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Kolostrum ausstreichen nach Kaiserschnitt

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Kolostrum ausstreichen nach Kaiserschnitt

SugarFree94

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Hallo, eine Freundin von mir hat vor ein paar Monaten ihr Baby per sekundärem Kaiserschnitt bekommen. Die kleine war danach für einen Tag etwas trinkfaul, erst am zweiten Tag kam der riesen Hunger, der dann unter anderem mit Zufüttern von PRE Milch aufgefangen wurde. Ich hab am Freitag einen geplanten Kaiserschnitt und würde gerne fragen, ob man das nicht besser lösen kann? Ist es in dem Fall, dass das Baby noch ein bisschen Zeit zum ankommen braucht, sinnvoll das Kolostrum auszustreichen und für den zweiten oder dritten Tag im Kühlschrank aufzubewahren? Ich hab das ausstreichen jetzt einfach mal nach YouTube Video ausprobiert und es kommt auch schon was, nicht allzu viel aber besser als nichts. Aber es ist doch wahrscheinlich besser, wenn die kleinen mit der eigenen Milch zugefüttert werden anstatt mit künstlicher Nahrung, oder? Ich mache mir durch den Kaiserschnitt etwas Sorgen wegen einem verspäteten Milcheinschuss, deshalb habe ich mich schon mit dem Thema manuelle Gewinnung auseinandergesetzt..


Biggi Welter

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Liebe SugarFree94, auch nach einem Kaiserschnitt verläuft der Milcheinschuss nicht anders als bei einer normalen Geburt. Das Signal für den Beginn der Milchbildung wird durch das Ausstoßen der Plazenta gegeben und nicht durch die Wehen. Solange die Plazenta noch im Körper der Mutter arbeitet, schüttet sie ein Hormon aus, das die Milchbildung hemmt. Wenn die Plazenta dann ausgestoßen (oder beim Kaiserschnitt entfernt) wurde, fällt dieses Hormon weg und andere Hormone, die nun nicht mehr gehemmt werden, sorgen für das Einsetzen der Milchbildung.

Selbstverständlich wird auch Kolostrum gebildet und selbstverständlich können und sollen Sie sofort nach der Geburt mit dem Stillen beginnen.

Es stimmt zwar, dass manchmal nach einem Kaiserschnitt der Milcheinschuss verzögert einsetzt, ABER: das liegt fast immer daran, dass die Mutter und das Kind getrennt wurden, das Kind nicht genügend Gelegenheit hatte frühzeitig und häufig an der Brust zu trinken und deshalb die Brust nicht genügend stimuliert wurde. Wenn das Baby im Anschluss an die Kaiserschnittgeburt uneingeschränkten Zugang zur Brust haben wird, dürfte alles genau so verlaufen, wie nach einer normalen Geburt.

Wenn es sich um einen geplanten Kaiserschnitt handelt, sind die Voraussetzungen für das Stillen um einiges besser als bei einem Notkaiserschnitt, denn Sie sind ja nicht durch stundenlange Wehen bereits erschöpft, wenn es zur OP kommt und die Babys sind wahrscheinlich auch weniger gestresst als nach einer Notsituation. Falls Sie eine Periduralanästhesie haben werden, können Sie Ihre Babys anlegen, sobald der Bauch wieder zu ist (Sie brauchen natürlich Hilfe dabei, aber mit etwas guten Willen von Seiten des Krankenhauspersonals oder der Hilfe fes Partners ist es machbar). Nach einer Vollnarkose können Sie die Babys anlegen, sobald Sie richtig wach sind und 
ein Baby halten können.

Wichtig ist, dass Sie die Babys von Anfang an häufig anlegen, damit die Milchbildung in Gang kommt und die Babys lernen gut und richtig an der Brust zu trinken. Wird nach einem Kaiserschnitt bald und oft angelegt, verläuft das Stillen in der Regel wirklich nicht anders als nach einer normalen Geburt.

Lassen Sie sich zeigen, wie Sie trotz Bauchschnitt bequem stillen können, wie Sie im Liegen stillen und wie Sie sich mit dem Baby gemeinsam umdrehen können (ein Bett mit Seitengittern und vielen Kissen ist dabei sehr hilfreich). Gönnen Sie sich alle Ruhe, die Sie nach dem Kaiserschnitt bekommen können, solange niemand diese Ruhe dahingehende interpretiert, dass Sie Ruhe vor dem Kind brauchten. Nehmen Sie jede Hilfe, die Sie für den Haushalt bekommen können an, Sie erholen sich dann nicht nur von einer Geburt, sondern von einer großen Bauchoperation. 

Liebe Grüße
 Biggi Welter


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