Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Auswirkung von Stress

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Auswirkung von Stress

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, Ich habe seit unsere Tochter (10Wochen) da ist Probleme in der Partnerschaft, weil sich mein Freund zurückgesetzt fühlt u einiges anderes. Die Kleine ist süß, schreit wenig, aufgeweckt und braucht viel Brust und Körperkontakt zu mir. Das gebe ich ihr, weil es ihr Bedürfnis ist. Obwohl sie so wenig schreit hat er sich zum Ziel gesetzt, sie müsse gar nicht schreien, weil Kinder bei Naturvölkern auch nicht tun. Ich stehe seit Tagen quasi unter Strom, auch weil er diesen Vorsatz nun vehement vertritt. Ich bin nur noch am Grübeln, der Kopf hört nicht auf zu "reden", mein Herz klopft wie bekloppt, meist schlaf ich gegen 5Uhr morgens nicht mehr ein (da ist die Kleine zum ersten mal richtig munter), weil ich da schon wieder "dauerdenke". Die Kleine schreit "nur" mal abends wenn es dunkel wird. Da lässt sie sich auch nicht mal durch die Brust beruhigen. An Schreistunde glaubt mein Freund nicht, alles ist durch die Mutter reinprojeziert in das Kind. Eigentlich wollte ich nur fragen, ob das, also der Stress durch die Beziehungsprobleme, Auswirkungen auf die Qualität der Muttermilch hat, ihre Nahrhaftigkeit und Verträglichkeit beeinflusst. Wenn ich andere Kinder sehe, die mit 10 Wochen über 6kg auf die Wage bringen und meine wahrscheinlich noch nicht mal die 5kg-Marke geknackt hat (hab keine Wage), mache ich mir schon Gedanken, ob das an mir und meiner "Stressmilch" liegt. Liebe Grüße Miriam P.S. eigentlich sollte das nur ne kurze Frage werden. Bitte entschuldige, dass es doch ein Roman geworden ist und ich die etwas Seelenmüll vorgeworfen hab.


