Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Low Responder mit Tesematerial

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

Dr. med. Friedrich Gagsteiger
Reproduktionsmediziner

zur Vita

Frage: Low Responder mit Tesematerial

blume2023!

Beitrag melden

Lieber Herr Dr. Gagsteiger, ich bin 39 und mein AMH Wert liegt bei 0,67 (FSH bei 16,7 am 4. Zyklustag). Mein Mann 48 Jahre hat eine Azoospermie (Hormonwerte und Genetik in Ordnung). Erfolgreiche Tese von 8 Proben. Ich hatte jetzt 2. ICSI Versuche. 1. ICSI: ab dem 22. Zkylustag Einnahme von Progynova (5Tage) am 3. Zyklustag 300 Einheiten Pergoveris für 11. Tage lang. Auslöse mit Ovitrelle 250. 7 Follikel, 1 leer, 6 Eizellen, davon nur 2 reif. (14mm -16 mm und 18 mm am Punktionstag unreif, reif 1x 20mm und 1x über 20mm). Es wurde ein Straw aufgetaut, aber es kam leider zu keiner Befruchtung. 2. ISCI: Medikamentenkombi laut Ärztin um reifere Eizellen zu bekommen.  22 Zyklustag: Einnahme Progynova (13 Tage), 5. Zyklustag 150 Einheiten Menopur und 250 Einheiten Pergoveris insgesamt 9 Tage. Auslöse mit Ovitrelle 250.  Am Punktionstag 4 Follikel, 1 leer, 3 Eizellen, davon 1 unreif und 2 reif. Wieder keine Befruchtung, obwohl laut Biologin diesmal die guten Spermien genommen wurden. Sie kann es sich auch nicht erklären. Ich hatte am Anfang meine Ärztin nach einer Naturellen ICSI gefragt, da ich gehört habe, dass sie Qualität besser ist, als durch die Stimulation. Sie riet mir davon ab, weil wir auf Tesematerial angewiesen sind und wir viele Eizellen benötigen. Heute hatte ich das Nachgespräch mit meiner Ärztin. Ich könnte es nochmal probieren mit Synarela und 300 Einheiten Pergoveris, aber es ist halt sehr schwierig bei uns, weil ich so wenig Eizellen habe. Ihr Vorschlag wäre das Material zu tauschen. Samenspende kommt für meinen Mann gar nicht in Frage. Es gäbe somit nur die Option der Eizellenspende. Wir haben noch 6 Proben übrig, wo nur noch 1 Probe eine gute Qualität hat und die anderen leider nicht. Sie meinte die eine gute Probe würde dafür ausreichen. Ich würde gerne nochmal mit den anderen (schlechteren) Proben eine andere Klinik aufsuchen, vielleicht hat die andere Lösungsansätze und es klappt dort. Mich würde Ihre Einschätzung zu dem Ganzen interessieren? Zu was würden Sie mir raten? Besteht noch eine Chance mit einem anderen Protokoll und neuer Klinik, doch noch zum Erfolg zu kommen?  Freue mich über eine Rückmeldung. Vielen Dank im Voraus. Viele Grüße   


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

Beitrag melden

Es scheint, dass Sie und Ihr Mann einen komplexen und herausfordernden Weg durchlaufen haben, um eine Schwangerschaft zu erreichen. Ihre Situation umfasst mehrere Aspekte: niedrige Eizellenreserve und -qualität bei Ihnen, Azoospermie bei Ihrem Mann und bisher erfolglose In-vitro-Fertilisation (IVF) mit intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI). Bei einem AMH-Wert von 0,67 und einem FSH-Wert von 16,7 am 4. Zyklustag weisen Ihre Werte auf eine verringerte ovarielle Reserve hin. Dies kann bedeuten, dass Ihre Eierstöcke weniger Eizellen produzieren und diese möglicherweise von verminderter Qualität sind. Ihr Alter (39) spielt ebenfalls eine Rolle in der Fruchtbarkeit. Die Azoospermie Ihres Mannes und die erfolgreiche TESE (Testikuläre Spermienextraktion) bedeuten, dass es möglich ist, Spermien für die IVF/ICSI zu gewinnen, was eine positive Seite ist. Die Herausforderung besteht jedoch darin, qualitativ hochwertige Eizellen zu erhalten und eine erfolgreiche Befruchtung und anschließende Embryonalentwicklung zu erreichen. Ihre bisherigen Versuche mit verschiedenen Stimulationsprotokollen haben leider nicht zu einer erfolgreichen Befruchtung geführt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass IVF/ICSI-Versuche angepasst werden müssen, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Es ist auch verständlich, dass Ihre Ärztin Ihnen von einer natural cycle IVF abgeraten hat, da bei dieser Methode in der Regel weniger Eizellen gewonnen werden und Ihre Situation bereits durch eine verringerte Eizellenanzahl gekennzeichnet ist. Der Vorschlag Ihrer Ärztin, auf eine Eizellenspende umzusteigen, ist eine Option, die in Betracht gezogen werden kann, besonders wenn die Qualität Ihrer Eizellen als ein limitierender Faktor angesehen wird. Allerdings verstehen ich, dass dies eine sehr persönliche und möglicherweise schwierige Entscheidung ist. Die Idee, eine andere Klinik und möglicherweise andere Behandlungsprotokolle in Betracht zu ziehen, ist ebenfalls vernünftig. Verschiedene Kliniken können unterschiedliche Ansätze und Erfahrungen haben, besonders wenn es um komplexe Fälle wie Ihren geht. Es kann hilfreich sein, eine Zweitmeinung einzuholen und zu erfahren, ob es alternative Behandlungsmethoden oder neuere Techniken gibt, die in Ihrem Fall angewendet werden könnten. Mein Rat wäre, alle verfügbaren Optionen gründlich zu prüfen, einschließlich der Konsultation anderer Fachleute und eventuell auch die Erwägung von alternativen Wegen zur Elternschaft. Es ist auch wichtig, sowohl die emotionalen als auch die finanziellen Aspekte dieser Entscheidungen zu berücksichtigen. Die Chance auf Erfolg kann variieren, abhängig von vielen Faktoren, einschließlich der Qualität der verbleibenden Spermienproben, der Reaktion Ihres Körpers auf die Behandlung und der Expertise der Klinik. Eine genaue Prognose ist ohne detaillierte Kenntnis Ihres spezifischen Falles schwierig. Es ist wichtig, dass Sie und Ihr Mann sich von Ihrem Behandlungsteam gut unterstützt fühlen und dass alle Ihre Fragen und Bedenken gründlich besprochen werden. Emotionaler Beistand ist in dieser Zeit ebenfalls von großer Bedeutung. Zusammengefasst gibt Ihnen die Eizellspende sicher die höchsten Chance, ein gesundes Kind auf die Welt zu bringen. Aber bitte vergessen Sie nicht, dass diese Behandlungsmethode in Deutschland nicht erlaubt ist. 


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.