Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

IUI

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: IUI

Mieke_

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Lieber Herr Dr. Gagsteiger, 2020 war ich erstmalig nach drei Übungszyklen schwanger und habe ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Im letzten Jahr war ich nach 12 Übungszyklen erneut schwanger. Leider endete die Schwangerschaft in der 12. Woche in einem missed abort. Nun versuchen wir es seit 7 Monaten erneut, leider erfolglos. Ich bin 37, daher sind wir nun in einem Kinderwunschzentrum vorstellig geworden. Bisher konnten keine Auffälligkeiten gefunden werden. Sowohl die Hormone als auch eine Gebärmutterspiegelung waren unauffällig. Lediglich mein AMH-Wert ist mit 1,0 etwas niedrig. Ansonsten ist mein Zyklus regelmäßig, ebenso habe ich gemäß Ovaluationstest jeden Monat einen Eisprung. Das Spermiogramm meines Mannes weis bei den Formen eine kleine Auffälligkeit auf. Hier lag der Wert einen Prozentpunkt unter dem Richtwert der WHO. Alle anderen Werte waren überdurchschnittlich gut. Nun wollen wir nächsten Monat mit einer IUI beginnen. Hierzu soll ich mit Letrozol 2,5mg stimulieren und den Eisprung auslösen. Wie hoch schätzen Sie die Chancen bei dieser Vorgehensweise ein? Nutzt Letrozol überhaupt etwas, wenn man kein PCO hat? Nach wie vielen Versuchen sollte man zu einer IVF übergehen? Vielen Dank für Ihre Antwort vorab und viele Grüße Melanie


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Tag, vielen Dank für Ihre Nachricht und die detaillierten Informationen zu Ihrer bisherigen Situation. Zunächst einmal tut es mir leid zu hören, dass Ihre zweite Schwangerschaft in einem "missed abortion" endete. Es ist jedoch ermutigend, dass Sie bereits ein gesundes Kind zur Welt gebracht haben und aktuell wieder in Behandlung sind. Zu Ihrer Frage bezüglich Letrozol: Letrozol wird häufig verwendet, um den Eisprung zu stimulieren, auch bei Frauen ohne PCOS, da es die Eizellreifung unterstützen und die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöhen kann. In Ihrem Fall scheint es sinnvoll zu sein, diese zusätzliche Stimulation zu nutzen, um die Anzahl der potenziell befruchtungsfähigen Eizellen zu optimieren. Letrozol wirkt, indem es den Östrogenspiegel senkt und damit eine verstärkte Produktion des follikelstimulierenden Hormons (FSH) anregt, was zur Eizellreifung führt. Auch bei einem regelmäßigem Eisprung kann Letrozol die Follikelreifung unterstützen. Die Chancen einer Intrauterinen Insemination (IUI) hängen von mehreren Faktoren ab, einschließlich des Alters der Frau und der Spermienqualität. Ihre AMH-Werte von 1,0 weisen auf eine leicht reduzierte ovarielle Reserve hin, was jedoch in Kombination mit Ihrem regelmäßigen Zyklus und den unauffälligen Hormonwerten eine gewisse Grundstabilität in Ihrer Fruchtbarkeit anzeigt. Hinsichtlich des Spermiogramms Ihres Mannes: Die WHO-Grenzwerte spiegeln die 95. Perzentile wider und sind keine Durchschnittswerte. Das bedeutet, dass 95 % aller Werte besser waren und nur 5 % schlechter. Auch eine geringe Abweichung bei der Spermienmorphologie deutet auf ein behandlungsbedürftiges Problem hin. Da andere Parameter des Spermiogramms gut sind, könnte die IUI eine erfolgversprechende Option sein, zumal die Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht werden und so den Weg zu den Eileitern verkürzen. In Bezug auf die Anzahl der IUI-Versuche: Man empfiehlt in der Regel drei bis sechs Zyklen, bevor man zu invasiveren Methoden wie der In-vitro-Fertilisation (IVF) übergeht. Sollten diese Versuche nicht erfolgreich sein, wäre IVF der nächste Schritt, um die Chancen auf eine Schwangerschaft weiter zu erhöhen.


Mieke_

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Lieber Herr Dr. Gagsteiger, vielen herzlichen Dank für Ihre schnelle und sehr ausführliche Antwort. Das hilft mir sehr weiter und ermutigt mich. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich vor dem Beginn der Periode meist zwei Tage lang Schmierblutungen habe. Dies könnte ebenfalls für eine Störung bei der Eizellreifung sprechen, oder? Mit Famenita in der 2. Zyklushälfte sind diese allerdings vollständig verschwunden. Ich nehme zurzeit Mönchspfeffer und Ovaria voll (1. Zyklushälfte). Das hatte ich vor beiden Schwangerschaften ebenfalls genommen. Kann ich dies in Verbindung mit Letrozol nehmen oder ist es eher kontraproduktiv?  Noch einmal vielen Dank für Ihre Hilfe!


