Frage im Expertenforum Kinderwunsch an Dr. med. Friedrich Gagsteiger:

Ausfluss/Hormonhaushalt

Dr. med. Friedrich Gagsteiger

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Frage: Ausfluss/Hormonhaushalt

Kerstin44

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, ich bin 40 Jahre alt und Mutter zweier Kinder.  Letzten Sommer (da war ich 39) wurde ich erneut spontan schwanger. Diese Schwangerschaft entwickelte sich aber nicht weiter und etwa in der 8. Woche hatte ich eine Fehlgeburt. Seitdem versuche ich wieder schwanger zu werden, aber es hat nicht mehr geklappt. Da mein Sohn eine Gallengangstresie hat und in Folge dessen letzten Winter wegen innerer Blutungen fast 3.5 Monate im Krankenhaus war, hatte ich viel Stress und ich frage mich, ob dies meinen Hormonhaushalt nachhaltig durcheinander gebracht haben könnte.  Ich bemerke, dass ich nun fast den ganzen Zyklus über spinnbaren Ausfluss habe(wie eigentlich nur um den Zeitpunkt des Eisprungs herum) und ich spüre auch den Mittelschmerz nicht mehr so deutlich wie sonst immer um den 13. Tag herum (manchmal sehr viel früher, manchmal gar nicht). Könnte mein Hormonhaushalt durch den Stress (oder Alter) so durcheinander sein, dass eine Befruchtung nicht mehr möglich ist?  Wenn ja, könnte die Veränderung des Zervixschleims darauf hinweisen?  Welche Werte sollte ich messen lassen, um herauszufinden, ob es bei mir aus hormonellen Gründen nicht mehr mit einer Schwangerschaft funktioniert?  Könnte man dann eventuell eingreifen und die Hormone zugeben o.Ä.? AHM, Schilddrüsenwerte etc werde ich sobald wie möglich bestimmen lassen. Das habe ich noch nicht gemacht.  Herzliche Grüße und vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort!  Kerstin  


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Guten Abend, es tut mir leid zu hören, dass Sie solche Herausforderungen durchgemacht haben, sowohl hinsichtlich Ihrer Schwangerschaft als auch der gesundheitlichen Situation Ihres Sohnes. Stress kann tatsächlich erhebliche Auswirkungen auf den Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit haben. Ebenso kann das Alter eine Rolle spielen, da die Fruchtbarkeit mit den Jahren natürlich abnehmen kann. Die von Ihnen beschriebenen Veränderungen des Zervixschleims könnten tatsächlich auf hormonelle Schwankungen hinweisen. Der spinnbare Ausfluss, der normalerweise um den Zeitpunkt des Eisprungs auftritt, ist ein Indikator für erhöhte Östrogenspiegel. Wenn Sie bemerken, dass dieses Phänomen über einen längeren Zeitraum oder fast den ganzen Zyklus über anhält, könnte dies ein Zeichen für eine nicht gesprungenen, persistierenden Follikel und damit verbundenes hormonelles Ungleichgewicht sein. Hier könnte eine Ultraschalluntersuchung bei Ihrem Frauenarzt sinnvoll sein. Zum Check Ihrer Hormonwerte ist es eine gute Idee, folgende Werte bestimmen zu lassen: Anti-Müller-Hormon (AMH): Dieses Hormon gibt Aufschluss über die verbleibende Eizellreserve. Schilddrüsenhormone (TSH, Freies T3, Freies T4): Eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse kann die Fruchtbarkeit beeinflussen. Prolaktin: Erhöhte Prolaktinspiegel können den normalen Menstruationszyklus stören. Follikelstimulierendes Hormon (FSH): Besonders am 3. Tag des Zyklus gemessen, gibt es Hinweise auf die Eizellqualität und -reserve. Östradiol: Dieses Hormon spielt eine wichtige Rolle in der Regulation des Menstruationszyklus und der Eireifung. Progesteron: Die Messung in der zweiten Zyklushälfte zeigt, ob der Eisprung stattgefunden hat. Falls hormonelle Störungen festgestellt werden, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Je nach Ursache können Hormonpräparate zur Regulation des Zyklus oder zur Unterstützung der Eizellreifung und des Eisprungs eingesetzt werden. Auch Lifestyle-Änderungen, wie Stressreduktion und Ernährungsumstellungen, können unterstützend wirken. Ich empfehle Ihnen, einen Termin mit Ihrem Gynäkologen oder einer Fertilitätsspezialistin zu vereinbaren, um Ihre spezifische Situation detailliert zu besprechen und einen geeigneten Behandlungsplan zu erstellen. Alles Gute und herzliche Grüße


