spagat
Hallo Biggi, hallo Kristina, ich brauche bitte mal eure kompetente Einschätzung. Meine 26 Monate alte Tochter wird von mir nach Bedarf gestillt - zur Zeit bedeutet das hauptsächlich Stillen zum Einschlafen (mittags und abends), Weiterschlafen (mehrmals nachts, sie wird dabei aber nicht wirklich wach) und Aufwachen. Nach Wutanfällen hilft es uns auch enorm. Soweit so gut - dass ich damit als exotisch gelte und auf sehr viel Unverständnis stoße, stört mich nicht mehr so sehr, ich bzw. wir sind da reingewachsen und es ist gut und stimmig und wichtig für uns. Abstillen ist keine Option für mich solange das Signal dazu nicht von meiner Tochter selbst kommt. Was aber wirklich schwierig ist für mich: seit etwa einem Jahr will sie unbedingt zum Einschlafen an der freien Brustwarze herumknibbeln, nichts, was ich bisher versucht habe, konnte daran etwas ändern. Vor allem in der Zeit vor dem Einsetzen meiner Mens ist das nur schwer auszuhalten. Abends ist das insofern eine Belastung, weil sie oft bis zu einer Stunde braucht, um runterzukommen - meine Brustwarzen glühen manchmal regelrecht. Nun hat meine Therapeutin (zu der ich sporadisch gehe, weil sich meine eigene Kindheit extrem von den Bedingungen unterscheidet, die ich meiner Tochter bieten möchte und mich das manchmal einholt) angedeutet, dass sie dieses Verhalten pathologisch findet. Ich merke, dass mich das sehr beschäftigt. .. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass meine Tochter schon einen guten Grund haben wird, weil es ihr offenbar dermaßen wichtig ist. Sie ist ein sehr sensibles, aufgewecktes Kind, das in allen Bereichen eher weiter entwickelt ist als es für ihr Alter üblich ist - ich wäre selbst nicht auf die Idee gekommen, in ihrem Verhalten was krankhaftes zu suchen... Wie schätzt ihr diese Knibbelei ein? Und habt ihr vielleicht noch eine Idee, wie ich aus der Knibbel-Nummer wieder raus komme? Bislang erfolglos probiert habe ich (Reihenfolge nicht chronologisch): Fingernägel extrem kurz halten, Alternative zum Knibbeln anbieten (Hand, Stofftier, Tuch, Flaschensauger - uninteressant), ihre Hand festhalten (führt zu Wut und Verzweiflung), meine Hand schützend auf die Brust legen (dito), nicht stillende Brust durch Kleidung unzugänglich machen (dito), ernsthafte Gespräche (tut weh, schöner wäre es, ihre Hand würde nur ruhig drauf liegen - führt zu verständigem Nicken nur um eine Minute später wieder zu knibbeln), Erinnern (hält gefühlte 30 Sekunden vor), Schimpfen (dann weint sie verzweifelt), selbst Weinen (beunruhigt sie, scheint sie aber keinen Zusammenhang herzustellen) und Stillen mit Erklärung unterbrechen sobald sie anfängt zu knibbeln (ebenfalls Verzweiflung). Ich bin bereit, die Zähne noch eine Weile zusammenzubeissen, aber wenn es eine Möglichkeit gäbe, das zu reduzieren, hätte ich bestimmt nichts dagegen... Bin gespannt auf eure Sicht, viele Grüße, C.
