Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Durch Stillen Hautausschlag?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Durch Stillen Hautausschlag?

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Hallo, ich hoffe, dass Sie mir helfen können. Meine Tochter (9 Wochen alt) hatte bis vor drei Tagen viele kleine Pickelchen und Rötungen (mal mehr, mal weniger) im Gesicht und im Halsbereich. Hinzu kam Milchschorf in einer Augenbraue und dann auf der ganzen Stirn. Seit vier Tagen creme ich sie mit einer Fettcreme ein und siehe da, die Gesichtshaut ist wieder sehr gut, der Schorf ist (außer kleine Stellen auf dem Kopf) verschwunden. Die Pickelchen am Hals sind noch da und haben sich auf den Oberkörper verbreitet. Ich stille voll. Kann es denn möglich sein, dass das eine Lebensmittelallergie ist und lässt das alles auf Neurodermitis schließen? Seit einigen Tagen verzichte ich auf Milch und Milchprodukte, um vielleicht so herauszufinden, woran es liegt. Ich dachte eigentlich, dass Stillen das Risiko, an Hautkrankheiten zu erkranken, ganz gering hält. Ist das wirklich so? Vielen Dank im voraus. Lara


Biggi Welter

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Liebe Lara, warst Du schon beim Arzt? Vielleicht hat dein Kind einfach kleine Wärmepickelchen und einen ganz normalen Milchschorf? Milchschorf ist die Bezeichnung für eine fettige, gelbbraune Schuppenschicht, die sich bei Säuglingen auf der Kopfhaut bilden kann. Diese Hautveränderung ist nur vorübergehend und völlig ungefährlich. Es heißt Milchschorf, weil es ähnlich aussieht wie übergekochte Milch auf einer Herdplatte. Seine Ursache ist unbekannt, meist ist er einfach eine vorübergehende Störung der Haut im Neugeborenen und frühen Säuglingsalter. Wahrscheinlich kann er auch durch die Veranlagung zu verschiedenen Hautkrankheiten (z. B. atopische Dermatitis, Psoriasis) ausgelöst werden, ist aber kein sicherer Hinweis auf eine allergische Veranlagung. Der Milchschorf entsteht durch eine Überproduktion der Talgdrüsen der behaarten Kopfhaut, allerdings dürften andere Faktoren z. B. eine Besiedlung mit bestimmten Mikroorganismen ebenfalls eine Rolle spielen. Mit einer "Milchallergie" hat der Milchschorf nichts zu tun und auch nichts mit deiner Ernährung. Der normale Milchschorf kann eingeölt werden und nachdem das Öl eingewirkt hat "ausgekämmt" werden. Mit zunehmendem Alter verschwindet dieses Problem meist. Am besten sprichst Du einmal mit deiner Kinderärztin/arzt über den Milchschorf. Manche Kinder entwickeln tatsächlich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Neurodermitis in mehr oder minder schwerer Ausprägung. Es gibt Kinder, bei denen sich die Symptome bessern, wenn die Mutter auf Kuhmilch verzichtet oder ihren Konsum an Kuhmilch und Kuhmilchprodukten einschränkt. Andere Kinder reagieren auf andere Nahrungsmittel und es kann helfen, wenn die Mutter auf diese anderen Nahrungsmittel verzichtet. Allerdings lässt sich nicht vorhersagen, bei welchen Kind eine Diät der Mutter helfen wird und bei welchen nicht, das muss ausprobiert werden. Ehe sich eine Frau auf eigene Faust in eine Eliminationsdiät stürzt, sollte sie sich in jedem Fall von einer Ernährungsberaterin, die auf diesem Gebiet Erfahrung hat, beraten lassen. Weiterstillen und ausprobieren, ob sich etwas bessert, wenn auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtet wird, ist ein Weg, der versucht werden kann. Ich hänge dir noch einen Artikel an, der sich mit dem Thema beschäftigt. LLLiebe Grüße Biggi Bei Neurodermitis abstillen? Von Denise Both, IBCLC In letzter Zeit kommt es immer wieder zur Verunsicherung stillender Mütter durch die