Frage im Expertenforum Entwicklung von Babys und Kindern besser verstehen an Ingrid Henkes:

Woran erkennt man ein unsicher gebundenes Kind?

Ingrid Henkes

 Ingrid Henkes
Analytische Kinder- und Jugendlichen­psycho­therapeutin

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Frage: Woran erkennt man ein unsicher gebundenes Kind?

Krissi91

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Ich habe einen 4 jährigen Sohn. Damals gab ich ihn auf Wunsch meines Mannes mit 19 Monaten in die Kita. Aufgrund von Corona konnten wir ihm ansonsten keinerlei soziale Kontakte bieten uns deshalb gab ich damals nach. Die Eingewöhnung lief aufgrund von Corona total schnell und er wurde nach 3 Tagen allein dort gelassen. Er weinte lange beim Abgeben und rief immer "heim". Er klammerte sich regelrecht an mich und schrie, sodass ich auch weinte. Bis heute werde ich mir vor, ihn in diesem Moment dennoch dort gelassen zu haben und fürchte mich, dass unsere Bindung dadurch fur immer leidet und ich ihn mit einem zu frühen Start dort traumatisiert habe. Als er 20,5 Monate war Schloss der Kindergarten dann bis mein Kind ca 2 war und bis Mai dann noch sehr oft. Von 2,5 bis 3 war er mit uns auf Reisen und auch nicht im KiGa. Gefuhlsmäßig braucht er bis heute viel Zuneigung, sagt oft dass er uns liebt, kuschelt gerne, ist liebevoll, schlâft noch immer neben mir im Bett. Dennoch mache ich mir Vorwürfe. Heute weiß ich, dass er vom Charakter her einfach sensibler und zurückhaltender ist und einfach nur mich damals gebraucht hätte und keine anderen Kinder/ Leute. Woran oder an welchen Verhaltensweisen würde ich eine Traumatisierung oder eine unsichere Bindung zu mir erkennen? 


Ingrid Henkes

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Guten Tag, ich denke, dass Sie nicht davon ausgehen müssen, Ihren Sohn durch diese schwierige Kigaeingewöhnung traumatisiert zu haben. Die Situation damals war sicher nicht günstig für ihn, aber sie dauerte nur kurz. Sie haben danach viele Gelegenheiten gehabt - nicht zuletzt durch das gemeinsame Reisen - die Bindung weiter zu festigen und zu vertiefen. Unsicher gebundene Kinder sind meist einem uneinheitlichen Bindungsverhalten der Mutter ausgesetzt. Das war bei Ihnen sicher nicht der Fall. Diesen Kindern fehlt es dann oft an der Sicherheit, dass die Mutter für sie da ist. Sie können so keine oder kaum Objektkonstanz entwickeln. Das bedeutet, sie entwickeln keine innere Vorstellung davon, dass sie auch in deren Abwesenheit eine Mutter haben. Daher suchen sie ständig die Nähe der Mutter; eine Loslösung fällt ihnen schwer. Für Ihren Sohn waren die Trennungen von Ihnen damals schwierig. Er hat aber gleichzeitig immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Sie wiedergekommen sind und die Trennung nur eine vorübergehende war. Das ist für die psychische Entwicklung von großer Bedeutung, da es Kindern hilft, die unbedingt notwendige Erfahrung der Trennung leichter zu bewältigen. Merkmale von Traumatisierungen zu beschreiben ist im Alter Ihres Sohnes schwierig. Am auffälligsten wären sehr altersuntypische Verhaltensweisen, aber selbst diese müssen kein Indiz für eine Traumatisierung sein. Die kindliche Psyche ist in diesem Alter noch sehr plastisch und mögliche negative Erfahrungen können sehr gut durch genügend positive Erfahrungen ausgeglichen werden. Für Ihren Sohn ist es am hilfreichsten, wenn Sie versuchen, Ihr schlechtes Gewissen abzulegen. Sie hatten damals gute Gründe für Ihre Entscheidung und haben bestimmt versucht, das beste aus der Situation zu machen. Auf der Basis Ihrer damaligen Erfahrungen können Sie sich jetzt darauf konzentrieren, was aktuell für Ihren Sohn wichtig ist. Ich wünsche Ihnen alles Gute. Ingrid Henkes


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