Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Schwangerschaft

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Schwangerschaft

Mitglied inaktiv

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Guten Morgen! Ich hätte da mal eine Frage bezüglich Haarefärben während der Schwangerschaft!Ich habe mir vot genau drei Tagen die Haare gefärbt,habe jetz aber Angst das was mit den Kind sein könnte.Bin schließlich jetzt in der 15ssw Bitte um Antwort Danke Mfg Camilla


Martina Höfel

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Liebe marci, sofern keine Aufnahme der Inhaltsstoffe in großem Umfang (z. B. orale Aufnahme) stattfindet, ist eine kindliche Schädigung durch Haarfärbemittel nicht zu befürchten. Ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko lässt sich aus den aktuellen Daten beim Menschen nicht ableiten. Da jedoch für zahlreiche Wirkstoffe keine ausreichenden Untersuchungen beim Menschen existieren, sollte die Anwendung im ersten Schwangerschaftsdrittel mit Zurückhaltung erfolgen. So sagt es unser Dr. Paulus - Facharzt u. Leiter des Instituts für Reproduktionstoxikologie an der Klinik St. Elisabeth - Lehrkrankenhaus der Uni Ulm - hier bei RuB. D.h. im Einzelnen: Haarfärbemittel können eine Vielzahl von Substanzen enthalten, von denen ich einige wichtige Stoffe erläutern möchte. Langkettige Alkohole wie Cetearylalkohol, Cetylstearylalkohol dienen zur Herstellung von Emulsionen. Bei lokaler Anwendung sind außer Überempfindlichkeitsrekationen der Haut keine Komplikationen beschrieben. Bei Oleth-30 handelt es sich um Polyethylenglykolether mit Ölsäure, die ebenfalls nicht im Verdacht einer embryotoxischen Wirkung stehen. Entsprechendes gilt für die Polyethylenglykolether Ceteth-5, Ceteareth-7, PEG-2-Stearat. Für Bleichmittel wie Ammoniumhydroxid und Wasserstoffperoxid liegen bei lokaler Anwendung ebenfalls keine Hinweise auf eine embryonale Schädigung vor. Ethanolamin wird als Lösungsmittel in der Industrie und in Haarpflegemitteln eingesetzt. Nach lokaler Anwendung bei trächtigen Ratten und Kaninchen zeigten sich selbst bei maternal toxischen Dosen von 225 bzw. 75 mg/kg/d keine Hinweise auf eine embryonale Schädigung (Liberacki et al 1996). Füttert man trächtige Ratten mit hohen Dosen von Ethanolamin (50 bis 500 mg/kg/d) treten dosisabhängige Vergiftungserscheinungen bei Mutter und Embryo auf, ohne daß spezielle Fehlbildungen ausgelöst werden (Mankes 1986). Der aromatische Alkohol Resorcin ist in Dermatika zur Behandlung von Akne, Seborrhoe, Ekzemen und Psoriasis, aber auch in Kosmetika und vielen Produkten der chemischen Industrie enthalten. Bei Ratten und Kaninchen zeigten sich unter Resorcin 40 bis 500 mg/kg/d bzw. 25 bis 100 mg/kg/d keine fruchtschädigenden Effekte (DiNardo et al 1985; Spengler et al 1986). Das Collaborative Perinatal Project stellte bei 118 Schwangeren keinen Anstieg angeborener Anomalien nach Behandlung mit Resorcin fest, wobei jedoch nur 18 Patientinnen im ersten Schwangerschaftsdrittel exponiert waren (Heinonen et al 1977). Die drei Aminophenol-Isomere m-, o- und p-Aminophenol werden zum Färben der Haare verwendet. Wie andere Anilinderivate können sie bei Aufnahme in die Blutbahn zu Methämoglobinämie führen (Harrsion & Jollow 1987). In Tierversuchen wurde eine Aufnahme von 11% des p-Aminophenol über die Haut nachgewiesen (Elder 1988). p-Aminophenol, in geringerem Umfang auch o- und m-Aminophenol, führten in Laboruntersuchungen teilweise zu Erbgutveränderungen (Eiche et al 1990, Elder 1988). Inwieweit diese Resultate eine Bedeutung für die menschliche Fortpflanzung besitzen, ist nicht geklärt. Unter Fütterung von trächtigen Ratten mit p-Aminophenol stieg die Fehlbildungsrate nicht an (Burnett 1989). Erst bei maternal toxischen Dosen von 250 mg/kg/d wurden fruchtschädigende Effekte beschrieben (Elder 1988). Es kam zu Defekten an Schädel, Skelett und Darm. Unter Fütterung von Ratten mit m-Aminophenol trat selbst in maternal toxischen Dosen keine Zunahme von Fehlbildungen auf (Re 1984). Eine Studie an Hamstern mit allen drei Isomeren führte bei parenteraler Gabe von p- und o-Aminophenol zu vermehrten Fehlbildungen, jedoch nicht bei m-Aminophenol (Rutkowski & Ferm 1982). In Tierversuchen mit Ratten wurden handelsübliche Haarfärbemittel, die vor allem Substanzen aus der Klasse der Phenylendiamine enthalten, dem Futter zugesetzt. Unter Dosen bis zu 7.800 ppm ergab sich kein Anhalt für eine Fruchtschädigung. Ähnliche Resultate fanden sich bei Kaninchen unter Fütterung mit Dosen bis 97,5 mg/kg/d (Wernick et al 1975). Marks et al. (1981) injizierten trächtigen Mäusen 2-Nitro-p-Phenylendiamine (2-NPPD), 4-Nitro-o-Phenylendiamin (4-NOPD) und 2,5-Toluendiaminsulfat (2,5-TDS) in das Subkutangewebe. Erst bei maternal toxischen Dosen traten unter 2-NPPD (160 mg/kg/d) und 4-NOPD (256 mg/kg/d) Defekte wie Gaumenspalten und Myokardschäden auf. 2,5-TDS verursachte unter 64 mg/kg/d keine Anomalien. DiNardo et al. (1985) verabreichte trächtigen Ratten fünf oxidative Haarfärbemittel über das Futter, ohne fruchtschädigende Effekte zu erkennen. Diese Färbemittel enthielten folgenden Substanzen: 4,4-Diaminodiphenylsulfat (50 mg/kg/d), N-(2,-hydroxyethyl)-4-nitro-o-p-phenylendiamin (200 mg/kg/d), 2,3-Dihydroxynaphthalen (450 mg/kg/d), N,N-Dimethyl-p-Phenylendiamine (150 mg/kg/d) und Resorcin (500 mg/kg/d). Liebe Grüße Martina Höfel


