Frage im Expertenforum Immunsystem von Babys und Kindern an Prof. Dr. med. Ulrich Wahn:

Chronische Mycoplasma-Infektion: Wie kriegen wir sie in den Griff?

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

Prof. Dr. med. Ulrich Wahn
ehem. Direktor der Klinik für päd. Pneumologie und Immunologie, Charite, Berlin

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Frage: Chronische Mycoplasma-Infektion: Wie kriegen wir sie in den Griff?

alaela

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Sehr geehrter Herr Professor Wahn, ‎ unsere Geschichte ist etwas komplexer: mein Sohn hat seit Februar 2011, ‎also praktisch seit 2,5 Jahren einen chronischen Husten. Alles begann in seiner aller-‎ersten Kindergartenwoche. Nach der ersten Woche wurde er krank mit Husten, ‎Schnupfen und Fieber. Schnupfen und Fieber waren irgendwann weg und der ‎Husten ist geblieben. Wir haben alle Phasen des Hustens durch von trocken bis ‎feucht mit sehr viel Schleimbildung. Es folgten div. Untersuchungen: Allergien, ‎Nahrungsmittelunverträglichkeit, Schweißtest, HNO-Bereich alles unauffällig bzw. ‎negativ. Er wurde über MOnate hinweg mit Salbutamol, Budiair, Atrovent etc. ‎behandelt. Keine wesentliche Besserung. Es folgte eine Ph-Metrie, welche einen ‎leichten Reflux ergab. Daraufhin Behandlung insg. 7 Monate lang mit AntraMups. ‎Keine wesentliche Besserung. HIS‘-Winkel in Ordnung. Im Oktober 2012 (also ‎praktisch nach über 1,5 Jahren) eine Kinderpneumologin den Verdacht auf ‎Mycoplasma pneum. Das anschließende serologische Blutbild war ein Volltreffer, ‎extrem hoher Titer IgM/IgA und IgG. Behandlung mit Clarithromycin für 10 Tage. ‎Absolute Besserung der Husten reduzierte sich auf ca. 5-10 %. Drei Wochen später ‎der nächste grippale Infekt. Husten wieder nach dem alten Muster und hört nach dem ‎Abklingen des Infekts wieder nicht auf. Erneute Überprüfung des Mycoplasma-Titers: ‎rückläufig aber immer noch hoch. Erneute Behandlung mit Clarithromycin diesmal für ‎drei Wochen. nach Behandlungsende ca. 3-5 % Husten noch da. Erneute Über-‎prüfung des Titers: leicht positiv, fast im Normbereich. Das war im Januar 2013. Er hat-‎te noch nie eine Das ganze Jahr über wurde der Husten langsam aber sicher weniger ‎bis es Anfang Juli 2013 komplett aufgehört hat (auch das ständige Räuspern). Anfang ‎September 2013 bekam mein Sohn hohes Fieber und Schnupfen. Nach 6 Tagen hat ‎er entfiebert und fing am nächsten Tag zu Husten an. Absolut nach dem alte Muster: ‎teilweise pausenloser (ca. alle 5 Sek.) mal trockener mal feuchter Husten, ständiges ‎räuspern. Vertretungskinderärztin nahm Blut ab: Mycoplasmen positiv, Verdacht auf ‎aktive Infektion. Behandlung 10 Tage Clarithromycin. Diesmal sprach er nicht so gut ‎darauf an. Nach Behandlungsende immer sehr viel feuchter Husten bzw. v. a. nachts ‎Schleim im Rachen (Schleim blubbert im Rachen nachts). Das ist der heutige ‎Zustand. ‎ Für mich ist ganz klar, dass mein Sohn einen chronischen/persistierenden Mycoplas-‎mainfekt hat, der damals als das ganze losging nicht entdeckt und rechtzeitig ‎behandelt wurde. Unser Kinderarzt sieht es anders, sagt es kann nicht sein, dass es ‎so lange persistiert. Soweit ich mich eingelesen habe, sagt die Fachliteratur was ‎anderes. ‎ Wissen Sie Rat bzw. wie ist Ihre Einschätzung? Wie kriege ich die Mycoplasmen aus ‎meinem Kind dauerhaft weg? Ich weiß, dass Mycoplasmen nach einer Behandlung ‎noch lange persistieren und Husten verursachen können. Aber bei uns hör es einfach ‎nicht auf und die Belastung durch die Dauerhusterei ist extrem groß für uns alle. Er ‎wird nächstes Jahr eingeschult und ich mache mir ernsthaft Sorgen um seine ‎schulische Laufbahn, wenn er dann auch ständig fehlt, weil er die Nacht ‎durchgehustet hat und nicht zum Schlafen kam bzw. er mit seinem ständigen ‎Husten/Räuspern den Unterricht stört. ‎ Vielen Dank für Ihre Bemühungen im Voraus.‎


Prof. Dr. med. Ulrich Wahn

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Der Verlauf der Erkrankung mit deutlicher Besserung in der ersten Jahreshälfte 2013 spricht gegen eine chronische Infektion. Offenbar ist es im September zu einer Neuinfektion gekommen, wie Sie oft von anderen Kindern (Kindergarten, Schule) erworben wird. Die hohen Antikörper sprechen für ein gut funktionierendes Immunsystem. Längerfristig dürfen Sie darauf vertrauen, dass somit die Infektionsketten allmählich Besserung zeigen. Gruß, Ulrich Wahn


alaela

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Hallo Herr Prof. Wahn, vielen Dank für Ihre rasche Rückmeldung. D. h. Sie gehen eher davon aus, dass er sich die Mycoplasmen immer wieder neu holt? Als Kleinkind wurde ihm bereits ein hyperreagibles Bronchialsystem vom KA bescheinigt, er hatte allerdings noch nie eine Lungenentzündung, war aber bis er ca. 2,5 Jahre war mit jedem Schnupfen obstruktiv. Ich habe stark das Gefühl, dass es bei ihm wirklich in den Schleimhäuten v.a. im Rachenbereich/Luftröhre? sitzt. Bei der aktuellen Situation ist die Behandlung mit Clarithromycin seit einer knappen Woche beendet, aber mit dem Husten und der Verschleimung will es einfach nicht besser werden. Klar gab es dieses Jahr eine Besserungstendenz, aber jetzt ist alles mit voller Wucht wieder zurück. Ich habe das Gefühl, dass es bei ihm wirklich in den Schleimhäuten sitzt und in der infektfreien zeit durch geringeren Husten bemerkbar macht, aber bei jedem neuen grippalen Infekt wieder voll ausbricht. Kann das nicht sein? Wie werden wir die Mycoplasmen los? Mein Mann und ich haben uns bereits testen lassen und sind negativ. Seinen kleinen Bruder hat er bereits zweimal angesteckt, auch gerade aktuell. Bei ihm wirkt das Clarithromycin sehr gut, er ist danach absolut symptomfrei. Vielen Dank für Ihre Bemühungen.


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