Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Krankes bisher voll gestilltes Baby erbricht komplette Mahlzeit

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Krankes bisher voll gestilltes Baby erbricht komplette Mahlzeit

JosieMV

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Hallo, Seit drei Tagen kämpft meine Maus (morgen 24 Wochen alt) mit einer schlimmen Erkältung. Seit gestern Abend erbricht sie nach jedem stillen schwallartig die (meiner Ansicht nach) komplette Mahlzeit. Ich bin ziemlich sicher, dass nichts drin bleibt. In der Apotheke hat man mich vor 2 Tagen gefragt, ob ich auch Tee mitnehmen möchte, oder ob die Milch noch drin bleibt. Ich habe vollkommen irritiert abgelehnt. Jetzt frage ich mich allerdings mittlerweile, ob ich doch noch Tee kaufen sollte, damit meine Tochter wenigstens Flüssigkeit erhält, falls der dann drin bleibt. Bei gesunden Babys wird ja von Tee abgeraten, aber bei kranken? Sollte ich das versuchen? Und wenn ja, welchen Tee? Wenn nein, haben Sie vielleicht andere Tipps? Ich hoffe, Sie können mir helfen. Lieben Gruß, Josie


Biggi Welter

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Liebe Josie, keine Angst, auch bei einer Magen Darminfektion ist Stillen für dein Kind weiterhin die optimale Form es zu ernähren. Muttermilch ist die beste Heilnahrung, die es gibt und gleichzeitig bekommt dein Kind Antikörper, die ihm helfen schneller gesund zu werden. Ein krankes Baby, das sich erbricht, profitiert davon, wenn es weiterhin gestillt wird. Ist das Baby in der Lage, irgendeine Nahrung oder Flüssigkeit zu sich zu nehmen, dann sollte es Muttermilch sein. Da Muttermilch schnell verdaut wird, nimmt selbst ein Baby, das sich erbricht, einige der Nährstoffe und etwas von der Flüssigkeit der Milch auf, bevor sie wieder hoch kommt. Andere Getränke, die gemeinhin empfohlen werden, Tee zum Beispiel, bieten nur einen geringen Nährwert und keinerlei Antikörper, wie sie in der Muttermilch zu finden sind. Ist der Magen des Babys sehr in Aufruhr und erbricht es sich nach jeder Mahlzeit, dann kannst du versuchen, den größten Teil deiner Milch auszustreichen und dem Kind die weniger volle Brust zum Trösten anzubieten. Wenn die Milchmenge pro Mahlzeit verringert wird - bei gleichzeitigem häufigerem Anlegen -, verringert sich auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind alles sofort wieder erbricht. Ist das Kind mit den kleineren Milchmengen über einige Stunden hinweg zurechtgekommen, kann es vielleicht auch wieder größere Mengen tolerieren. Das Gefährliche am Erbrechen ist die Dehydrierung (das Austrocknen). Es ist wichtig, dass Du die Anzeichen dafür kennst und weißt, wie dem Austrocknen vorzubeugen ist. Das Erbrechen hört bei einem Stillkind meist innerhalb weniger Tage wieder auf. In schweren Fällen jedoch, oder wenn es nicht aufhört, kann der Wasser- und Mineralverlust zur Austrocknung führen, die ein ernstes Problem darstellt. Du solltest auf die folgenden Anzeichen der Dehydrierung achten. Hast Du den Verdacht, dass ein Kind austrocknen könnte, wende dich sofort an einen Arzt: o Teilnahmslosigkeit und Verschlafen der Fütterungszeit, o Schläfrigkeit, o kraftloses Schreien, o Elastizitätsverlust der Haut (stehende Hautfalten), o Mundtrockenheit, trockene Augen, o weniger Tränen als normalerweise, o sehr geringe Urinausscheidung (weniger als zwei nasse Windeln innerhalb von 24 Stunden), o eingesunkene oder eingedrückte Fontanelle (die weiche Stelle auf dem Kopf des Babys), o Fieber. Die beste Art, einer Dehydrierung vorzubeugen, besteht darin, sicherzustellen, dass das Baby viel Flüssigkeit erhält. Bei einem kranken Stillkind geht das am besten durch häufige, kurze Stillmahlzeiten. Vorübergehendes Abstillen bietet keinerlei Vorteile für das Baby. Manche Ärzte verordnen bei einem kranken Baby, das sich erbricht, routinemäßig ein zeitweiliges Abstillen und stattdessen die Gabe von oraler Elektrolytlösung (zum Beispiel Oralpädon) oder eine andere orale Rehydrationstherapie. Bei einem mit künstlicher Säuglingsnahrung gefütterten Säugling wäre dieser Rat richtig, aber bei einem Stillkind bietet ein zeitweiliges Abstillen keinerlei Vorteile. Im Gegensatz zu künstlicher Säuglingsnahrung oder anderen Milchprodukten, die bei einem Baby, das sich erbricht, möglichst vermieden werden sollen, ist Muttermilch eine leicht und schnell verdauliche, natürliche (physiologische) Flüssigkeit (Ewer, 1994). Außerdem kann ein zeitweiliges Abstillen das Leben für Mutter und Kind sehr schwierig machen. Wird einem kranken Kind plötzlich der vertraute Trost durch das Stillen genommen, reagiert es enttäuscht und aufgeregt. In der Zwischenzeit bildet sich in den Brüsten der Mutter weiterhin Milch, und sie werden immer voller. So muss die Mutter sich nicht nur um ihr krankes und möglicherweise untröstliches Baby kümmern, sondern noch zusätzliche Zeit dafür aufwenden, Milch auszustreichen oder abzupumpen, um zu verhindern, dass ihre Brüste zu voll werden. LLLiebe Grüße Biggi


JosieMV

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Liebe Biggi, Erstmal vielen Dank. Ich bin beruhigt und freue mich, dass mein instinktives ablehnen von Tee richtig war. Ich habe nun noch ein paar Nachfragen: Zu den dehydrierungsanzeichen: Reicht ein Anzeichen aus oder fast alle? Woher weiß ich, ob sie die fütterungszeit verschläft? Ich stille nach Bedarf so ca. 10-15 mal in 24h, keine festen oder ungefähr festen Zeiten, abstände von 20min-4,5h. Schläfrigkeit und Fieber kommt von der Erkältung und daher werte ich das mal nicht. Ihre Fontanelle ist nicht eingesunken. Und zum stillen: Seit meinem Beitrag habe ich ihr 4-5 mal die Brust angeboten, in den unterschiedlichsten Positionen (während ihrer wachstumsschube hat sie das ein oder andere mal stundenlang nicht gestillt, sodass ich angefangen habe, mir bei zu langen abständen, unterschiedlichste stillpositionen zu überlegen, bis sie dann trank) Und sie nimmt die Brust in jeder Position exakt einmal in den Mund,saugt 2 mal, beißt dann zu (2 zähnchen) und weint dann. Satt kann sie ja nicht sein, dehydriert auch (noch?) nicht. Kann ich darauf vertrauen, dass sie bei regelmäßigem anlegen irgendwann doch trinkt, wenn sie es braucht?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Josie, wichtig ist, dass dein Kind wirklich noch nasse Windeln hat und die Hautspannung gut ist. Wenn dein Kind wirklich nur schluckweise trinkt, stell es bitte noch einmal dem Kinderarzt vor, denn vielleicht hat es auch Schmerzen beim Trinken und schluckt deshalb nicht. Tut mir leid, wenn ich aus der Ferne nicht mehr dazu sagen kann…. Biggi


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