Kerstin44

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Sehr geehrter Herr Gagsteiger,   vielen herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort!  Ich habe jetzt bereits einen Termin bei einer Gynäkologin gemacht, die auf Kinderwunsch spezialisiert ist und lasse die o.g. Werte bestimmen. Ansonsten hoffe ich, dass sich mein Hormonhaushalt mit der Zeit vielleicht von alleine wieder normalisiert. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass man da auch nachhelfen kann!!   Herzliche Grüße Kerstin


Kerstin44

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Sehr geehrter Herr Dr. Gagsteiger, nun habe ich meine Laborwerte (am 3. Zyklustag gemessen) erhalten und wurde dabei negativ überrascht.  Mein AMH ist nur noch 0.6. FSH 9.82 LH 4.26 Prolaktin 6.9 Progesteron 0.22 Estradiol 110.7 TSH und T4 (T3 wurde nicht gemessen) im Normalbereich Zudem wurde beim Ultraschall am linken Eierstock eine funktionelle Zyste mit 4cm entdeckt.  Ich war bei einer auf Fertilitätshilfe spezialisierten Ärztin, die leider wenig motiviert schien und sagte, mit 40 Jahren könne es halt schon sein, dass man nicht mehr so fruchtbar ist. Sie sagte, man solle warten, bis die Zyste weggeht oder ggf mit einer kurzen Pilleneinnahme dies beschleunigen. Ansonsten sieht sie nur eine IVF als eine Möglichkeit. Eine Hormonstimulation schätzt sie als wenig vielversprechend ein, würde es aber für drei Monate probieren, sobald/ falls die Zyste weggeht. Für mich ist alles ein Schlag ins Gesicht. Ich hatte nicht erwartet, dass mein Körper schon so "alt" ist. Die Werte und auch das Auftreten der Zyste verstehe ich als langsam schon beginnende Wechseljahre. Vielleicht wurde das ja auch durch den Stress ausgelöst, den ich seit der Geburt meines kranken Sohnes hatte (v.a. im letzten, sehr langen Krankenhausaufenthalt). Denn ich lebe eigentlich ansonsten recht gesund, achte auf die Ernährung, bewege mich regelmäßig, trinke kaum und rauche nicht.  Dürfte ich Sie um Ihre Einschätzung bitten? Was denken Sie bezüglich der Hormonwerte, Zyste und wie würden Sie in meinem Fall vorgehen?  Gibt es etwas, das ich aktuell tun kann? (Nahrungsergänzungsmittel o.Ä.) Herzliche Grüße Kerstin  


