Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Dauerstillen und Sättigung

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Dauerstillen und Sättigung

Mäuschen2016

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Liebe Stillberaterinnen, Ich bin seit Januar Mutter einer wunderschönen Tochter (fast 7 Wochen alt). Für mich war schon in der Schwangerschaft klar, dass ich stillen möchte. Nach vielen Anfangsproblemen -Milcheinschuss erst nach 10 Tagen- habe ich inzwischen genug Milch. Nun bin ich aber schon seit Wochen am Dauerstillen - auch hier ist mir bewusst, dass das normal ist. Das eigentliche Problem ist, dass meine Tochter den ganzen Tag über Hungerzeichen macht und auch nie Sättigungsanzeichen. D.h. Jede Aktion, wie z.B. Das morgentliche waschen und anziehen muss ganz schnell gehen, weil sie wieder an die Brust will. Ich versuche mir schon mit dem Tragetuch zu helfen, aber auch das ist immer ein Ratespiel. Ich traue mich kaum aus dem Haus, weil ich nie weiß wie lange meine Maus aushält und wenn sie gestillt werden will, wie lange es dauert. Ich bin inzwischen sehr verzweifelt und und unsicher, weil ich meine Tochter einfach nicht verstehe. Das einzige gute ist, dass die sehr gut gedeiht. Viele Grüße Ina


Biggi Welter

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Liebe Ina, mit 7 Wochen darfst du dein Baby IMMER anlegen, sobald es unruhig wird. Es muss nicht erst noch ein paar Minuten hingehalten werden! In der Regel finden Säuglinge, die SOFORT angelegt werden viel schneller einen besseren Rhythmus, was vielleicht damit zusammenhängt dass sie instinktiv wissen, sie bekommen was sie brauchen. "Hingehaltene" Kinder können sich da nicht so sicher sein und fordern mehr, als sie vielleicht wirklich brauchen… So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Bitte lass dich nicht verunsichern, und nicht von still-unwissenden Menschen falsch beraten. Schließe dich einer Stillgruppe an, wenn es eine in eurer Umgebung gibt. Adressen von Stillberaterinnen finden sich im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Hier nun einen Überblick über die Hungerzeichen eines Babys: • saugende Bewegungen • Sauggeräusche • Lecken an den Lippen • die Zunge herausstrecken • Schnelle Bewegungen der Augen • Hin und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen) • Ruhelosigkeit bei Neugeborenen ist es auch ein Hungerzeichen, wenn es die Hand an den Mund führt, später ist dies jedoch kein Hungerzeichen mehr, da dann die Koordination von Auge und Hand geübt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass es deiner Kleinen gut tut, wenn du sie viel trägst, und vielleicht kannst du ihr auch mit dem "Bündeln" oder "Pucken" zu etwas mehr Ruhe verhelfen. Beim Bündeln wird das Baby gut in eine Decke eingewickelt, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn ein Kind auf diese Weise eingepackt ist, sieht es wie ein „C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes um weniger zappelig zu sein. Wie man puckt bzw. bündelt zeigt dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=bwRb3S5hzFw LLLiebe Grüße Biggi


Mäuschen2016

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Liebe Biggi, Vielen Dank für deine Antwort. Ist es denn "normal", dass es auch Babys gibt, die keine Sättigungsanzeichen machen. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihren Hunger nicht richtig erkannt habe. Vorhin erst hatte sie gut und lange getrunken und nach einem Windelwechsel wollte ich mit ihr spazieren gehen...sie schrie sich allerdings im Tragetuch in Rache: Hunger. Ich trage sie gerne und auch viel, bin mir wegen ihren dauerhaften Hungeranzeichen aber so unsicher, WANN ich sie ins Tuch tun kann. Danke und viele Grüße Ina


Biggi Welter

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Liebe Ina, mach dich nicht verrückt, mit jedem Tag lernst Du dein Baby besser kennen und wirst immer schneller merken, wann dein Kind Hunger hat und wann es nur Nähe braucht. Wenn Du gerade gestillt hast und dein Baby im Tagebuch ruhig ist, dann ist alles okay. Biggi


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