Mitglied inaktiv
Hallo Biggi, Zunächst einmal wieder ein Dank an Dich. Ich stelle meist die Fragen nicht selbst, finde aber in diesem Forum so viele gute und herzliche Antworten von Dir, daß es mir beim stillen sehr sehr geholfen hat. Danke!!! Naja, ich denke, meine Frage wurde schon so oder so ähnlich gestellt, aber ich bin doch verunsichert und mache mir Sorgen. Mein Sohn ist fast 10 Monate alt, ist ein guter Trinker, aber ein schlechter Esser. Ich stille ihn noch nach Bedarf und denke, daß es auch in Ordnung ist. Doch, außer Milch will er kaum was Essen. Mitlerweile habe ich so ziehmlich alle Varianten durchprobiert: Feinpüriert vom Löffel, grobpüriert vom Löffel, kleine Gemüse, Brot...-Stücke zum Selberessen - er ißt so gut wie nichts !!! Interesse am Essen zeigt er schon, er probiert bei uns alles mit. Aber eben immer nur kleine Mengen. Richtig satt ist er davon nie, er will lieber an die Brust. Er ist außerdem ein ziehmlich schlankes Kind. Bei ca. 73 cm wiegt er gerade mal 8 kg. Ich möchte auf keinen Fall, das Thema Essen zum Kampf ausarten lassen. Ich will ihn ja auch nicht zwingen. Wie wichtig ist den Beikost in diesem Alter? Was kann ich denn tun, um ihn zum Essen zu bewegen ? Und stimmt es, daß spätere Essgewohnheiten in diesem Alter festgelegt werden? (Wäre verherrend ;-) Was kann ich denn tun? Ich danke Dir schon mal ganz herzlich Liebe Grüße Tanja
? Liebe Tanja, es freut mich, dass dir das Forum schon helfen konnte. Im kompletten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch die Hauptnahrungsquelle für ein Kind sein, die Verhältnisse kehren sich erst im zweiten Lebensjahr um und deshalb sollte der Begriff „BEI-Kost" auch wörtlich verstanden werden. Wenn dein Kind deutlich am Essen interessiert ist und auch regelmäßig, wenn auch kleine Mengen, isst, dann ist das doch prima. Er muss jetzt noch keine „mehrgängigen Menues" essen. Lass dein Kind entscheiden, wieviel es essen mag, damit legst Du den Grundstein dafür, dass es auch später in seinem Leben auf sein Sättigungsgefühl hören kann und ihm dieses Gefühl nicht bereits jetzt abtrainiert wird. Vielleicht kennst auch Du den (unschönen) Spruch „Zum Fresser wird jemand nicht geboren, dazu wird er erzogen". Er drückt genau das aus, was manchen Kindern passiert, die mit jeder Menge Tricks zum Essen gebracht werden, auch wenn sie längst satt sind. Mit dem Verhältnis Größe zu Gewicht liegt dein Sohn etwa unter der dritten Perzentile. Wenn er schon immer in diesem Bereich der Kurve lag (kannst Du hinten im Somatogramm II im gelben Vorsorgeuntersuchungsheft nachschauen), dann gehört dein Sohn einfach zu den schlankeren Kindern und es hat keinen Sinn daran etwas ändern zu wollen, indem er „gemästet" wird. Wie sehen denn der Vater des Kindes und Du aus? Wie habt ihr als Babys und Kleinkinder ausgesehen? Die Statur eines Menschen ist genetisch bedingt. Solange dein Kind entlang seiner Kurve wächst und zunimmt und sich altersgemäß entwickelt dürfte alles in Ordnung sein. Ich hänge dir noch einen Artikel an, der dich hoffentlich etwas beruhigen kann. LLLiebe Grüße Biggi Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch „Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. „Mein Kind isst nicht(s)" - das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter „nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein „nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi „nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht-Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!
Mitglied inaktiv
Hi Tanja, ich war als Kind auch ein schlechter Esser, habe mich aber bis zu ausreichenden 1,62m hochgearbeitet. OK, laut diesen dämlichen Durchschnittstabellen wäre ich leicht untergewichtig, aber wer möchte schon immer im Mittelfeld liegen?! Jetzt esse ich gern und gut. Ich esse auch alles, nur eben nicht Unmengen davon, da sich alles sowieso an den falschen Stellen ablagert :-) Soeben habe ich übrigens ein kleines Becherchen unsäglich leckeres Eis "Belgian Chocolate" von Häagen-Dazs verputzt, ätsch. Jetzt habe ich zwar auch etwas Sodbrennen, aber das war es wert und zum nächsten Stillen bleibe ich eh' noch auf. In der Schwangerschaft hatte ich übrigens ohne Probleme 22kg zugenommen, von denen einiges weniges noch da ist. Das möchte ich jetzt aber erstmal behalten, die meisten Sachen passen ja schonwieder gut. Ich war übrigens - ganz besonders zum Leidwesen meiner Mama als Erstlingsmutter - kein Stillkind, da ich gleich in eine andere Klinik in einer anderen Stadt auf die Frühgeborenenstation musste, war eine Mangelgeburt. Daher kam ich erst nach ca. 2 Wochen heim und bin dann an der gemütlichen Brust meiner Mama immer eingepennt, zu deren Verzweiflung. Das hat sie , glaub' ich, bis heute noch nicht so gut verwunden. Aber das wenige, das dann doch 'rein kam, hab' ich doch recht gut verwertet (ganz tumm bin ich zum Glück auch nicht). Zusammenfassend ist also zu sagen: viel hilft nicht immer viel! Und vielleicht wird aus Deinem Sohn (auch) mal ein Gourmet, das würde ich auf jeden Fall einem Gourmand vorziehen! Nicht verzweifeln. Anne
Mitglied inaktiv
Liebe Tanja, solange sich Dein Sohn ausreichend stillt ist es für meine Begriffe okay. Sebastian, jetzt 12 Monate, fand die Beikost zu Anfang auch sehr interessant und mummelte sich ganz schön was ein. Nach kurzer Zeit wars uninteressant und er nahm 2 bis 3 Löffelchen und wollte fast nur gestillt werden. Ich hab ihn auch nicht gezwungen, ich glaube, das geht auch nicht. Ich wußte ja, er bekommt alles durch die MuMi. Seitdem er vom Tisch mitessen darf, isst er sehr gut. Er stillt sich dennoch sehr viel tagsüber, zum Einschlafen und nachts (manchmal sehr anstrengend). Liebe Grüße, Enja
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