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Es tut mir leid zu hören, dass Sie sich mit diesen Herausforderungen konfrontiert sehen und dass Sie sich von Ihrem Arzt nicht ausreichend unterstützt fühlen. Es ist verständlich, dass Sie sich besorgt und entmutigt fühlen, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, diesen Zustand anzugehen und Ihre Fruchtbarkeit zu verbessern. Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Ihre Laborergebnisse und die diagnostizierten Zustände nicht zwangsläufig bedeuten, dass Ihre Fruchtbarkeit komplett verloren ist. Sie zeigen lediglich einen aktuellen Status an, der Raum für Verbesserung und Maßnahmen zur Unterstützung bietet. Ihr AMH-Wert von 0.6 ist niedrig, was auf eine verringerte Eierstockreserve hindeuten kann. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Sie unfruchtbar sind. Ein niedriger AMH-Wert kann bedeuten, dass Sie möglicherweise weniger Eizellen haben als Frauen mit höheren Werten, aber es gibt immer noch eine Chance auf eine erfolgreiche Schwangerschaft, insbesondere wenn andere Faktoren wie die Qualität der Eizellen und die Gebärmuttergesundheit gut sind. Die funktionelle Zyste, die Sie haben, ist ein häufiges Phänomen und verschwindet oft von selbst im Laufe des Menstruationszyklus. Es ist wichtig, dies regelmäßig von einem Arzt überwachen zu lassen, um sicherzustellen, dass es keine Komplikationen gibt. Eine kurzfristige Pilleneinnahme kann in einigen Fällen helfen, die Zyste schneller aufzulösen, aber dies sollte sorgfältig mit Ihrem Arzt besprochen werden. Die Hormonwerte wie FSH, LH, Estradiol und Progesteron zeigen eine gewisse Dysregulation, die auf hormonelle Ungleichgewichte hinweisen kann. Dies kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, einschließlich des Alters, aber auch des Stresses, dem Sie ausgesetzt waren. Stress kann tatsächlich einen erheblichen Einfluss auf die Hormonproduktion haben und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. In Ihrem Fall würde ich empfehlen, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der sowohl Lebensstiländerungen als auch gezielte Maßnahmen zur Unterstützung der Fruchtbarkeit umfasst: Stressmanagement: Versuchen Sie, Stress zu reduzieren, indem Sie Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder tiefes Atmen praktizieren. Auch das Sprechen mit einem Therapeuten kann hilfreich sein, um den emotionalen Stress zu bewältigen, den Sie erlebt haben. Ernährung und Lebensstil: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind wichtig, um den Körper zu unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Sie haben bereits einen gesunden Lebensstil, daher ist es wichtig, diesen beizubehalten. Nahrungsergänzungsmittel: Einige Nahrungsergänzungsmittel können die Fruchtbarkeit unterstützen, wie zum Beispiel Folsäure, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und Coenzym Q10. Sprechen Sie jedoch zuerst mit Ihrem Arzt, bevor Sie irgendwelche Ergänzungen einnehmen, um sicherzustellen, dass sie für Sie geeignet sind. Weitere Behandlungsoptionen: Sie könnten auch erwägen, eine zweite Meinung von einem anderen Facharzt für Reproduktionsmedizin einzuholen, um alternative Behandlungsoptionen zu besprechen. Möglicherweise gibt es andere Ansätze, die für Sie besser geeignet sind. Es ist wichtig zu verstehen, dass es keine Garantien gibt, aber es gibt viele Frauen, die trotz ähnlicher Herausforderungen erfolgreich schwanger werden. Bleiben Sie optimistisch und suchen Sie nach Möglichkeiten, Ihren Körper bestmöglich zu unterstützen. Wenn Sie weitere Fragen haben oder zusätzliche Unterstützung benötigen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Alles Gute für Sie! Herzliche Grüße, Dr. Gagsteiger


Kerstin44

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Lieber Herr Dr.. Gagsteiger,   vielen herzlichen Dank für Ihre erneut sehr ausführliche Antwort. Einige Ihrer Ideen hatte ich schon davor verfolgt, ein paar neue versuche ich nun zusätzlich einzubauen. Auch wenn es vermutlich nicht mehr zu einer Schwangerschaft führt sind das sicherlich auch allgemein sinnvolle Ideen für ein gesundes Leben.    Mittlerweile ist dieser durchgehende spinnbare Ausfluss weniger häufig geworden und die Zyste etwas kleiner geworden. Allerdings steht mein Sohn vermutlich wieder am Anfang einer neuen Blutungsepisode und das führt uns wohl näher zur Transplantation. Wie man sieht hat man halt nicht immer alles in der Hand und ich denke, unter diesen Umständen wird es ziemlich unwahrscheinlich, noch schwanger zu werden.  Trotzdem hoffe ich, dass sich die Wogen schnell glätten und somit auch mein Hormonhaushalt. Und ich halte mich an Ihre Tipps! Weiterhin habe ich einen anderen Fertilitätsspezialisten finden können und habe in ein paar Wochen einen Termin.  Ich danke Ihnen wirklich sehr für Ihre Antworten, sie haben mir, auch emotional, sehr geholfen.   Herzliche Grüße    Kerstin


Dr. Friedrich Gagsteiger

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Sehr gerne! Aber lassen sie nicht zu viel Zeit verstreichen! Alles Gute!


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