Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Baby schläft Nachts nicht - ist Flasche zufüttern ok?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Baby schläft Nachts nicht - ist Flasche zufüttern ok?

Fräulein Christine

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Liebe Biggi, mein kleiner Sohn ist nun drei Wochen alt. Ich stille eigentlich voll. Nur die Nächte sind nach gerade mal drei Wochen für mich echt anstrengend, denn der kleine schläft so gut wie gar nicht. Gegen späten Nachmittag/Abend will er schon immer öfter an die Brust, ca alle 30 - 60 Min. So zwischen 22 und 23 Uhr schläft er meist nochmal und dann geht es los. Stillen, weinen, stillen, weinen, kurz eindösen, 2 Minuten später wieder weinen und stillen. Das geht so bis in die frühen Morgenstunden. Ich möchte ihm gern geben was er braucht aber irgendwann liegen die Nerven blank und wir sitzen im Bett und heulen beide. Oft "kapituliere" ich irgendwann, mal um 3 Uhr, mal um 5 Uhr, und mache eine Flasche. An dieser trinkt er trotz des vielen Stillens gierig und schläft dann fast immer ein, sodass auch ich mal noch ein kleines bisschen schlafen kann. Ohne die Flasche geht das so weiter, einmal hat er erst um 9 Uhr früh geschlafen. Ich möchte gerne voll und nach Bedarf stillen und habe auch Bedenken, dass die Flasche da nicht gut tut, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen und will ja auch eine fitte starke Mama für mein Baby sein und kein heulender Zombie. Klar versuche ich tagsüber zu schlafen und das hilft auch, aber kompensiert keine komplette Nacht. Ich weiß er ist noch so klein und kann noch keinen Rhythmus haben, aber ist das normal, dass er so gar nicht schläft? Tagsüber schläft er dafür teils 5/6 Stunden am Stück, gerade Vormittags. Für ihn sind diese Nächte ja sicher auch total anstrengend. Versuche ihn dann immer mal zu wecken und zu füttern . Ist das richtig? Kann ich irgendetwas tun, um den Nachtschlaf zu fördern? Außer Tags hell und viel reden, nachts dunkel und Ruhe? Eigentlich habe ich mehr als genug Milch, aber kann es sein, dass die Produktion bei solchen Dauerstillnächten doch mal an die Grenzen kommt? Im Liegen stillen ist schwierig. Meine Brust ist riesengroß (G Körbchen) und ich muss sie immer vom Nässchen wegziehen wobei mein Nacken total verspannt und weh tut. Er schläft im Beistellbett. Vor dem CoSleeping habe ich Bedenken, Angst er könnte rausfallen, unter unsere Decken geraten, überrollt werden. Mache ich mir zu viele Gedanken? Ich weiß er ist noch so klein und braucht viel Mama und das soll er auch bekommen, aber so schaffe ich das auf Dauer nicht. Bitte entschuldigen Sie den riesen Text, Danke für Ihre Antwort und viele Grüße. Die unsichere Erstlingsmama Christine PS: meine Nachsorgehebamme ist leider keine große Hilfe, auch wenn ich in anderen Punkten von ihrer langen Erfahrung profitiere, sind die Stilltipps (z.B. nach 20/25 Min muss das Kind satt sein, dann lieber Schnuller geben) eher von Vorgestern.


Biggi Welter

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Liebe Christine, lass Dich erst einmal umarmen, ich kann Deine Unsicherheit spüren und glaube, dass Du dringend kompetente Hilfe brauchst! So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Babys manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es kann tatsächlich auch sein, dass Dein Baby saugverwirrt ist und nicht mehr korrekt und effektiv an der Brust trinkt. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Wenn möglich, sollte Dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass Dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die Dich und Dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass Dein Kind korrekt saugt. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi


Fräulein Christine

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Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Ja es ist alles etwas verzwickt. Mein Mann, der auch nur das Beste für uns beide will, ist recht schnell dabei den Schnuller anzubieten oder die Flasche zu machen, damit ich schlafen kann, und versteht nicht, warum ich das nicht so toll finde. Die Hebamme sagt ja, dass das alles ok und gut so ist. Und so werden es eher mehr als weniger künstliche Sauger. Ich werde mich mal nach einer Stillberaterin umsehen. Vielen Dank und viele Grüße Christine


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