Mitglied inaktiv

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Hallo Marci, Wenn Du Haare färben willst, wird die Chemie über Deine Kopfhaut aufgenommen und kann somit auch an das Kind übertragen werden Das Haare tönen ist schonender, als das Färben. Aber am aller schonendsten ist das Strähnchen ziehen, weil da die Farbe nicht direkt mit Deiner Kopfhaut in Berührung kommt..... Vielleicht kannst Du auf das Färben verzichten? Ich habe es damals in der SS sein lassen - schnapp Dir das Geld, was Du ausgeben würdest, kauf Dir ein nettes "Schmuckstück" und freue Dich daran - manchmal lenkt das von den Haaren ab:-) Mira


Mitglied inaktiv

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Man geht davon aus, dass sehr geringe Mengen der in den Haarfärbemitteln enthaltenen Substanzen vom Körper aufgenommen werden und zum Kind übertreten. Da in der ersten Zeit die Embryonen und Feten sehr empfindlich sind, wird eher davon abgeraten, sich die Haare zu färben. Es wird jedoch kein definitives Verbot ausgesprochen, so dass die Entscheidung im Ermessen der werdenden Mutter liegt. Generell wird aber der Ratschlag erteilt, Medikamente und eben auch giftige Substanzen beziehungsweise Genussgifte während der Schwangerschaft zu meiden. Dazu zählen auch Haarfärbemittel. Eine direkte toxische Wirkung ist aber nicht bekannt, da diese Kosmetikprodukte ansonsten einer Kennzeichnungspflicht unterliegen würden. Wegen geringerer Aufnahme der chemischen Substanzen wären Strähnchen in der Schwangerschaft grundsätzlich vorzuziehen.


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