Frage im Expertenforum Hebamme an M. Sc. Martina Höfel:

Randständige Plazentagefäße lebensgefährlich

M. Sc. Martina Höfel

M. Sc. Martina Höfel
Master of Science in Midwifery, Hebamme im DHV - Deutscher HebammenVerband e.V.

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Frage: Randständige Plazentagefäße lebensgefährlich

Fibexi

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Hallo, ich hoffe, hier ein kleines Stück weiter zu kommen. Ich, 35, bin schwanger mit Kind 3 und in der 29. Woche. Vorgestern hat der Gyn das 3. Screening gemacht und da noch mal nach der Plazenta geguckt, die beim letzten US vor 5 Wochen noch eine Plazenta Prävia Marginalis war. Er war optimistisch und sie hatte sich auch tatsächlich 2cm vom inneren Muttermund weggezogen. Er meinte, 5cm seien aber besser und sah dann gleichzeitig über einen weiteren vaginalen US und Doppler, dass die Plazenta dort “einige lustige Gefäße“ hat. Daraufhin sprach er davon, dass es dann (zusätzlich zur immer noch BEL) nach Kaiserschnitt aussieht und wir sie wohl Mitte der 30er Wochen holen müssten. Er hoffe aber, dass wir es bis 36+0 oder 37+0 schaffen. Wenn es zur Geburt kommen würden, könnte es zu hässlichen Blutungen kommen. Dass ich mich vorher schonen soll oder Blutungen bekommen könnte, davon sagte er nichts. Einen Tag danach habe ich meiner Hebamme davon berichtet. Sie war sehr schockiert und meinte, dass sich das nach abirrenden Gefäßen anhören würde oder extraplazentaren Gefäßen, die schei* gefährlich werden können. Ich solle sofort meine Kliniktasche packen, mich auf das Schlimmste (plötzliche lebensgefährliche Blutungen mit Not-KS) vorbereiten und dass so eine Diagnose die schlimmste wäre, die eine Hebamme einer Schwangeren machen könne. Sie meinte, der Arzt sei mit Mitte der 30er Wochen noch optimistisch gewesen. Die meisten würden es nur 32 oder 33 Wochen schaffen. Ein Tritt des Kindes oder eine Übungswehe (die ich wie immer reichlich habe) würde da schon reichen und könnte zu massiven Blutungen führen. Daraufhin habe ich heute noch mal beim Gyn angerufen. Die fielen aus allen Wolken und wollten wissen, was das für eine Hebamme sei, die mir so eine Panik machen würde. Sie haben dann extra noch mal beim Arzt (der wohl auch Oberarzt einer klitzekleinen Klinik ist) nachgefragt. Es handelt sich um “randständige Plazentagefäße“ und dass es nicht so gefährlich wäre wie von der Hebamme geschildert. Ich solle mich entspannen und beim nächsten Schall in 12 Tagen würden sie dann auch noch mal genau gucken. Die Hebamme hat mir echt total Angst gemacht. Nächste Woche habe ich bei einer anderen Gyn einen Termin für eine zweite Meinung und Anfang Januar noch in der Uniklinik. Was ist unter randständigen Plazentagefäßen zu verstehen? Wann, wie und für wen können die gefährlich werden? Es sind definitiv keine mütterlichen Gefäße. Vielen Dank


Martina Höfel

Martina Höfel

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Liebe Fibexi, hier darf man vier völlig unterschiedliche Dinge nicht durcheinander bringen. Punkt eins: Ihre Placenta hat einen tiefen Sitz, liegt aber nicht über dem Muttermund. Bis zur 35.SSW wird sie sich sogar noch ein wenig mehr davon entfernen. Wenn die Placenta über dem Muttermund sitzt, dann gibt es in der Tat manchmal schon sehr früh (ca. 32.-34.SSW) annoncierende Blutungen. Damit ist aber bei Ihnen nicht zu rechnen. Punkt 2: Die Nabelschnur sitzt normalerweise in der Mitte der Placenta. Das kommt daher, dass sich Zellen rund um die eingenistete Eizelle auf den Weg machen und Plazenta werden wollen. Die in die Schleimhaut eingenistete Fruchtanlage sieht aus wie eine Plexiglaskugel mit rundherum Behaarung. Die Ernährung dieser Behaarung funktioniert im Normalfall im Bereich rund um die Fruchtanlage am besten. Deshalb entwickelt sich die Placenta dort mit der Nabelschnur in der Mitte. Sind die Ernährungsbedingungen rund um dieFruchtanlage nicht so klasse (z.B. weil Narbengewebe keine Schleimhaut mehr hat), dann breiten sich die Haare (späterPlacentagewebe) einfach mehr zur Seite aus. Das ist bei Ihnen passiert. Darum sitzt die Nabelschnur nicht in der Mitte sondern am Rand. Punkt 3: Dazu passt, dass die Nabelschnurgefässe sich vielleicht teils in der Eihaut befinden. Meist findet man diesen Befund erst nach der Geburt der Placenta. Wenn Ihr Gyn das jetzt schon gesehen hat, dann kann man bei der Placentageburt ein bißchen vorsichtig sein, damit die Nabelschnur beim Gewinnen der Placenta nicht abreisst. Am besten Sie hocken sich zur Geburt der Plazenta einfach hin und lassen die Placenta einfach herausgleiten. Punkt 4: Was die Kollegin meint, sind Gefäße, die von der Placenta über die Eihäute wieder zur Placenta zurückführen. Diese sind a) sehr selten, b) in der Tat gefährlich, weil sie bei einem Blasensprung zerreissen können, c) aber bei Ihnen definitiv nicht vorhanden! Und die BEL hat noch ein paar Wochen Zeit sich in eine Schädellage zu verwandeln. Also: ruhig bleiben und den Dingen Ihren Lauf lassen! Liebe Grüße Martina Höfel


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