Biggi Welter

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Liebe Miriam, immer wieder kommt von Müttern der Satz "was mache ich falsch" und jedes Mal denke ich "Warum haben wir Mütter eigentlich dieses offensichtlich angeborene "ich bin an allem Schuld" Gefühl?". Es gibt in der Kindererziehung nie ein absolutes richtig oder falsch. Wir können uns als Eltern immer nur an den Weg herantasten, der für unser Kind gut ist (und beim nächsten Kind wird ein anderer Weg erforderlich). Deiner Beschreibung nach stelle ich mir vor, dass es bei euch die folgende Situation gibt: Das Baby weint, die Mutter versucht es zu beruhigen, es gibt einen kurzfristigen Erfolg, dann weint das Baby wieder. Die Mutter versucht erneut, das Kind zu beruhigen, ist aber selbst bereits recht angespannt. Nach einer erneuten kurzfristigen Pause ist das Kind wieder unruhig und weint. Nun ist auch die Mutter überaus angespannt und diese Anspannung überträgt sich auf das Kind und beide schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis keiner mehr Ruhe finden kann. So schwer es auch fällt, es ist wichtig, in dieser Situation nicht in Hektik und Aufregung zu verfallen. Je mehr Du versuchst um das Kind zu beruhigen und je hektischer Du wirst, um so aufgedrehter kann auch das Baby werden und dann ist man schnell in einem Kreislauf, der nur mehr schwer zu durchbrechen ist. Weniger ist hier oft mehr. Der Punkt ist, dass der Fokus vom Kind genommen wird, dass sich nicht mehr alle Anspannung auf das Kind konzentriert und es so die Gelegenheit bekommt, sich wieder zu entspannen und zu beruhigen. Der Teufelskreis der Anspannung, die sich auch bei den Eltern aufbaut und so das Kind immer unruhiger werden lässt, muss durchbrochen werden. Das kann manchmal auch dadurch erfolgen, dass das Baby auf eine Decke gelegt wird und die Mutter oder der Vater es durch unaufgeregtes, leises Sprechen und sanftes Streicheln beruhigt. Manche Eltern setzen sich in dieser Situation sogar mit ihrem Kind ins Auto und fahren ein paar Kilometer : ) oder aber es gibt eine Großmutter oder liebe Freundin mit ausgeruhten Nerven und viel liebevoller Geduld, die das Baby in den Arm nehmen kann während die Mutter einen Spaziergang für sich alleine machen kann, in Ruhe ein Entspannungsbad nimmt oder einmal für zwei Stunden ungestört schläft. Dieser Vorschlag mag recht schwierig umzusetzen erscheinen, doch vielleicht kann dein Partner dir beistehen und euer Baby trösten und beruhigen und am Tag hilft dir unter Umständen doch ein anderer lieber Mensch, damit Du die Chance bekommst, neue Kraft zu tanken. Sobald Du erst mal wieder eine Verschnaufpause hattest, wird der Alltag oft sehr rasch wieder einfacher und die Baby Tage und Nächte können wieder ruhiger werden. Vielleicht merkt dein Freund auch, dass er das Baby nicht ruhig bekommt und greift dich dann nicht mehr an. Eine ganz wichtig Lektion, die wir Mütter (und wohl auch Väter) alle lernen müssen lautet: Wir können unsere Kind nicht immer glücklich machen, selbst wenn wir uns dafür auf den Kopf stellen würden oder uns selbst restlos aufopfern würden. Es steht nicht immer in unserer Macht, unsere Kinder stets glücklich zu machen, aber deshalb sind wir keinesfalls schlechte Mütter (Eltern). Babys sind von Geburt an (bzw. bereits im Mutterleib) eigene, individuelle Persönlichkeiten mit eigenem Charakter, Temperament und auch mit eigener Stimmungslage. Ob eine Mutter ein ruhiges, zufriedenes, (fast) immer lächelndes Baby hat oder ein Kind, das als "Schreibaby" bezeichnet wird, das hängt nicht zwingend von ihren Fähigkeiten als Mutter ab. Vieles ist einfach angeboren. Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann "über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen. Wenn Du dann noch fürchten musst, dass dein Partner dich angreift, ist es klar, das niemand zur Ruhe kommt. Ich kann dich aber wenigstens beruhigen, dass deine Milch nicht weg bleibt oder schlecht wird oder sonstwas. Auch Stress führt nicht zu einer Qualitätseinbuße der Milch. Deine Milch ist nicht weg, es ist vielmehr so, dass eine Frau manchmal so angespannt oder seelisch aufgewühlt sein kann, dass der Milchspendereflex blockiert wird und die Milch deshalb nicht fließt. Deshalb ist es jetzt ganz wichtig, dass DU DIR alle Ruhe und Entspannung gönnst, die Du bekommen kannst. Wenn möglich, lege dich mit deiner Tochter ins Bett und kümmere dich um nichts anderes, als um dein Kind, dich und das Stillen. Ruhe dich aus, gönne dir etwas Gutes (z.B. ein gemütliches Wannenbad mit einer schönen Tasse Tee und Musik, die dir gefällt). Ich kann dir und deinem Freund nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wird dein Freund sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Euer kleines Menschlein. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Hallo Gübelmaus, ich vermute, dein Freund hat "Auf der Suche nach dem verlorenen Glück" von Jean Liedloff gelesen und versteift sich nun darauf, dass sich alle Baby's so benehmen, wie es dort beschrieben steht. Ich habe das Buch auch vor der Entbindung gelesen. Aber auch mein Kleiner (13 Monate) hat sich nicht daran gehalten und hatte ab Abends zwischen 19 und 20.00 Uhr Schreistunde (er war aber kein Kolik-Kind). Da half manchmal nur, ab ins Tragetuch und straff Haushalt oder spazieren gehen. Hauptsache ständige Bewegung. Mit ca. 3 Monaten war der Spuk dann vorbei und er wurde ein ruhiges zufriedenes Baby, wurde aber immer noch häufig auch zu Hause getragen. Mich würde auch mal interessieren, wie die Naturvölker das hinbekommen, dass ihre Baby's nicht so schreien. Wie gesagt, bei mir hat's nicht funktioniert. Zum Buch gibt es auch eine deutschsprachige Seite im Netz, wo du sicher noch ein paar Tipps finden kannst, was die Naturvölker anders machen (www.continuum-concept.de) Unter folgendem Link findest du sozusagen eine "Bedienungsanleitung" für's Baby, die die Autorin verfaßt hat. http://www.continuum-concept.de/lied7.htm Zum Schluß will ich dir noch sagen, dass auch bei uns die Meinung in Betreuungs- und Erziehungsfragen weit auseinander geht. Bei uns ist es aber eher so, dass mein Freund die herkömmlichen Erziehungsmethoden bevorzugt und ich mich eher an den Naturvölkern und deren Umgang mit den Kindern orientiere. Steck also den Kopf nicht in den Sand und lies mal was drüber. Dann kannst du zumindest mitreden. :-) Liebe Grüße Manu


