muttermilch. Wenn Ihr Kind auf Kuhmilch reagiert, die Sie zu sich nehmen, dann ist diese Reaktion wahrscheinlich auf das Kuhmilcheiweiß zurückzuführen. Reagiert ein Kind bereits über die Muttermilch auf bestimmte Nahrungsbestandteile, dann sollten diese dem Kind nicht als Beikost gegeben werden. Ich vermute also nicht, dass Ihr Kind eine Milchzucker Unverträglichkeit hat (Laktose ist Milchzucker und auch in Muttermilch vorhanden), sondern vielmehr, dass es eine Kuhmilcheiweiß Unverträglichkeit hat. Das macht einen großen Unterschied. Nach dem ersten Geburtstag benötigt ein Kind etwa 350 ml Milch (oder etwas mehr als einen kleinen Joghurt) und 20 g Käse, um seinen Milchbedarf zu decken. Das heißt, dass ein Kind keineswegs zwingend Milch trinken muss und es ist sogar möglich, dass sich der Mensch nach dem Abstillen ganz milchfrei ernährt. Der Mensch ist ja ohnehin das einzige Säugelebewesen, das nach dem Abstillen noch weiter Milch einer anderen Art auf seinem Speiseplan stehen hat und auch beim Menschen gibt es eine ganze Reihe von Kulturen, die milchfrei und dennoch gesund leben. Notwendig ist die Milch auch wenn das in unserer Kultur oft nicht geglaubt wird nicht. Es gibt eine ganze Menge an kalziumreichen Nahrungsmitteln, mit denen sich der Kalziumbedarf decken lässt. Eine Tasse (227 g) gekochter Chinakohl ist eine alternative Möglichkeit zur Kalziumversorgung und bietet 86 % des Kalziumgehaltes einer Tasse (240 ml) Milch. Eine halbe Tasse (113 g) Sesamkörner die zu Backwaren und Pfannkuchenteig hinzugefügt oder über Salat oder Getreide gestreut werden können enthält doppelt so viel Kalzium wie eine Tasse (240 ml) Milch. Weitere Kalziumlieferanten sind Melasse, mit Kalzium angereicherter Tofu, Spinat, Broccoli, Zwiebelkraut, Winterkohl, Leber, Mandeln und Paranüsse sowie Dosensardinen und Lachs (die allerdings beide mitsamt der weichen Gräten gegessen werden). LLLiebe Grüße, Biggi
Müdemami
Hallo Biggi, danke für die Antwort. Ich bin jetzt nur etwas verwirrt und muss nochmal nachfragen: Ich habe bei einem Abstillversuch festgestellt, dass meine Tochter die Folgemilch nicht verträgt und auch auf Milchbrei mit Schlafproblemen, Unruhe, Magenschmerzen reagiert. Daraufhin hat der Kinderarzt einen Gentest auf Laktoseunverträglichkeit gemacht, meinte aber es geht um die Laktose der Kuh. Ich habe extra wegen dem Stillen nachgehakt, er meinte aber, ich wäre ja keine Kuh. Eine Allergie hat sie nicht, es ist genetisch. Enthält ggf. die Muttermilch gleich auch mit Laktase zum Verstoffwechseln? Seit ich nur noch stille und sie laktosefreie Produkte erhält, geht es ihr besser. Ich habe halt dann nur überlegt, ob es ihr auch schleht geht, wenn ich Kuhmilchprodukte essen und weiter stille. Liebe Grüße Müdemami
Liebe Müdemami, jetzt hab ich erst mal selbst gezweifelt ;-) und mich dann beim med. Beirat der LLL schlau gemacht. Hier die Antwort von Denise Both – ich bin froh, so kompetente Hilfe zur Seite zu haben, DANKE DENISE )): …im Zweifelsfall wurde hier ein Gentest auf primäre adulte Hypolactasie/ Laktase-Nonpersistenz durchgeführt. Das ist nicht zu verwechseln mit einer angeborenen Unfähigkeit Laktose zu verstoffwechseln, wie es bei der Galaktosämie der Fall ist. Hier geht es vielmehr um eine autosomal rezessiv vererbte Anlage, die dazu führt, dass durch einen Polymorphismus des LCT-Gens beim CC-Phänotyp die Fähigkeit, Laktose aufzuspalten kontinuierlich abnimmt. Kinder unter zwei Jahren sind davon üblicherweise noch nicht betroffen, sondern erst ab dem 2. bis 4. Lebensjahr nimmt die Laktasebildung (Laktase wird im Dünndarm gebildet) bis zum Erwachsenenalter immer weiter ab. Das ist prinzipiell ein normaler Vorgang, der bei einem großen Teil der Menschen abläuft und auch sonst bei erwachsenen Säugelebewesen zu beobachten ist. Eigentlich auch nichts Schlimmes, denn „von Natur aus“ ist es nicht vorgesehen, dass nach dem Stillalter noch weiter Milch konsumiert wird. Die Tatsache, dass in Mitteleuropa die Mehrheit der Menschen auch als Erwachsene noch Laktose spalten kann und deshalb problemlos Milch- und Milchprodukte zu sich nehmen kann, ist nicht die „Norm“ sondern als Mutation zu betrachten. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob die Laktose aus der Muttermilch stammt oder von Kuh-, Ziegen- oder Pferdemilch. Um die Laktose zu spalten, ist immer Laktase notwendig. Interessant ist auch, dass keineswegs alle Menschen mit der genetischen Variante -13910 C / C, die mit der Laktase-Nonpersistenz einhergeht, auch tatsächlich eine Laktoseintoleranz, d.h. Probleme nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln haben. Es gibt also sogar Erwachsene, bei denen der Gentest positiv ausfällt, die aber trotzdem laktosehaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen können. Einen ganz interessanten Artikel zum Thema gibt es hier http://www.bioscientia.de/de/files/2011/06/Bericht-72_Lactoseintoleranz.pdf Lg Denise
Müdemami
Hallo Biggi, danke für die Antwort und Weiterleitung an Denis Both (sie hatte mir schonmal geholfen als ich Fragen zu Stillen mit Prolaktinom hatte, meine Stillberaterin hatte mir ihre Daten gegeben). Jetzt habe ich aber trotzdem nach dem Lesen des Anhangs trotzdem folgende Fragen: Wenn ich das richtig verstanden habe, hat meine Tochter somit bei dem LCT-Gen das Problem, dass sie zu der Gruppe der Menschen gehört, die mit einem Alter von 2-4 Jahren die Fähigkeit verliert, Laktose zu verstoffwechseln. Da sie aktuell ja sehr gut das Stillen verträgt, aber keine Folgemilch, Milchbrei etc. muss ja - neben dem Ergebnis des Gen-Tests - noch ein anderes Problem vorliegen, da sie - falls sie bereits jetzt mit einem Jahr keine Laktose mehr verstoffwechseln könnte - auch das Stillen nicht mehr vertragen würde, oder ? Zumindest wenn Laktose gleich Laktose ist, egal ob Kuh oder Mensch. Somit ist ja auch die Aussage von meinem Arzt - ich wäre ja keine Kuh, das ist andere Laktose nicht richtig. Es sieht ja mehr danach aus als würde sie zudem ggf. noch eine Kuhmilcheiweissunverträglichkeit haben oder ? Ich habe am 13. Januar nochmal einen Termin beim Kinderarzt, dann muss ich das nochmal alles klären. Angenommen, sie hat jetzt doch zusätzlich noch eine Kuheiweissunverträglichkeit - kann ich beim Stillen dann Milchprodukte essen oder schadet ihr das ? GLG Müdemami
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