Kristina Wrede
Liebe C., cool, dass du die Kritik von außen an dir abperlen lassen kannst, das ist nämlich alles andere als einfach! Und natürlich macht es Sorgen, wenn ein Profi das Verhalten unseres Kindes für "pathologisch" betrachtet. Doch ich möchte und kann dich hoffentlich beruhigen: Pathologisch bedeutet "krankhaft", aber das Verhalten deiner Maus ist keineswegs krankhaft!! Sie weiß ja gar nicht, dass sie dir damit weh tut. Mag sein, dass du versucht hast, es das liebevoll zu erklären, aber sie kann sich davon doch gar keinen Begriff machen und versteht somit nicht, was du meinst. Gleichzeitig ist es ja auch so, dass du Grenzen setzen MUSST, wenn du deiner Tochter klar machen möchtest, dass bestimmte Verhaltensweise nicht akzeptabel sind. Stell dir vor, sie würde gern mit einer Gabel auf dich einstechen, weil das so schöne rote Punkte gibt, würdest du da auch die Zähne zusammenbeißen und es ertragen? Wie so oft im Leben mit den Kleinen geht es hier weniger um das, was dein Kind macht, als um das, was du mit dir selbst machst. Wie sehr achten, lieben und respektieren wir uns selbst? Wo sagen wir "STOP, du überschreitest eine Grenze und das lasse ich nicht zu!" Gerade wenn wir selbst (und das betrifft ja die meisten unserer Generation) nicht unbedingt mit liebevollen, einfühlsamen Eltern gesegnet waren machen wir oft den Fehler, davor zurückzuscheuen, unseren Kindern ein klares NEIN vorzugeben. Wir möchten sie ja nicht unglücklich machen! Nur machen wir sie auch nicht glücklich damit, dass wir sie alles machen lassen, alles ertragen und erdulden, denn damit präsentieren wir ganz klar das Bild einer schwachen, hilflosen Mutter. Und das wiederum verunsichert unsere Kinder und gibt ihnen eine Macht, die sie nicht brauchen, nicht wollen und nicht haben sollten. Zurück zum "Knibbeln": Es ist eine Angewohnheit, die sich deine Kleine jetzt erst wieder abgewöhnen muss. Das ist nicht ganz einfach, weil es von dir ganz klar Konsequenz verlangt. Immer wenn sie knibbeln möchte, sagst du ganz deutlich NEIN und hältst ihr Händchen fest. Wird sie selig weiter trinken? Keinesfalls, sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deiner Maus ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Vielleicht kannst du ihr auch eine Knibbel-Alternative anbieten, ein weiches Schnuffeltuch etwa. Es gibt auch Mütter, die sich eine spezielle "Still-Halskette" basteln, an der dann einige haptisch interessante Dinge hängen (Holzringe etwa, oder Styroporkugeln mit Stoffüberzug) an denen die Kleinen "fummeln" können. Wenn du konsequent bleibst, sollte sie in 2 bis 3 Tagen damit aufgehört haben. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ganz sicher werden da Dinge aus deiner eigenen Kindheit hochkommen; begrüße sie wie Freunde, die lang verschollen waren, und freu dich, denn sie bieten dir die Gelegenheit, sie zu bearbeiten und aufzulösen, und frei zu werden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt: Es lohnt sich :-) Lieben Gruß und viel Erfolg! Kristina
Kim2008
Liebe Kristina, was für eine tolle Antwort! Ich hab nämlich das gleiche Problem und auch dieses "schlechte Gewissen", meiner Maus die Brust zum Kneifen wegzunehmen und ertrage es daher meist. Jetzt werd ich nochmal versuchen, es ihr abzugewöhnen, ich hoffe, ich schaffe es, konsequent zu bleiben.... Liebe Grüße, Corinna
spagat
Hallo Kristina, vielen Dank für deine ausführliche Antwort - ich kann nur sagen "Treffer - versenkt"... Ich habe einen ordentlichen (aber positiven!) Denkanstoß bekommen und lasse mich drauf ein, was das jetzt bei mir in Gang bringt... Die Knibbelkette ist bereits in Produktion ;-) Herzlichen Dank, ihr macht hier wirklich tolle und wertvolle Arbeit! C.
Kristina Wrede
:-)
Christina1320
Ich stoße auf diese Beiträge aus 2013 und frage mich aus selbigem Anlass heraus, wie es bei den beiden Müttern konkret lief und ob es tatsächlich nach 2-3 konsequenten Tagen vorbei war und wieder in „Ruhe“ weiter gestillt werden konnte. Der Erfahrungsbericht von C. ist exakt wie meine Geschichte. Meine Tochter ist jetzt 15 Monate alt und knibbelt seit ca. dem 8. Monat an meinen Brustwarzen um sich zu beruhigen und einzuschlafen. Hab alles mögliche angeboten als Alternative und auch schon Streitereien und „Kämpfe“ hinter mir, nur hab’s bisher nicht konsequent durchgezogen ihr das zu entziehen. Diese Erfahrungsberichte würden mich extrem interessieren, wie man diesen Frust dann wirklich aushalten kann. Würde mich sehr über eine Antwort freuen. Vielen Dank und viele Grüße Christina
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