Mitglied inaktiv

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Hallo, Ja, wir haben das Büchlein von Jeane Liedloff gelesen. Auch die Internetseite von Continuum-concept.de und continuum-concept.net. Wir versuchen so weit es möglich ist nach dem Concept zu leben (wir haben keinen KiWa, die Kleine schläft bei mir, Stillen nach Bedarf, keine künstlichen Sauger usw). ich bin eigentlich die Ruhe und Ausgeglichenheit in Person. Was mich aufregt ist, wenn die Kleine am Abend schreit und ich nicht innerhalb 1min ruhig hab (setze mich ganz ruhig mit ihr hin!), steht mein Freund neben mir und redet zusätzlich auf mich ein. Das ist Kontraproduktiv, auch wenn er es vielleicht gut meint. Zwei schreienden Personen kann ich nicht gleichzeitig zuhören, auch wenn ich 2 Ohren hab. Wir haben auch herausgefunden, dass sie total gern draußen ist. Wenn sie abends schreit, dann gehen wir, oft mein Freund, mit ihr raus. Er setzt sie nicht ins Tuch, weil sie da manchmal weint beim Reinsetzen, und sie soll ja nicht weinen müssen... Er nimmt sie so und besteht oft darauf, dass ich so auch ohne Tuch nehme. Nur jetzt wird es kalt und er setzt ihr kein Mützchen auf, zieht sie nicht an (dauert ihm zu lang mit schreiendem Kind), sondern steckt sie so unter seine Jacke.Grrr... Zum Stillgruppentreffen war ich schon mal Ende September. Da war ich die einzige, die da war. Die "Gruppe" trifft sich einmal im Monat, im Oktober war nicht und jetzt erst wieder Ende November. Ich habe schon einige Mütter gefragt. ob sie nicht mit hin kommen, damit ich dort nich allein da bin. In unserer kleinen Stadt scheint das Stillgruppenangebot nich so genutzt zu werden, es verirrt sich nur jemand hin, wenn er Probleme hat.Die klärt er oft schon bei unserer Hebamme, die 2 mal die Woche eine Sprechstunde anbietet. Im Prinzip bin ich die Frohnatur in Person, aber mein Freund hat hin und wieder echt post-natale Depressionen (das meine ich wirklich ernst!!!), und da belastet er mich aus dem "Hinterhalt" damit, also ich bin nicht vorbereitet, egal was ich grad um die Ohren hab usw. Manchmal voll der falsche Zeitpunkt eben, in dem er sich über mich bei mir in voller Stärke bei mir auskotzt. Das war eben jetzt wieder so und gestern die Spitze. Außerdem ist er immer zu Hause, wei er da für letzten Prüfungen was macht. Und da er immer alles besser weiß-ich kann nicht alles kompensieren- geht mir das manchmal echt an die Nerven. Die Kleine überhaupt nicht! Ich bin halt auch nur Nensch (der hin und wieder Urlaub vom Partner braucht und nicht vom Kind ;-)). Und da kommt man auch auf Gedanken, ob sich der Stress auf die Milch legt. Stress verursacht auch Milchstau und Brustentzündung... Aber habt tausend Dank für eure Antworten. Bleibt Gesund!


Emilieerdbeere

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Ich frage mich warum man(n) den anspruch hat das ein Baby nicht schreien sollte, wo es doch sonst keine andere kommunikationsmöglichkeit hat in den paar tagen die es auf der welt ist. Zumal du anscheinend echt gut auf euer kleines eingehen würdest wenn dir nicht dazwischen gegretcht werden würde. ... ich sehe grade sas dein beitrag schon ein paar tage alt ist :) wie hat es sich denn entwickelt ???


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