Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Kann ich auch mal zwischendurch PRE geben?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Kann ich auch mal zwischendurch PRE geben?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo! Meine Tochter Anna ist nun 11 Wochen alt und im Gegensatz zum ersten Kind klappt das stillen ganz gut. Die wenigen Male wo ich bisher weg musste habe ich vorher Milch abgepumpt, die Flasche mit MUMI nimmt sie vom Vater ohne Probleme. Nun ist es aber so, dass sie tagsüber alle 2 - 3 Stunden trinkt und nur abends mal Pause macht...und da bin ich meist so froh dass mal keiner an meine Brust will dass ich regelrechten Widerwillen gegen das abpumpen habe. Andererseits möchte oder muss ich ab und an auch mal abends weg (wegen Kiga-Vorstand) oder um mit meiner älteren Tochter mal alleine etwas zu unternehmen - ganz zu schweigen von einem erträumten "Mama-Freundinnen-Abend" ;o) oder dem Rückbildungskurs. Ich überlege nun ob ich die wenigen Male einfach Pre füttern kann/soll. Aber einerseits habe ich Sorge, dass sie danach die Brust nicht mehr nimmt und andererseits, dass ich mir irgendwie die Ernährung und die Immunhilfe der MUMI "versaue". Bin da hin und hergerissen - obwohl ich bei der ersten Tochter wegen Stillschwierigkeiten problemlos Pre zugefüttert habe. Aber da ging es eben nicht anders - bei Anna würd es schon gehen aber ich fühle mich halt auch gestresst durch die Notwendigkeit abzupumpen. Vielleicht haben sie einen Tipp! Herzlichen Dank im voraus, Daniela


