Frage im Expertenforum Kinderarzt an Dr. med. Andreas Busse:

Nitratwert im Leitungswasser

Dr. med. Andreas Busse

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Frage: Nitratwert im Leitungswasser

Katily

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Sehr geehrter Herr Dr. Busse, kürzlich habe ich unser Leitungswasser im Labor analysieren lassen, um zu wissen, ob ich dieses für die Zubereitung unseres Sohnes (7 Monate) nutzen kann. Das Ergebnis ist, dass fast alle relevanten Parameter super sind, nur der Nitratwert liegt über dem für Säuglinge empfohlenem Wert von 10mg/l, nämlich bei 14,6mg/l. Jetzt ist meine Frage, ob ich das Wasser dennoch nutzen kann, da es ja trotzdem weit unter dem Grenzwert von 50mg/l liegt, oder sollte der Grenzwert von 10mg/l zwingend für die Gesundheit unseres Babys eingehalten werden? Ein Nitritwert ist beispielsweise überhaupt nicht im Trinkwasser nachweisbar. In welchen Fällen würde denn das Nitrat im Körper des Babys überhaupt zu Nitrit umgewandelt werden? Ich freue mich auf Ihre Antwort und bedanke mich, dass Sie sich Zeit genommen haben, meine Frage zu lesen!


Dr. med. Andreas Busse

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Liebe K., der Grenzwert von 10mg/l gilt für käufliches "Babywasser". Im Trinkwasser beträgt er 50mg/l auch für Säuglinge. Dazu schreibt das Umweltbundesamt: "Im Gegensatz zu anderen Stoffen ist der Grenzwert von Nitrat in Höhe von 50 mg Nitrat je Liter nicht für eine lebenslange ⁠Exposition⁠ berechnet, sondern für eine akute Exposition von in diesem Fall besonders empfindlichen Säuglingen. Säuglinge, die jünger als drei bis sechs Monate sind, haben ein weniger saures Magenmilieu als ältere Kinder. Dadurch kommt es zu einer Besiedlung mit anderen Bakterien als bei Erwachsenen, was wiederum zu einer Reduktion des Nitrates zu Nitrit führen kann. Gelangt das Nitrit ins Blut wird der Blutfarbstoff Hämoglobin zu Methämoglobin oxidiert. Methämoglobin kann keinen Sauerstoff binden, es kommt folglich zu einer reduzierten Sauerstoffaufnahme. Dieser Effekt ist als Säuglingszyanose oder „blue infant syndrome“ bekannt. Junge Säuglinge sind besonders empfindlich, weil ihr Hämoglobin eine geringfügig andere Struktur als das von älteren Kindern und Erwachsenen aufweist. Dadurch ist das zum Teil noch vorhandene fetale Hämoglobin (HbF) empfindlicher gegenüber Nitrit und anderen Methämoglobinbildnern. Nach dem 15. Lebenstag nimmt der Anteil an HbF ab und erreicht im Alter von 1-2 Monaten ca. 50 % und im Alter von 6 Monaten nahezu die Werte des Erwachsenen. Hinzu kommt, dass das bei Erwachsenen gut ausgebildete Enzym Methämoglobinreduktase bis zu einem Alter von ca. sechs Monaten deutlich weniger wirksam ist. Deshalb wird die Reduktion von Methämoglobin zu Hämoglobin schlechter katalysiert, es kann also zu einer Anreicherung von Methämoglobin im Blut kommen. Diese Gefährdungen treten jedoch erst dann auf, wenn der Grenzwert für Nitrat überschritten ist . Es gibt zudem überzeugende Daten, dass eine Methämoglobinämie mit einer bakteriellen Infektion einhergeht und gesunde Kinder auch bei erhöhtem Nitratgehalt nicht gefährdet sind . Eine Erhöhung des Nitratgrenzwertes würde jedoch einem großangelegten Feldversuch mit Säuglingen gleichkommen, was aus ethischen Gründen abzulehnen ist." Sie müssen sich also keine Sorgen machen. Alles Gute!


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