Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

ich konnte nicht stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: ich konnte nicht stillen

MarvinsMum

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Hallo, ich bin schwanger mit meinem 3. Kind und beschäftige mich schon mit dem Thema stilllen oder nicht stillen. Meine 2 Söhne konnte ich jeweils nicht stillen. Es war einfach keine Milch da, nur ein paar wenige Tropfen. Mein Großer ist 8, mein Kleiner 2,5 Jahre alt. Ich habe jeweils nach 10-14 Tagen das Handtuch geworfen und schon in der Klinik mit der Flasche zugefüttert, weil "das Baby nicht satt wurde" lt. Schwestern. Trotz Unterstützung durch die Säuglingsschwestern und meine Hebamme hatte ich schlimme wunde Brustwarzen (blutig) und Schmerzen, dass mir die Tränen liefen, sobald ich das Baby angelegt habe. Die Milch war aber eingeschossen am 3. Tag und wenn man auf die Brust gedrückt hat, kam auch Milch raus. Man hat mich dann mal zum Abpumpen geschickt und ich hatte aus beiden Brüsten 5 ml (ich glaube am 4-5 Tag nach der Geburt), mein Baby hatte schon mehr als 500 g abgenommen. Die Frauen ringsherum haben ganze Flaschen voll abgepumpt. Denken Sie, ich gehöre zu den 2% die nicht stillen KÖNNEN? Danke


Biggi Welter

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Liebe MarvinsMum, es tut mir leid, dass Ihre ersten Stillerfahrungen nicht so waren, wie Sie sich es gewünscht haben. Das muss sich aber nicht zwangsläufig wiederholen. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. Ich wünsche Ihnen schöne restliche Schwangerschaftswochen, eine gute Geburt und diesmal eine problemlose und schöne Stillzeit. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Vanillemousse

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Ja, es gibt genug Mamas, die nicht (voll) stillen können. Mir ging es ähnlich. Ab Geburt meiner ersten Tochter, nicht zugefüttert und spätestens alle 3 Stunden (mit aufwecken) und nach Bedarf so oft es geht angelegt. Zusätzlich abgepumpt. Milchmenge 20-40ml (beide Brüste zusammen) beim Stillwiegen. Meine Tochter hatte am 3. Tag im KH über 10% abgenommen und musste zugefüttert werden, damit sie entlassen werden durfte. Zuhause hab ich dann dauergestillt, das Baby war mehr als stündlich, also sie ganze Zeit an der Brust (mit korrektem Anlegen). Resultat: Untergewicht beim Säugling. Die Flasche war unsere Rettung! Der Kinderarzt meinte wir müssen füttern, füttern und nochmsls füttern, damit sie an Gewicht aufholt. Mir ging es dann bei Sohn Nr. 2 genauso. Laut Laktationsberaterin und Ärztin, die sich aufs Stillen spezialisiert hat, konnten sie mir nicht sagen, warum ich nicht genug Milch habe, da ich alles richtig mache und auch die Voraussetzungen (Brust, Brustwarze passt) erfüllt waren. Der Hormoncheck ergab auch nichts auffallendes. Es gibt also Frauen, die, egal was sie machen, nicht genug Muttermilch produzieren. Meine Kinder sind glücklich und gesund. Es ist schön anzusehen, wenn ein Kind satt wird, deswegen mach dir nichts draus. Für meine Kinder war Muttermilch nicht das Beste fürs Kind, obwohl das so oft propagiert wird ;-)


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