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Daniela, es lässt sich niemals sagen „eine Flasche andere Nahrung und das Stillen war für die Katz". Das wäre schlicht und ergreifend Blödsinn. Erstens hat das Stillen noch eine Vielzahl anderer Vorteile als nur die vorbeugende Wirkung gegen Allergien und zweitens lässt sich niemals für den Einzelfall vorhersagen, wie das jeweilige Kind reagieren wird. Theoretisch ist es möglich, dass sich das Allergierisiko für ein Kind durch eine einzige Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung erhöht, doch in der Praxis lässt sich aus dieser statistischen Wahrscheinlichkeit nichts Definitives für dein Kind oder das deiner Nachbarin oder irgend ein anderes individuelles Kind herauslesen. Theoretisch wäre es also möglich, gelegentlich künstliche Säuglingsnahrung zu geben, doch natürlich spricht auch eine ganze Menge dagegen: • alle Nachteile, die die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung mit sich bringt (dazu hänge ich Ihnen einen Text an) • das Baby kann, besonders wenn es noch sehr jung ist, auch von nur einer einzigen Flasche eine Saugverwirrung entwickeln, die zu massiven Stillproblemen führen kann • es stört das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage • Ihre Milchbildung wird nicht einfach für mehrere Stunden Pause machen. Sie brauchen also die Möglichkeit, Ihre Milch abzupumpen, um Stauungen und alle Problem, die damit einhergehen können, zu vermeiden. Es ist sehr viel schwieriger und unangenehmer, während unterwegs einen Platz und auch die Zeit zum Abpumpen zu finden, als ein Baby zu stillen. Mit etwas Übung (vielleicht vor dem Spiegel) und entsprechend geschickt geschnittener Kleidung, muss niemand (außer einer Mutter, die selbst Stillerfahrung hat) bemerken, dass Sie Ihr Baby stillen. Zum Stillen müssen Sie sich ja schließlich nicht ausziehen oder sich übermäßig entblößen, es geht auch absolut unauffällig. Mit etwas Geschick können Sie stillen und sich weiter unterhalten und die meisten Leute werden sich lobend über Ihr so friedliches Baby äußern. Könnten Sie Ihr Baby nicht einfach im Tragetuch mitnehmen? Eine andere Möglichkeit ist, dass sie sich zum Stillen in eine ruhige Ecke oder einen anderen Raum zurückziehen, wenn Sie nicht „vor allen Leuten" stillen mögen. Es ist sicher einfacher und angenehmer sich mit dem Baby zum Stillen zurückzuziehen, als mit einer Pumpe auf die Toilette zum Abpumpen zu gehen. Bei einem Stadtbummel bietet sich eine ruhige Ecke in einem Cafe, eine Leseecke in einem Buchgeschäft oder aber auch ein Wickelraum (manche sind sehr gemütlich eingerichtet) oder vielleicht auch eine Umkleidekabine an, um sich zum Stillen zurückzuziehen. LLLiebe Grüße Biggi Welter Nur ein Fläschchen..... Autor: Anna Vnuk MBBS, DipObs, RACOG, IBCLC Titolo Originaltitel: "Just one bottle" Wusstest du.......dass nur eine einzige Flasche Pulvermilch ernste Auswirkungen auf Mutter und Kind haben können? Leider ist es sehr leicht, einem gestillten Baby "nur eine Flasche" zu geben und die Gründe dafür sind meistens Sorge für das Wohlergehen der Mutter oder des Kindes. Zum Beispiel: • Um der Mutter nach einer langen Entbindung Ruhe zu goennen. • Um ein hungriges Baby, das Schwierigkeiten dabei hat, von der Brust zu trinken, zu füttern. • Um wunde Brustwarzen zu schonen Studien haben jedoch herausgefunden, dass "nur eine Flasche von Milchersatznahrung" sowohl für die Mutter als auch für das Baby schädlich sein kann, und zwar: • Erhöhtes Risiko einer ernsthaften Milchproteinallergie (Host et al. 1988) • Erhöhtes Risiko von Darminfektion und Durchfall aufgrund der Änderung des PH's der Darmflora. Es kann bis zu einem Monat dauern, bevor dieses wieder sicherere Werte aufweist. (Bullen et al. 1977) • Kann zu Saugverwirrung führen (Newman, 1992) • Stört das empfindliche Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage der Milchproduktion (De Coopman, 1993) • Erhöhtes Risiko eines Milchstaues, da die Brust nicht entleert wird. (Moon & Humenick) • Vermindert das Vertrauen der Mutter, ihr Baby stillen zu können. (Howie, 1981) • Verkürzt die Stilldauer (Gray Donald et al. 1985). Viele Mütter würden es vorziehen, dass ihren gestillten Babys keine Flasche mit synthetischer Milch gegeben wird, vor allem, wenn sie die Auswirkungen kennen würden, daher wäre es wichtig, sie, bevor ihr Baby dem Risiko ausgesetzt wird, über die möglichen Konsequenzen zu informieren und ihr Einverständnis einzuholen. Viele Mütter würden akzeptieren, ihr Baby zu stillen, auch wenn sie müde sind, oder ihre Brustwarzen schmerzen, wenn sie wüssten, wie wichtig es ist. Vergiss nicht; Stillen ist ein wertvolles Geschenk. Unterstütze und schütze es in diesen ersten wichtigen Tagen. Referenzen: Bullen, CL, Tearle, PV, Stewart MG 1977 The effect of humanized milks and supplemented breastfeeding on the faecal flora of infants. J. Med. Microbiol 10:403 413. De Coopman, J 1993 Breastfeeding after pituitary resection: Support for a theory of autocrine control of milk supply? J Hum Lact 9(1):35 40. Gray Donald, K, Kramer, MS, Munday, S, Leduc, DG 1985 Effect of formula supplementation in the hospital on the duration of breastfeeding: A controlled clinical trial. Pediatrics 75:514 518. Host, A, Husby, S, Osterballe, O 1988 A prospective study of cow's milk allergy in exclusively breastfed infants. Acta Paediatr Scand 77:663 670. Houston, MJ, Howie, PW 1981 The importnace of support for the breastfeeding mother. Health Visitor 54(6):243. Moon, JL, Humenick, SS 1989 Breast engorgement: Contributing variables and variables amenable to nursing intervention. JOGNN 18:309 315. Newman, J 1990 Breastfeeding problems associated with the early introduction of bottles and pacifiers. J Hum Lact 6(2):59 63. Erschienen in: "Breastfeeding Review", Volume II, Number 8, November 1993, page 358. Copyright © Breastfeeding Review Adresse der Autorin: A. Vnuk, 57 Alicante Ave, Wynn Vale, SA 5127, Australia Übersetzt von Ulrike Schmidleithner


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Danke für die Antwort - ein bißchen geht sie besonders in den letzten 2 Absätzen allerdings an meiner Frage vorbei. Ich hab überhaupt kein Problem öffentlich zu stillen - und wo es geht nehme ich Anna natürlich auch mit. Mir geht es darum, Termine zu überbrücken wo ich sie definitiv nicht mitnehmen kann (abends zur Rückbildung, zur Vorstandssitzung im Kindergarten abends,) - und ihre letzte Abendmahlzeit ist nicht immer unbedingt um 18 Uhr sondern auch mal um 20 oder 21 Uhr - und eigentlich um mein Abpump-Widerwillen..... Gruss, Daniela


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Daniela, ich dachte tatsächlich daran, dass Du dein Kind mit in den Kindergarten oder zu einem Mädelsabend mitnehmen könntest ;-), um nicht pumpen zu müssen. Vielleicht kann dein Mann dir das Kind ja auch zum Stillen bringen? Wenn Du das nicht möchtest, wird dir kein anderer Weg als Säuglingsmilch zu geben bleiben, die Vor- und Nachteile kennst Du ja. LLLiebe Grüße, Biggi


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.