Information, dass beim Auftreten einer Neurodermitis beim gestillten Kind abgestillt werde sollte. Was ist von dieser Aussage zu halten? Seit im Januar 1999 unter dem Titel "Breast feeding of allergic infants." eine Arbeit von E. Isolauri, A. Tahvanainen, T. Peltola und T. Arvola vom Department of Pediatrics der University of Turku, Finland (Journal of Pediatrcis 1999; 134:27 32) veröffentlicht worden ist, kommt immer wieder die Behauptung auf, dass beim Auftreten von Neurodermitis beim gestillten Säugling abgestillt werden müsse, da die Muttermilch in diesem Fall mehr schade als nütze. Verständlicherweise sind die Mütter nun verunsichert, steht doch diese Aussage im absoluten Gegensatz zu der bisherigen Empfehlung, gerade bei allergiegefährdeten Kindern mindestens sechs Monate ausschliesslich zu stillen. Es stimmt, dass es Nahrungsmittelallergene gibt, die in die Muttermilch übertreten und Symptome beim Kind verursachen können. Ganz oben auf der "Hitliste" dieser Allergene steht die Kuhmilch, aber auch Fisch, Zitrusfrüchte, Nüsse und Eier können über die Muttermilch zu Reaktionen beim Kind führen. Deshalb wird in vielen Fällen Müttern von Kindern mit atopischem Ekzem (Neurodermitis) geraten zunächst einmal eine Eliminationsdiät durchzuführen, bei der sie auf die im Verdacht stehenden Nahrungsmittel verzichten und so die Allergenzufuhr über die Muttermilch verringern. In vielen Fällen lässt sich auf diese Weise eine Besserung oder sogar eine Symptomfreiheit erreichen. Allerdings ist das Einhalten einer strengen Diät nicht für alle Mütter möglich. Durch die Einschränkung des eigenen Speiseplanes ist es nicht selten schwierig, weiterhin eine ausgewogene und vollwertige Ernährung der Mutter zu gewährleisten und manchmal ist die Lebensqualität der Mutter durch die Diät so sehr beeinflusst, dass sie diese Einschränkung nicht weiter hinnehmen kann. Auch in der Studie von Isolauri et al. wurde zunächst durch eine Diät der Mutter versucht, Einfluss auf die Symptome beim gestillten Kind zu nehmen. Bei einer kleinen Gruppe der untersuchten Kinder konnte jedoch auch durch die allergenarme Ernährung der Mutter keine Besserung erreicht werden. Zusätzlich wurde bei diesen wenigen Kindern eine Einschränkung des Wachstums beobachtet. Die betroffenen Kinder profitierten in der Tat vom Abstillen. Die Schlussfolgerung der Studie war daher auch NICHT die Empfehlung, generell vom Stillen als Allergieprophylaxe oder beim Auftreten von Neurodermitis abzuraten. Im Gegenteil, das Stillen wird weiterhin als wichtigste Massnahme zur Vorbeugung gegen Allergien betrachtet. Erst wenn auch das Wachstum und die Entwicklung des Kindes betroffen sind, sollte das Abstillen in Betracht gezogen werden. Zitat: "Schlussfolgerung: Stillen sollte als erste Vorbeugung gegen Allergien gefördert werden, aber gestillte Säuglinge mit Allergien sollten durch eine Vermeidung von Allergenen behandelt und in manchen Fällen sollte abgestillt werden. Dies bezieht sich speziell auf Säuglinge mit atopischem Ekzem, bei denen zudem das Wachstum eingeschränkt ist." ("CONCLUSIONS: Breast feeding should be promoted for primary prevention of allergy, but breast fed infants with allergy should be treated by allergen avoidance, and in some cases breast feeding should also be stopped. This particularly applies to infants with atopic eczema who also have impaired growth.") Von seltenen Ausnahmefällen abgesehen gilt nach wie vor (auch in dieser Studie) "Breast is best". Ein Abstract der Studie ist unter www.ncbi.nlm.nih.gov/htbin post/Entrez/query?uid=9880445&form=6&db=m&Dopt=b im Internet zu finden.


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