Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

kettenrauchen und stillen - auch an alle

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: kettenrauchen und stillen - auch an alle

Mitglied inaktiv

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hallo biggi welter meine schwester ist (leider) schwanger und leider kettenraucherin. mich macht es krank, das mitanzusehen. zudem sagt sie, sie wolle auch stillen. wie kann ich ihr klar machen, das rauchen zu lassen. würden Sie einer kettenraucherin (sie hat IMMER eine im mund) das vollstillen raten? ich meine, welche argumente soll ich ihr vorbringen, damit sie endlich aufwacht aus ihrer sorglosigkeit und ihrem egoismus? sie sagt immer, ihr erstes kind sei ja auch gesund! dabei kam das baby mit 2500 gramm viel zu klein auf die welt. wie hoch ist wirklich der nikotingehalt in der muttermilch? gibt es studien, wie gestillte kinder von raucherinnen geschädigt wurden? ich möchte ihr helfen, vom rauchen wegzukommen, oder sie nicht mehr sehen. denn ich halte das nicht aus, dieses coole getue, von wegen, ist eh egal, kind ist laut arzt gesund.... was raten Sie mir? zumal sie neben dem stillen rauchte (bei ihrem erstesn kind).... danke für rat eine verzweifelte schwester


Biggi Welter

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? Liebe Kessy, sicher ist es sehr bedenklich, wenn eine Schwangere raucht und wir alle wissen um die möglichen Folgen, doch letztlich muss Ihre Schwester selbst wissen, was sie tut und auch mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben. Das ist schwer zu akzeptieren, aber es bleibt keine andere Wahl. Stillen und Rauchen müssen sich nicht gegenseitig ausschließen. Natürlich ist es das Beste, wenn eine Mutter nicht raucht, darüber brauchen wir wohl nicht zu diskutieren. Wenn man sich die Situation mal objektiv anschaut, wird ein Kind einer Raucherin in einem Umfeld mit Zigarettenrauchs mit all seinen Nachteilen aufwachsen. Demgegenüber stehen die Vorteile des Stillens, auch wenn die Milch mit Nikotin belastet sein wird. Nikotin tritt rasch in die Muttermilch über. Cotinin, das wichtigste Stoffwechselprodukt des Nikotins, erscheint ebenfalls rasch in der Muttermilch. Mit zunehmender Zahl gerauchter Zigaretten steigen Nikotin- und Cotiningehalt in der Muttermilch an (Schwartz-Bickenbach et al., 1987). Neben Nikotin und Cotinin sind weitere hochgiftige und auch krebserregende Stoffe in der Muttermilch von Raucherinnen zu erwarten. So sind z.B. die Kadmiumkonzentrationen in der Muttermilch gegenüber denen von Nichtraucherinnen deutlich erhöht (Radisch et al., 1987). Sie sollten möglichst nach dem Stillen rauchen. Nikotin geht rasch in die Muttermilch über und hat eine Halbwertszeit von etwa 90 Minuten. Das heißt nach 90 Minuten ist die Hälfte abgebaut, nach weiteren 90 Minuten wiederum die Hälfte der verbliebenen Menge usw. Mögliche Folgen des mütterlichen Rauchens können bei der Mutter ein niedrigerer Prolaktinspiegel und beim Baby ein höheres Risiko für Atemwegserkrankungen, ein höheres Risiko für den Plötzlichen Kindstod und bei extrem starken Rauchen Erbrechen, Durchfall und schneller Herzschlag sein. Diese kindlichen Probleme treten aber auch bei passivem Rauchen auf. Der Plötzliche Kindstod (SIDS) kommt häufiger vor bei Babys von Rauchern. Gestillte Babys von Rauchern haben ein SIDS Risiko, das dem von nicht gestillten (nicht gestillte Babys haben ein höheres Risiko als gestillte Babys) Babys von Nichtrauchern gleich ist. Babys von Rauchern haben häufiger Atemwegserkrankungen. Diese Auswirkungen des Rauchens werden abgemildert wenn das Babys gestillt wird.In `Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Schaefer und Spielmann 6. Auflage, Juni 2001 steht: "Stillenden Müttern ist dringend zu raten, das Rauchen einzustellen und auch darauf zu achten, dass der Säugling nicht durch andere Raucher in der Umgebung mitrauchen muss. Wenn nicht bereits während der Schwangerschaft, sollte spätestens ab der Geburt der Haushalt zur Nichtraucherzone erklärt werden. Sollte der Mutter das Einstellen des Rauchens nicht möglich sein, muss zumindest versucht werden, die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten auf 5 zu begrenzen. Ob ab 10 oder 15 Zigaretten täglich empfohlen werden sollte (Anmerkung: andere Autoren geben eine Zahl von 20 an) ist müßig zu erörtern. Es gibt keine Studien, die belegen, ab welcher Zigarettenzahl die Vorteile des Stillens von den Nachteilen des Rauchens überwogen werden. Außerdem ist nicht nur die Anzahl relevant. Das individuelle Rauchverhalten wie Inhalieren, Verwerfen von Zigarettenresten und Markenwahl beeinflusst den Toxineintrag in die Milch ebenfalls erheblich. Einige Autoren empfehlen, wenigstens 2 bis 3 Stunden vor dem Anlegen nicht zu rauchen. Dies erscheint bei Vielraucherinnen wenig praktikabel. Es mag aber als Anreiz zum Wenigerrauchen dienen." Ihre Schwester sollte - auch in Ihrem eigenen Interesse - versuchen, den Zigarettenkonsum möglichst gering zu halten und nicht neben dem Kind rauchen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo kessy, sorry, aber mir ist richtig schlecht geworden, als ich deine Zeilen hier gelesen habe. Deine Fürsorge ehrt dich, aber ich würde das auch nicht aushalten an deiner Stelle. Mein Gott, die armen Kinder. Und sie können sich kein Stück wehren, müssen das aushalten, was die Mutter neben ihnen tut. Normalerweise hänge ich mich nicht rein in sowas, aber du hast schon recht. Mir wäre es auch egal, was sie mit ihrer Gesundheit macht, aber sie begreift wohl überhaupt nicht, was sie ihren Kindern antut? Man es ist einfach nur furchtbar. LG von einer geschockten Jana


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