Dr. Friedrich Gagsteiger

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vielen Dank für Ihr Vertrauen und die ergänzenden Informationen. Es ist gut zu hören, dass die Therapie mit Famenita die Schmierblutungen in der zweiten Zyklushälfte erfolgreich behandelt hat. Schmierblutungen vor der eigentlichen Periode können in der Tat auf eine luteale Insuffizienz hinweisen, also eine unzureichende Funktion des Gelbkörpers nach dem Eisprung, die sich durch Progesteron-Supplementierung, wie Sie es mit Famenita erhalten, verbessern lässt. Aber eigentlich sollte die Follikelreifung so gut sein, dass danach keine Gelbkörperschwäche auftritt. Bezüglich der Kombination von Mönchspfeffer und Ovaria Comp in der ersten Zyklushälfte mit Letrozol gibt es ein paar Punkte zu bedenken. Letrozol wird häufig zur Stimulierung der Eizellreifung eingesetzt und hat spezifische hormonelle Effekte, die durch pflanzliche Präparate wie Mönchspfeffer potenziell beeinflusst werden könnten. Mönchspfeffer wirkt vorrangig auf den Prolaktinspiegel und kann indirekt das hormonelle Gleichgewicht beeinflussen, was die Wirkung von Letrozol möglicherweise abschwächt oder verändert. Also nehmen sie bitte nur das ein, was Ihr Arzt Ihnen rät. Es wäre ratsam, diese Kombinationstherapie mit Ihrem behandelnden Arzt zu besprechen, um sicherzustellen, dass die Präparate sich in Ihrer spezifischen Situation nicht gegenseitig beeinträchtigen und Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft maximieren.


Mieke_

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Noch einmal vielen Dank für Ihre Antwort!


Mieke_

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Lieber Herr Dr. Gagsteiger, dürfte ich Ihnen noch eine weitere Frage stellen? Und zwar habe ich mich gefragt, wie erfolgsversprechend in meinem Fall eine IVF/ICSI sein würde bei einem AMH-Wert von 1. Könnte man in diesem Fall überhaupt ausreichend viele Eizellen gewinnen? Und welche Qualität haben diese im Alter von 37? Haben Sie hier zufällig Erfahrungswerte aus ähnlichen Fällen? Noch einmal vielen Dank und viele Grüße! 


Dr. Friedrich Gagsteiger

Dr. Friedrich Gagsteiger

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Bei einem Anti-Müller-Hormon (AMH)-Wert von 1 ng/ml im Alter von 37 Jahren befinden Sie sich in einer Situation, die viele Frauen erfahren. Der AMH-Wert gibt uns eine Einschätzung Ihrer ovariellen Reserve, also der ungefähren Menge an verbleibenden Eizellen. Ein AMH-Wert von 1 liegt im unteren Normalbereich für Ihr Alter, was bedeutet, dass Ihre Eizellenreserve leicht verringert ist, aber eine IVF/ICSI-Behandlung dennoch möglich und sinnvoll sein kann. Die Anzahl der gewinnbaren Eizellen bei einer IVF-Behandlung hängt von mehreren Faktoren ab, einschließlich Ihrer individuellen Reaktion auf die hormonelle Stimulation. Auch wenn Ihr AMH-Wert darauf hindeutet, dass die Anzahl der Eizellen möglicherweise geringer sein könnte, haben viele Frauen mit ähnlichen Werten durchaus erfolgreiche Ergebnisse erzielt. Was die Qualität der Eizellen betrifft, so nimmt diese mit dem Alter generell ab. Jedoch ist jede Frau einzigartig, und die Eizellqualität kann von Person zu Person stark variieren. Bei Frauen um die 37 kann noch eine gute Qualität der Eizellen vorliegen, auch wenn das Risiko für chromosomale Anomalien leicht ansteigt. In ähnlichen Fällen haben wir oft eine individualisierte Stimulationsstrategie angewandt, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Es ist auch wichtig, dass vor der Behandlung eine umfassende Bewertung Ihrer gesamten Gesundheit und Fruchtbarkeit erfolgt, um den Behandlungsplan optimal anzupassen. Für eine detaillierte Besprechung und individuelle Beratung empfehle ich Ihnen, einen Termin in einer Kinderwunsch- Klinik zu vereinbaren, damit man Ihre spezifischen Umstände genauer betrachten und den optimalen Weg vorwärts planen kann.


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