Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Cortisonsalbe

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Cortisonsalbe

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo, auf Grund eines Ohrekzems habe ich die Salbe Polyspectran HC mit den Bestandteilen Polymyxin-B-Sulfat, Bacitracin und Hydrocortison acetat vom Ohrenarzt bekommen. Ich habe dem Arzt gesagt, dass ich noch stille, er hat es trotzdem verordnet. In der Packungsbeilage heißt es jedoch: sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei Vorliegen eines positiven Nutzen-Risiko-Verhältnisses angewendet werden. Ich bin jetzt etwas verunsichert ob ich das nehmen darf? Bzw. habe ich die Creme bereits gestern 2x und heute 1x in das Ohr gegeben, weil die Schmerzen so stark waren. Darf ich das weiternehmen, immerhin ist Cortison enthalten. Welche Schäden könnte ein Baby (9 Monate), denn durch falsche Medikamenteneinnahme der stillenden Mutter davontragen? Ich stille noch abends, 2x nachts und morgens. Kannst du mir hier weiterhelfen? Danke!


Beitrag melden

Liebe Katrinundlucy, leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Bei therapeutischen Empfehlungen oder der individuellen Beurteilung des Medikamentenrisikos während der Stillperiode sollten definitiv Handbücher zu diesen speziellen Thema (z.B. "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" ) oder eine Beratungsstelle für Embryonaltoxikologie wie zum Beispiel das Institut für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin hinzugezogen werden. Kortison ist in der Stillzeit nicht generell kontraindiziert, vor allem bei lokalter und kurzfristiger Anwendung. Ich zitiere dir dazu aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 7. Auflage 2006: "4.11.7 Corticosteroide Erfahrungen. Praktische Bedeutung für die Stillzeit haben vor allem die Glucocorticoide. Therapeutisch verwendet werden die nicht fluorierten Corticoide Prednison (z.B. Decortin®), Prednisolon (z.B. Solu-Decor-tin®), Methylprednisolon (z.B. Urbason®) sowie Deflazacort (Calcort®), Hydrocortison (z.B. Hydrocortison Hoechst®), Prednyliden und die fluorierten Derivate Amcinonid (Amciderm®), Beclometason (z.B. Sanasthmyl®), Betamethason (z.B. Celestamine®), Budesonid (Pulmicort®), Cloprednol (Syntestan®), Dexamethason (z.B. Fortecortin®), Flunisolid (Syntaris®), Flumetason (z.B. Cerson®), Fluocortolon (Ultralan®), Fluticason (z.B. Flutide®, Flutivate®), MOMETASON (z.B. Ecural®), Triamcinolon (z.B. Volon®). Einige Präparate werden ausschließlich inhalativ zur Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen verwendet. Die M/P-Quotienten von Prednison und Prednisolon liegen zwischen 0,05 und 0,25. Eine Stunde nach parenteraler Verabreichung einer Einzeldosis von 110 mg Prednisolon wurden 760 µg/l Milch gemessen. Vier Stunden später waren es 260 µg/l und etwa 9 Stunden nach Applikation noch 60 µg/l. Nach intravenöser Injektion von 1 g Prednisolon wurden entsprechend der 9fach höheren Dosis etwa 9fach höhere Werte in der Milch gemessen, 24 Stunden nach der Applikation war das Corticoid nicht mehr nachweisbar (eigene Beobachtungen). Andere Autoren haben unter niedrigeren Tagesdosen (10-80 mg) einen entsprechend geringeren Übergang für den Säugling ermittelt (Übersicht in Bennett 1996, Greenberger 1993). Zusammenfassend ist mit einem Anteil von durchschnittlich 1-2% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis für den Säugling zu rechnen. Im Fall der oben beschriebenen 1-g-Dosis hätte der Säugling mit der ersten Mahlzeit eine Stunde nach Injektion 0,2 mg Prednisolon/kg Körpergewicht erhalten, über 24 Stunden wären es 0,32 mg/kg. Das ist selbst bei dieser mütterlichen Höchstdosis nur etwa ein Sechstel einer üblicherweise gut verträglichen therapeutischen Kinderdosis (2 mg/kg/Tag). Für den Säugling ergibt sich kein Risiko durch eine kurz dauernde Hochdosisbehandlung, selbst dann nicht, wenn gleich nach der Injektion gestillt wird. Auch unter länger dauernder Behandlung mit 80 mg/Tag wird mit der Muttermilch nur eine Prednisolonmenge übertragen, die weniger als 10 % der körpereigenen Cortisol-Produktion entspricht. Zu den übrigen Corticoiden liegen keine ausreichend dokumentierten Transferdaten vor. Empfehlung für die Praxis: Prednisolon, Prednison und Methylprednisolon sind Corticoide der Wahl für eine systemische Behandlung in der Stillzeit. Auch hohe Dosen bis 1 g, einmalig oder wenige Tage nacheinander verabreicht, z. B. beim Asthmaanfall oder bei multipler Sklerose, erfordern keine Einschränkung des Stillens. Bei wiederholter Gabe solch hoher Dosen sollte, wenn es sich einrichten lässt, 3-4 Stunden mit dem Stillen gewartet werden. Wirkungsgleiche Mengen der anderen Corticoide sind wahrscheinlich auch verträglich. Die regelmäßige inhalative Anwendung eines Corticoids bei Asthma ist ebenso unbedenklich wie andere lokale Corticoidanwendungen. Gute Besserung und einen lieben Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Ich antworte auch mal, weil ich das aus meiner Stillzeit kenne. Ich hatte Urtikaria und hab auch eine Kortisonsalbe bekommen. Die Ärztin im KH sagte, dass das kein Problem ist, wenn ich sie nicht sehr großflächig oder direkt auf der Brust auftrage.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.