Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Abstillen nach knapp 4 Monaten- wie?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Abstillen nach knapp 4 Monaten- wie?

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Liebe Frau Welter, meine Tochter ist jetzt knapp 4 Monate alt. Seit 5 Tagen biete ich ihr mittags Karottenbrei an, da sie seit längerem mein Besteck beobachtet hat und bereits recht wei entwickelt ist (6.8kg). Sie nimmt dies mit Begeisterung an und isst jeden Tag ein wenig mehr davon. Danach gebe ich ihr dann die Brust. Ich würde jetzt gerne anfangen abzustillen, da ich wieder mehr arbeiten will/ muss und auch denke, daß 4 Monate voll stillen ausreichen. Meine Frage ist jetzt: Wie geht es weiter? Ich habe gehört, ich muss solange Mittags Gläschen anbieten, bis danach die brust nicht mehr nötig ist, erst dann kann ich beginnen, eine weitere Mahlzeit zu ersetzen- stimmt das? Welche Mahlzeit soll ich als nächstes ersetzen- Abends ein Fläschchen? Kann ich dann Comfortmil geben (das gab ich ihr mal, als ich die Grippe hatte und gar keine Milch hatte)? Und wann kann ich dann weitere Mahlzeiten ersetzen? Es ist nicht so, daß ich es jetzt supereilig habe, gar nicht mehr zu stillen, aber bis in 2 Monaten wäre ich schon gerne fertig. Ist dies unrealistisch/ nicht richtig? Bitte geben Sie mir ein paar Tipps. Vielen Dank im Voraus. Ihre Ulrike


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? Liebe Ulrike, die allgemeine Empfehlung lautet, dass ein Baby im ersten halben Jahr ausschließlich gestillt werden sollte und dann langsam ergänzend zur Muttermilch Beikost eingeführt wird. Dabei spielen das Gewicht und die Größe des Kindes keine Rolle für die Beikostbereitschaft des Kindes. Aus ist es nicht immer so einfach, Neugier von echter Beikostbereitschaft zu unterscheiden. Wenn Sie nun nicht so lange stillen wollen, dann werden Sie einen Weg finden müssen, Ihrem Kind einen Ersatz für die Muttermilch anzubieten. Es stimmt nicht, dass eine Mahlzeit erst vollständig ersetzt sein muss, ehe Sie die nächste Mahlzeit beginnen. Sie können mit Ihrem Kind durchaus schon vorher zu einer anderen Tageszeit das Abstillen einer weiteren Mahlzeit in Angriff nehmen. Beim Abstillen gehen Sie am besten so vor, dass Sie Ihr Kind zunächst anlegen, aber es sich nicht vollständig satt trinken lassen, sondern anschließend noch die Flasche anbieten. Bei manchen Kinder empfiehlt sich auch die umgekehrte Vorgehensweise, zuerst Flasche anbieten und anschließend noch die Brust, das müssen Sie ausprobieren. Bei Kindern ab sechs Monaten kann auch Beikost angeboten werden. Allmählich steigern Sie die Menge der Flaschennahrung, bis die Mahlzeit vollständig ersetzt ist. Etwa im Abstand von mindestens einer Woche (oder auch deutlich länger) können Sie dann mit dem Ersetzen der nächsten Mahlzeit durch künstliche Säuglingsnahrung beginnen. Mit welcher Mahlzeit Sie beginnen, bleibt Ihnen überlassen. Nach Möglichkeit sollten Sie nicht zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Stillzeiten direkt nacheinander ersetzen. Falls die Brust dann zu spannen beginnt, pumpen Sie gerade so viel Milch ab oder streichen von Hand aus, dass die unangenehme Spannung nachlässt und Sie sich wieder wohl fühlen. Nicht mehr Milch als unbedingt notwendig entleeren, denn sonst wird die Produktion wieder angeregt. Zusätzlich können Sie die Brust kühlen. Ein Einschränken der Trinkmenge (wie es leider immer noch häufig empfohlen wird) ist nicht empfehlenswert. Trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Was hingegen hilfreich sein kann, ist das Einschränken des Kochsalzkonsums. Auch sollten Sie keinesfalls die Brust hochbinden. Was hilfreich sein kann ist ein gut sitzender, stützender BH, der jedoch keinesfalls einengen darf. Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die zum Abstillen eingesetzt werden können. Wenn Sie sich hierfür interessieren, wenden Sie sich bitte an eine entsprechend ausgebildete Ärztin/Arzt oder Hebamme. In welcher Reihenfolge die Stillzeiten durch andere Mahlzeiten ersetzt werden, bleibt jeder Mutter selbst überlassen. Es wird lediglich empfohlen neue Nahrungsmittel nicht am Abend einzuführen, da dann eventuelle Unverträglichkeitsreaktionen in die Nacht fallen können. So lange ein Baby noch mehrmals gestillt wird, muss nicht unbedingt eine weitere Milchmahlzeit (Milchbrei) eingeführt werden, da das Kind seinen Milchbedarf mit der Muttermilch decken kann. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Ohnehin sollte der Begriff BEI-Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel für ein Kind sein, erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Mit sieben bis neun Monaten braucht das Kind noch mindestens drei Milchmahlzeiten, mit zehn bis zwölf Monaten noch mindestens zwei. Wird entsprechend häufig gestillt, ist andere Milch nicht notwendig. Wird seltener gestillt, braucht das Kind einen Ersatz für die Muttermilch, entweder Milchbrei oder künstliche Säuglingsnahrung. Die Verbraucherzentrale Hamburg e.V. hat einen guten Ratgeber für die Ernährung im Babyalter herausgegeben. Er heißt „Gesunde Ernährung von Anfang an" und kann bei der Verbraucherzentrale Hamburg, Kirchenallee 222, 20099 Hamburg bestellt werden. Dort finden Sie sehr viele gute Informationen für die Ernährung eines Babys und Kleinkind. Allerdings wird dort noch Vollmilch ab dem sechsten Monat empfohlen es wird dort noch geschrieben, dass ein Kind ab vier Monaten Beikost bekommen kann. Die Empfehlung von Ernährungsexperten ist eindeutig, dass als Ersatz für die Muttermilch im ersten Lebensjahr künstliche Säuglingsnahrung zu bevorzugen ist und dass Kuhmilch bis zum ersten Geburtstag gemieden werden sollte. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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